Bruce Springsteen
Bruce Springsteen – sein Buch ist genau so ein Genuss wie die Konzerte von ihm!

Wer hätte gedacht, dass Bruce Springsteen, der schon jetzt zu den größten Musikern aller Zeiten gehören dürfte, früher kaum Geld hatte, um sich eine Gitarre zu leisten? Erst nachdem er einen miefigen Billardtisch verkaufte und seine Mutter eisern gespartes Geld dazugab, konnte er sich DAS Musikstück ergattern, mit dem er den Grundstein für seine Weltkarriere legen sollte.

Springsteen beschritt harten Weg für seine Musik

Dass er für das billige Gitarrenmodell seinerzeit verlacht wurde – was soll`s?! Den damals Lachenden wird das Gesicht schnell eingeschlafen sein, denn lange vor seinem Durchbruch war Springsteen in seiner Heimat New Jersey als Künstler bereits ziemlich angesagt.

Freilich war auch der Weg zum Lokalmatadoren steinig und hart, die familiären Umstände nicht immer einfach.

In seiner kürzlich erschienen Autobiographie „BORN TO RUN“ erzählt Springsteen ausführlich von seinen Anfängen, nimmt den Leser mit in seine Kinderzeit und gewährt Einblicke in das Familienleben der Springsteens. Der Umfang der Sippe war beachtlich – das Sagen hatten die weiblichen Familienmitglieder. Dazu merkt der Boss an:

„(…)waren es in meiner Familie die Frauen, die über die Welt herrschten! Sie ließen ihre Männer in dem Glauben, das Sagen zu haben, dabei war schon auf dem ersten Blick zu erkennen, dass diese Männer mit ihnen nicht annähernd mithalten konnten.„

In seinem Buch geht Springsteen auch ausführlich auf die Beziehung zu seinem Vater ein, thematisiert dessen depressive Phasen, die die Kindheit des Megastars oftmals ziemlich belasteten.

Dass Springsteen später selbst die eine oder andere schwere, depressive Phase durchmacht, verhehlt er nicht. Allerdings bleiben die Berichte darüber Tendenzen, sie dominieren die Autobiographie in keinster Weise. Viele Rezensionen und Artikel im Zusammenhang mit Springsteens Werk in den (noch) führenden Medien stellen ja gerade das ziemlich heraus und zielen ziemlich intensiv auf die depressiven Phasen des Musikers ab, so als würden sich diese wie ein roter Faden durch das Buch ziehen!

Depressive Phasen bleiben Randnotiz im Buch

Aber – wie gesagt – in der Autobiographie bleibt es, im Verhältnis gesehen, die eine oder andere Randnotiz.

Dass die Erzählung seiner Lebensgeschichte so persönlich rüberkommt, macht das Lesen zum Genuss. Wie es heißt, hat der Boss in den letzten sieben Jahren an der Autobiographie gearbeitet. Man versteht das so, als wenn er sie auch wirklich selbst geschrieben hat. Das wird kaum jemand nachprüfen können – zu viele ausgezeichnete Ghostwriter gibt es auf der Welt.

Dennoch geht man während des gesamten Buches davon aus, dass Springsteen jedes einzelne Wort zu Papier gebracht hat.

Die Kapitel lesen sich weg wie nichts, man erfährt als Leser sehr viel persönliches und taucht ein in die Anfänge seiner internationalen Karriere. Es macht unglaublichen Spaß zu lesen, wie unermüdlich Springsteen an seinem Traum, Musiker zu werden, arbeitete, wie er die vielen, vielen Rückschläge meisterte, mit den ersten Erfolgen umging und was ihn antreibt, in vielen seiner Songs über die ganz normalen (kleinen) Leute und ihr – oftmals hartes – Leben zu singen.

Auch erfährt man in dem Buch sehr viel über Springsteens E-Street-Band, die seit Jahrzehnten untrennbar mit der Musik vom Boss verbunden ist. Wie die Band sich formte, wer warum wann ging und wer wie neu an Bord kam: all das schildert Springsteen detailliert, spannungsreich und auch unterhaltsam.

Gesellschaftspolitische Themen greift der Boss immer wieder auf

Ernstere Töne werden angeschlagen, wenn der Künstler auf die verschiedenen politischen Zeiträume eingeht, die seine Karriere von Beginn an begleiteten. Vieles davon, was Springsteen als anprangerungswürdig erachtete, bekam in seinen unzähligen Liedtexten eine musikalische Umkleidung.

Dass er zudem so gern über ganz normale Menschen und deren Leben – mit dem sich seine Fans bis heute identifizieren können – singt, ist definitiv den Lebensumständen seiner Familie geschuldet, in denen es, zum Beispiel, nicht selbstverständlich war, alle paar Tage ausgiebig zu baden.

Einige Aussagen wirkten auf mich zudem, als hätte Springsteen sie aufgrund der aktuellen Lage in Deutschland 2016 getätigt, zum Beispiel diese hier:

„Läuft im Radio großartige Musik, ist das wie ein natürlicher, subversiver Akt gegen die kontrollierten Nachrichten, die täglich von den Machthabern, den Werbefirmen, den Mainstream-Medien, den Nachrichtenagenturen und den Wächtern des Status quo mit ihrer Geist, Seele und Lebenslust abstumpfenden Agenda über den Äther geschickt werden.“

Alles in allem ist das Buch irgendwie auch ein zwischen Pappdeckel gepresstes Konzert, man wünscht sich, dass man so schnell mit dem Werk nicht ans Ende gelangt!

Ich habe das Buch kaum und wenn, dann widerwillig, aus der Hand gelegt – ja, ich habe es nahezu „aufgesogen“. Dabei bin ich nicht mal ein riesiger Springsteen-Fan, ich mag seine Songs, vor allem die Balladen, schon immer und habe bislang zwei seiner Konzerte (in München und in Leipzig) besucht.

Ehrliche Art von Springsteen begeistert

Die ehrlich rüberkommende Art Springsteens, Musik zu machen, gefällt mir einfach, gefiel mir schon in Zeiten des “kalten Krieges”.

Auch mag ich an ihm, dass er kein Typ für großes Schicki-Micki-Gedöns ist: er kommt – ohne Vorband – auf die Bühne und legt los. Satte drei Stunden lang!

Ein wenig Zeit mehr werden die meisten Leser mit dem Buch, seiner Autobiographie, ganz bestimmt verbringen und – wie über seine Konzerte auch – kann man da nur sagen:es lohnt sich. Total!

BORN TO RUN, Autobiographie, erschienen im HEYNE Verlag, um 27,00 €.  Auch als Hörbuch erhältlich.

Bildnachweis: picture alliance/AP/Invision

Ein Gedanke zu „Bruce Springsteen: Ein Buch wie ein Konzert – die Autobiographie vom Boss“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert