Elton John
Elton John beschreibt in seiner Autobiografie viele private Erlebnisse.

Wer sich je ein Bild darüber machen wollte, wie es im Leben von Elton John weitergeht, wenn die Show zu Ende ist oder was der Weltstar so macht, wenn er die Krise hat, sollte die Ende 2019 auf Deutsch erschienene Autobiografie des Klavier-Virtuosen und begnadeten Sängers lesen.

Das fast fünfhundert Seiten dicke Buch (“Ich. Elton John”) dürfte allerdings nicht nur eingefleischte Elton-John-Fans fesseln. Die Einblicke in das Leben von John sind auch für jene interessant, die sich “nur” für die Welthits des Sängers begeistern.

Elton John hat ganz klein angefangen

So erfährt man, wie das Leben des Künstlers aussah, als noch nicht Massen zu seinen Konzerten kamen und er mit einer eher unspektakulären Band durch die Lande tingelte und einem absolut unglamourösen Job bei einem Musiklabel nachging. Auch kann man dem Buch entnehmen, wie Kindheit und Jugend von John aussahen. Nämlich nicht gerade rosig. Seine Eltern stritten viel und ließen sich letztlich scheiden. Der kleine Elton John, der mit bürgerlichem Namen Reginald Dwight heißt, litt viel unter dem schlechten Klima, das aus der Ehe seiner Mutter und seines Vaters resultierte. Hinzu kamen unberechenbare Wutanfälle seiner Mutter, obgleich Elton John seinen Vater ebenfalls als unbeherrscht beschreibt.

Eine Eigenschaft, die auch den Weltstar ein Leben lang begleitet. In seinem Buch beschreibt er so manche Unbeherrschtheit in späteren Jahren, als er schon ein gefeierter Star war. Dass er es soweit brachte, mag auch an dem Klavier gelegen haben, das der Großmutter Johns gehörte und auf dem er schon in jungen Jahren spielte. Musikunterricht mit bereits sieben Jahren folgte. Der musikbegeisterte Junge sog seinerzeit alles auf, was an Songs auf Schallplatte gepresst wurde und widmete sich begeistert dem Sammeln der Scheiben. So manchem Künstler, dessen Musik er auf Schallplatte hörte, sollte er später real begegnen.

Spektakulärer Zufall brachte den Künstler mit Texter-Genie zusammen

Dass dieses “Später” eine solche außergewöhnliche Karriere wurde, dürfte einem Zufall geschuldet sein. Als der junge Elton John erfolglos versuchte, bei einem Musiklabel unter Vertrag zu kommen, gab man ihm zwar eine Abfuhr, aber gleichzeitig einen Umschlag in die Hand. Dieser Umschlag, der von einem der Verantwortlichen des Labels unwillkürlich aus dem Regal gezogen wurde und sich als die Zuschrift eines unbekannten Texters an das Label entpuppen sollte, stellte die Weichen für das weitere Leben Johns. Was vermutlich als eher mitleidige Geste gedacht war, um dem jungen Mann die Niederlage des Termins etwas abzumildern, brachte die Karriere des Ausnahmekünstlers ins Rollen.

Elton John traf sich mit dem jungen Texter, es funkte beruflich sofort und beide begannen eine Zusammenarbeit, die über Jahrzehnte anhalten sollte. Bernie Taupin – so der Name des Texters – lieferte die Worte, John machte einen Song daraus. Schrieben die beiden anfangs noch mit der Prämisse, die Stücke an bekannte Künstler zu verkaufen, stand bald schon Elton John selbst im Rampenlicht. Die Live-Auftritte mehrten sich und mit ihnen der Erfolg. Auch in den USA war der talentierte Brite bald ein gefeierter Star.

Wie so oft kamen aber mit dem Durchbruch auch Probleme in das Leben von Elton John. Bald spielen Drogen und Depressionen eine Rolle. Auch sollte es noch dauern, bis der Künstler sich – so wie heute – entspannt offen schwul in der Öffentlichkeit präsentierte. Wie oft Elton John mit seiner Sexualität gerungen hat, macht das Buch sehr deutlich. So ging er beispielsweise eine Ehe mit einer Deutschen ein, die jedoch von Beginn an zum Scheitern verurteilt war und denn auch mit Scheidung endete.

Viele private Episoden mit einem Schuss Selbstironie

Neben den vielen privaten Episoden, die der Künstler oft selbstironisch aufs Korn nimmt und dem Leser zeigt, dass auch Weltstars nicht davor gefeit sind, tagelang unglücklich im Bett herumzuhängen, erfährt man auch vieles über die Hintergründe jener Ereignisse, an denen Elton John maßgeblich mitgewirkt hat. So zum Beispiel sein Auftritt bei der Trauerfeier für Lady Diana. Für die so früh gegangene Prinzessin, mit der der Künstler auch privat befreundet war, schrieb sein Texter den Song “Candle in the Wind” um in “Goodbye England’s Rose“. Im Buch schildert John, wie er sich eigens für dieses traurige Ereignis einen Teleprompter aufstellen ließ, um nicht aus der Gewohnheit heraus den ursprünglichen Text, der sich auf Marilyn Monroe bezog, zu singen.

Bekanntlich ging alles gut und der Song dürfte in Sachen der Verkaufszahlen Musikgeschichte geschrieben haben, denn als Single veröffentlicht verkaufte er sich immens. Bis heute gilt die Single laut Wikipedia seit 1997 in Deutschland mit 4,5 Millionen Exemplaren als meistverkaufte Single aller Zeiten.

Die Erlöse aus den Verkäufen gingen zugunsten eines Wohltätigkeitsfonds, der zum Gedenken an Prinzessin Diana ins Leben gerufen worden war.

Apropos Wohltätigkeit: Dass Elton John sich karitativ vielseitig betätigt, ist bekannt. Auch darüber gibt er in seiner Autobiographie Auskunft. Am erschütterndsten ist wohl die Geschichte des Jungen Ryan White. Der Junge aus Amerika bekam 1985 mit 13 Jahren die Diagnose AIDS. Angesteckt hat er sich vermutlich mit einer Blutinfusion, auf die er als Bluter angewiesen war. Daraufhin schloss man ihn nicht nur von der Schule aus, sondern schikanierte auch seine Familie. Elton John hörte vom Schicksal des Jungen und unterstützte die Familie spontan. Ryan selbst setzte sich bis zu seinem Tod 1990 gegen die Diskriminierung von AIDS-Kranken ein und inspirierte Elton John dazu, nach seinem Tod die “Elton John Aids Foundation“ zu gründen.

Schwieriges Verhältnis zur Mutter ist Thema im Buch

In seiner Autobiographie schreibt Elton John sehr offen über sein Privatleben. Setzt das Schlaglicht auf flüchtige erotische Begegnungen ebenso wie auf seine Beziehungen. Ausführlich beschreibt er, wie es zum Kennenlernen mit seinem heutigen Ehemann David Furnish kam und wie sich die Partnerschaft der beiden im Alltag gestaltet.

In diesem Zusammenhang erfährt der Leser auch, dass die Mutter Elton Johns sich auch ihrem erwachsenen Sohn gegenüber oft fragwürdig und geringschätzig verhielt. So zum Beispiel auf der Feier anlässlich der Eintragung der Lebenspartnerschaft zwischen John und Furnish. Im Buch macht Elton John keinen Hehl daraus, dass er die unbeherrschte Art seiner Mutter selbst im Erwachsenenalter oft noch fürchtete und zeigt an einigen Beispielen, wie gehässig und böse sie sich oftmals in den Jahren seiner erfolgreichen Karriere verhielt.

Im Buch heißt es dazu:

“(…)Das stete Rinnsal der Nörgelei, das Mitte der Siebzigerjahre begonnen hatte und sich seitdem ungebremst fortsetzte, war inzwischen zu einem reißenden Strom geworden, vor dem nichts und niemand mehr Bestand hatte. Die Frau fand alles scheiße. Ich hatte mir längst angewöhnt, entweder auf Durchzug zu schalten oder ihre Bemerkungen mit einem Lachen abzutun, doch andere Menschen reagierten oft regelrecht geschockt darauf(..)”.

Heute ist der Künstler längst mit David Furnish verheiratet. Die beiden haben zwei Söhne, die durch eine Leihmutterschaft entstanden sind. Wie sich das Leben mit den Jungs, deren Patentante Lady Gaga ist, gestaltet – auch darüber schreibt Elton John in seinem Werk sehr persönliche und interessante Zeilen.

Autobiografie liest sich spannend und ist mitreißend

Wie eingangs schon erwähnt, muss man kein eingefleischter Elton-John-Fan sein, um von dem Buch mitgerissen zu werden. Es ist einfach spannend und interessant zu lesen, wie klein doch auch so große Stars einmal angefangen haben und wie normal ihr Leben so manches Mal auch außerhalb des Rampenlichts ist.

Obgleich das auf Elton John nur bedingt zutrifft, denn freilich leistet sich der Sänger auch privat oftmals eine gewisse Egozentrik. Dass er dennoch so viele Situationen aus seinem Privatleben beschreibt, die auch jenen bekannt sein dürften, die nicht prominent sind, macht dieses Ausnahmetalent sehr nahbar. Zudem  enthält das Werk viele Episoden, die von dem Zusammentreffen Johns mit anderen weltberühmten Namen handeln. Angefangen von Elvis Presley über Tina Turner bis hin zur Queen, Michael Jackson und anderen Berühmtheiten.

Das Buch ist deshalb definitiv eine Leseempfehlung und verdient vom Unterhaltungs- und Spannungsfaktor her fünf prächtige Sterne! Wer den Weltstar auf Tour erleben will, findet hier Informationen. Bezugsquelle Buch: Unter anderem bei Amazon. Siehe unten.

Bildnachweis: picture alliance/Geisler-Fotopress

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