kind_schaut_fernEin Gastbeitrag von Andrea. Zugeben, dass die eigenen Kinder Fernsehen oder Videos schauen dürfen, löst heutzutage oft eine solche Empörung aus, als hätte man kundgetan, seinen Kindern Drogen zu verabreichen.

Viele Eltern haben zudem gar keinen Fernseher (mehr), nicht selten wird dieser Verzicht als hipper Lifestyle gefeiert.

Nun – ich gehöre nicht dazu, obgleich das Fernsehgerät bei uns daheim vom Computer ersetzt wurde und man vom klassischen „fern schauen“ eigentlich gar nicht reden kann. Richtig heißen müsste es deshalb, dass man sein Kind vor den Computer setzt.

Aber der Reihe nach.

Zunächst zu mir: ich bin Mitte Dreißig, alleinerziehend und selbständig. Meine Tochter ist sechs Jahre alt.

Und: sie darf ruhig auch mal eine Kindersendung oder ein Video im Netz schauen. Denn: ich finde daran überhaupt nichts Verwerfliches!

Wir alle kennen von früher das Sandmännchen oder Sendungen wie „Mach`s mit, mach`s nach, mach`s besser“, „Die Sendung mit der Maus“ oder auch „Jan und Tini auf Reisen“.

Sehr beliebt waren vor Jahrzenten auch Trickfilme wie Biene Maja, Heidi oder Tom und Jerry. Und wohl ziemlich jeder von uns, der  heute ab Mitte Dreißig aufwärts alt ist, ist  – zumindest, wenn er aus dem Osten Deutschlands stammt  – mit den „Geschichten aus dem Märchenwald“ groß geworden.

Pittiplatsch und Herr Fuchs lassen grüßen!

Ein paar Jahre später war dann „Colt Seavers“ der Hit und keiner der Heranwachsenden unserer Kleinstadt mehr auf der Straße, wenn der coole Stuntman in seiner Wanne voller Schaum lag.

Was ich damit sagen möchte:

bei den allermeisten der heute Mitte 30 bis Ende 40jährigen dürfte das Fernsehen in der Kinderzeit eine große Rolle gespielt haben.

Vor allem im Osten Deutschlands waren die Kindersendungen sehr hochwertig produziert und hatten oft einen pädagogischen Anspruch bzw. Mehrwert. Meiner Meinung nach ist das nicht im Ansatz vergleichbar mit heute, wo viele Medien schon den Kleinsten ideologischen Schwachsinn einbläuen oder Serien und Sendungen so billig und inhaltsleer aufgemacht sind, dass es einem graust. Die Auswahl, was die Kleinen schauen dürfen, muss denn heutzutage auch viel sorgfältiger getroffen werden, wie ich finde.

Und wenn das Angebot anspruchsvoll (oder auch nur schön!) ist, dann frage ich einfach: warum nicht?! Zumal man heute via Youtube ganz gezielt DAS für den Nachwuchs einschalten kann, wo man hundertprozentig weiß, dass es okay geht.

So halte ich es zumindest.

Als Kind gab es für mich in Sachen Fernsehprogramm feste Regeln. Das Sandmännchen durfte ich so gut wie immer schauen, später dann – dem Kleinkindalter entwachsen – Ausgewähltes.

Zum Beispiel die eingangs erwähnte Sendung „Mach`s mit, mach`s nach, mach`s besser!“, die zu DDR-Zeiten am Sonntagvormittag lief. Geschaut haben wir aber nur bei schlechtem Wetter, ansonsten waren Ausflüge angesagt.

Ich habe meine Eltern nie gefragt, ob sie es als „durchatmen“ empfunden haben, wenn wir seinerzeit vor dem Fernseher saßen, für mich – heute nun selbst Mama – kann ich das jedoch mit einem ganz klaren „Ja“ beantworten.

Ich bin da ehrlich!

Denn auch bei uns sind trübe oder verregnete Sonntagvormittage Tage, an denen meine Tochter sich was kindgerechtes im Netz anschauen darf.

Sei es eben die „Sendung mit der Maus“ oder „Jan und Tini auf Reisen“ oder einen Märchenfilm – vorzugsweise aus dem DEFA-Fundus, da ich diese Art Filme unschlagbar finde.

Was ich in dieser Zeit mache? Nun – ich leiste mir in diesem Zeitfenster, das höchstens 60 Minuten dauern darf, den unglaublichen Luxus, in einem guten Buch oder einer interessanten Sonntagszeitung zu stöbern.

Denn: wer ehrlich ist als Mama (oder auch Papa), der wird bestätigen, dass, wenn sich der Nachwuchs eine Kindersendung oder einen Kinderfilm anschaut, dann einfach mal Zeit zum Luft holen ist.

ES IST SO! Und weil das eben so ist, denke ich, dass wohl nicht wenige Mamas oder Papas – für eine bestimmte Zeit – genau SO verfahren. Sie lassen das Kind etwas schauen, was sie vorher selbst ausgewählt haben und gewinnen somit auch tagsüber einfach mal ein paar Minütchen, sich gewissen Sachen mit ganz viel Ruhe zu widmen. Das kann freilich auch die Steuererklärung oder ein wichtiges Telefonat sein.

Oder – vor allem in der Woche, wenn Sandmann-Zeit angesagt ist – einige Minuten der Ruhe bieten, in denen man konzentriert die Post durchgeht.

Verstehen Sie mich nicht falsch: das soll hier keineswegs ein Plädoyer dafür sein, seine Kinder vor Film und Fernsehen zu „parken“, um sich ausschließlich eigenen Dingen zu widmen.

Worum es mir geht, sind kleine „Lufthol“-Phasen, die ich als Alleinerziehende an gewissen Tagen einfach mal brauche.

Wenn damit beiden gedient ist – dem Elternteil UND dem Kind -, dann finde ich an überschaubaren Film- und Fernseh-Einheiten nichts Schlechtes dran. Ganz ehrlich!

Wie schon erwähnt, habe auch ich früher bei meinen Eltern fern schauen dürfen und es ist dennoch (so denke ich mal) was Vernünftiges aus mir geworden.

Zumal es in meiner Kinderzeit noch ganz normal war, bestimmte Ausstrahlungen auch tagsüber (und nicht erst abends zur Sandmännchen-Zeit) zu schauen.

Die „Flimmerstunde“ war so ein festes Ritual, sie kam am Sonnabendnachmittag. In den Ferien gab es das Ferienprogramm, es begann – wenn ich mich recht erinnere – jeweils 14.00 Uhr.

Bei schlechtem Wetter – so weiß ich noch – schauten wir dieses Programm in den Ferien täglich, bei sommerlichen Temperaturen zog`s uns natürlich ins Freibad und die Mattscheibe blieb aus.

Geschadet dürfte dieser überschaubare Fernsehkonsum wohl kaum jemandem haben. Und ich finde, das ist auch nicht vergleichbar mit – zum Beispiel – fragwürdigen Computerspielen, vor denen nicht wenige Kinder heutzutage viele Stunden lang hocken (dürfen).

Alles braucht – dieser Meinung bin ich – Grenzen und feste Spielregeln.

Was die Filme und Sendungen für mein Kind aus dem Web anbetrifft, habe ich dazu folgende Prinzipien:

  • Geschaut wird NUR bei schlechtem Wetter und dann auch nur an maximal drei Tagen pro Woche – die Sonntagsstunde an verregneten Vormittagen, in der ich dann mal in Ruhe was lese, mit eingerechnet!
  • Das Sandmännchen ist bei uns kein fester Termin, wenn mein Kind es schauen möchte (was mal mehr und mal weniger vorkommt), darf es das – NUR für diese fünf Minuten vor dem Abendessen. Ich habe dann meist schon unser Abendmahl gekocht, den Tisch gedeckt und gönne mir ein paar ruhige Minütchen zum Verschnaufen (oder eben zum Post durchsehen)
  • Erlaubt sind ansonsten zusätzlich maximal jeweils 60 Minuten, an höchstens drei Tagen pro Woche!
  • Ich wähle immer, IMMER, mit aus, was geschaut wird- bewegte Bilder, die mit Gewalt oder anderen verstörenden Inhalten zu tun haben, bekommt mein Kind nicht zu Gesicht. Um das zu gewährleisten, sollte man – wenn das Kind am Netz schaut – nur seriöse Quellen aufrufen und zur Sicherheit immer mal nachschauen, ob noch das eingestellte Programm läuft.
  • Sendungen wie KiKa (Kinderkanal) sind mit Vorsicht zu genießen! So werden dort Themen wie die „Flüchtlings“Krise ausschließlich auf DER Linie, die auch Frau Merkel gefällt, behandelt und zudem krude Beiträge über Religionen ausgestrahlt. Auch davor, Parteien zu erklären, scheut die Redaktion, die sich doch an den Maßstäben eines Programmes für die Kleinsten zu orientieren hätte, nicht zurück. Wenn KiKa, dann unbedingt in Hörweite bleiben! Besser aber ist es, diesen Sender zu meiden (meine Meinung).
  • Diese Prinzipien orientieren sich am Alter meines Kindes (6 Jahre). Für jüngere oder ältere Kinder sollten wiederum andere, ans Alter angepasste, Regeln gelten.

Und nun: Film ab! Sollen die Kleinsten an ausgewählten Zeiten ihren Spaß und Mamas und Papas mal ein paar Minütchen der Ruhe haben! Wie immer machen`s Dosis und Auswahl! Dümmer geworden dürften dadurch die wenigsten Kinder geworden sein!

Bildnachweis: Pexels.com, www.pexels.com

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