Einen verantwortungsvollen Job – den haben heute viele Frauen.

Und viele Frauen, die so im Leben stehen, vernetzen sich auf beruflicher Ebene. In Vereinen, Clubs und Verbänden treffen sie Gleichgesinnte und bauen damit ihr Netzwerk zur Festigung des beruflichen Standings oder für den nächsten Karriereschritt aus.

Ein solches Netzwerk bietet der B.F.B.M. – der Bundesverband der Frau in Business und Management e. V.

Der branchenübergreifende Verband ist auch in der Region Leipzig mit engagierten Frauen präsent. Man trifft sich monatlich – geschäftliche und eher freizeitorientierte Themen wechseln sich ab.

Ich bin neugierig auf die Damen geworden, als ich eine Einladung des Verbandes zum Segeln auf dem Zwenkauer See erhielt. Und da sich natürlich auch Frauen in der Medienszene super gern vernetzen und mit anderen Ladies in Erfahrungsaustausch treten, meldete ich mich kurzerhand beim Leipziger B.F.B.M. zum Segeln auf dem Zwenkauer See an.

Mit einer guten Bekannten, die schon lange B.F.B.M.-Mitglied ist, starteten wir an einem lauen, aber windigen  Spätnachmittag Richtung Leipziger Land.

Keine zwanzig Minuten dauerte es, bis wir in einer anderen Welt waren. Eben noch die laute – vom Feierabendverkehr gepeinigte – Großstadt und plötzlich eine Idylle, die man so eigentlich nur von Urlaubsorten kennt.

Eine gepflegte Straße führte direkt zum Ufer des Zwenkauer Sees, von dem ein Teil für einen kleinen Hafen abgetrennt wurde. Moderne Häuser erhoben sich hinter der Straße – die Bewohner kamen, durch die Ausrichtung der Domizile, fast alle in den Genuss von Wasserblick.

Wir stiegen aus und bummelten Richtung See. Die im kleinen Hafen liegenden Boote, das sanfte Plätschern des Wassers – von jetzt auf gleich schalteten wir vom Business- in den Erholungsmodus.

Die große Fläche des Sees verriet nicht, wie dieses Gelände vor mehr als 25 Jahren noch ausschaute.

Nämlich völlig anders:

öde Mondlandschaften, Sandkrater und unwirtliche Weiten, die wie eine schroffe Wüste wirkten – solche Landschaften prägten vor mehr als 25 Jahren das Umland in Leipzig.  In ihnen wurde Braunkohle abgebaut, die Messe-Metropole hing als  als umwelttechnischer Problemfall gleich mit dran.

Die Verschmutzung von Luft und Boden hatte es in sich – noch schlimmer war es damals nur im nahegelegenen Bitterfeld, einst die dreckigste Stadt Europas.

Davon war nichts mehr zu sehen oder zu spüren.

Wo sich früher riesige Bagger in die Landschaft frästen und das Umwelt-Desaster seinen Lauf nahm, ist heute eine wunderbare Seenlandschaft entstanden – der Zwenkauer See ist einer davon.

Das gesamte seenreiche Leipziger Umland nennt sich heute  „Leipziger Neuseenland“. Dass sich hier auch eine aktive Wassersportszene etablierte, war nur die logische Konsequenz.

Mit einem der neu entstandenen Vereine machten wir Bekanntschaft, seine Mitglieder stellten nämlich für unseren Segel-Trip die Boote zur Verfügung – der Yachtclub Zwenkau.

Dessen Vorsitzende, Stefanie Kreusch, ist lange Jahre schon im B.F.B.M. Leipzig aktiv und begrüßte uns herzlich.

Mittlerweile haben sich um die fünfzehn Frauen – Mitglieder und solche, die es noch werden wollten – am See eingefunden und sahen dem Segeltörn gespannt entgegen. Man machte sich miteinander bekannt, die Stimmung war unkompliziert und sympathisch.

Gezicke unter Weibern? Fehlanzeige!

Das wäre auch deshalb ein NO GO, weil Segeln ein Teamsport ist. Alle Frauen und Männer an Bord müssen – auch wortwörtlich gesehen – an einem Strang ziehen, alles andere wäre fatal.

Mittlerweile wehte ein noch stärkeres Lüftchen und so manche Frau aus der Gruppe schaute stirnrunzelnd zum Himmel.

„Ja, heute kann es tatsächlich sein, dass eines der Boote mal Schlagseite bekommt – der Wind frischt doch sehr auf“ – in dem Tenor führte uns Segelfachfrau Stefanie an das Thema, das für die meisten Frauen freilich noch Neuland war, heran.

Nicht wenige Frauen zuckten aufgrund dieser Worte zusammen, eine Frau bekannte freimütig, dass sie auf der Ostsee schon mal einem total verunglückten Segeltörn beiwohnte, der ihr „ein Trauma“ verschafft habe.

„Alles kein Problem!“ – Stefanie verwies auf zwei Boote, die für die Frauen, die vielleicht doch mit eher gemischten Gefühlen den gewohnten, festen Boden verlassen, geeignet sind. Ein Motorboot und ein sehr stabiles Segelboot, bei denen die Wahrscheinlichkeit, schräge Seitenlage zu bekommen, doch eher gering war.

Für die wagemutigeren Frauen war ein kleines Segelboot vorgesehen, das von einer versierten Seglerin aus dem Zwenkauer Yachtclub gesteuert werden sollte. Um dieses Boot scharte sich ein kleines Grüppchen, ich schloss mich sicherheitshalber den Frauen an, die nicht so risikofreudig waren.

Am Steg wurden wir von Leo – unserem Skipper – begrüßt. Ein drahtiger Typ, der Vertrauen ausstrahlte und uns sein Segelboot zeigte. Es war eines der mittleren Kategorie – also nicht superklein, aber auch nicht riesig. Ich empfand es als ideal. An Bord sprangen schon zwei kleine Mädchen herum – wie sich herausstellte, die Töchter des Skippers,  die – im Gegensatz zu uns – schon viel Segelerfahrung hatten.

Der Skipper und seine Kinder machten – im wahrsten Sinne des Wortes – klar Schiff und baten uns sodann aufs Boot. Die Schuhe ließen wir am Steg zurück und betraten die Planken barfuß.

Insgesamt waren wir sieben Personen an Bord, alle eingehüllt in eine orangefarbene Schwimmweste. „Sicherheit ist oberstes Gebot“ ließ uns der Skipper wissen und führte sogleich etwas zu dem Boot selbst aus.

Mittlerweile hatte der Wind nachgelassen, am Horizont arbeitete sich sogar die Sonne durch die Wolken.

Skipper Leo bezog uns Frauen in die Abfahrt aus dem kleinen Hafen ein, spätestens hier wird einem klar, warum Segeln unter der Kategorie „Sport“ läuft. Im Gegensatz zu uns agierten seine Töchter wie zwei kleine Profis, es sollte sich herausstellen, dass sie aktive Mitglieder des Yachtclubs Zwenkau sind.

Wir glitten dahin, einem immer schöner werdenden Wetter entgegen. Am Hafen sahen wir die anderen Damen in die Boote steigen, fast waren wir alle, mit unseren Booten, an diesem Abend die Einzigen auf dem See.

Stichwort See: der Zwenkauer See weist eine beachtliche Größe auf, Leo erzählte uns einiges zu dem gefluteten, einstigem Tagebau.

So wurde der See als Restloch des ehemaligen Braunkohletagebaus im Bergbaurevier Südraum Leipzig  2015 touristisch freigegeben, nachdem er ab 2007 aktiv geflutet wurde.

(Laut Wikipedia besitzt er eine Wasserfläche von 970 Hektar und ist damit das größte Gewässer im Leipziger Neuseenland.  Die größte Tiefe des Sees an den Stellen des letzten Kohleabbaus beträgt 48,5 Meter und die mittlere Tiefe 17,7 Meter. Es gibt aber auch Flachwassergebiete. Der Umfang des Sees beträgt 22 Kilometer und sein Gesamtvolumen 172 Millionen Kubikmeter.)

Wir ließen den See in seiner ganzen Pracht auf uns wirken, während sich über uns ein herrliches Abendrot spannte. Der Wind hatte etwas nachgelassen – Angst, dass das Boot irgendwie Schieflage bekommen könnte, hatte von uns Frauen keiner mehr.

Wir erzählten uns gegenseitig, was wir beruflich so machten, Leo erwies sich als Immobilienfachmann und plauderte mit uns über alles Mögliche.

Da uns ab 20.00 Uhr am Ufer frisch Gegrilltes erwartete, hieß es nach einer guten Stunde, wieder Kurs auf den kleinen Zwenkauer Hafen zu nehmen.

Es war interessant zu sehen, welche Handgriffe nötig sind, um hierfür sprichwörtlich “Klar Schiff“ zu machen. Alle halfen unter Leos Anleitung mit und schon glitt das Segelboot an seinen Liegeplatz.

Tiefenentspannt verließen wir das Boot – diese eine Stunde hat gewirkt wie ein erholsamer Wochenendtrip.

Es ist immer wieder ein Traum zu sehen, wie die Naturelemente uns Menschen, die nicht selten im hektischen Alltagsrhythmus gefangen sind, in Nullkommanichts „runter holen“.

Wasser kann das sehr gut, weshalb es wohl kaum jemanden gibt, der sich am oder auf dem Wasser NICHT wohlfühlt!

Schon auf dem Boot beschlossen einige Frauen, dass das wohl nicht ihr letzter Segeltörn war!

Als wir alle wieder festen Boden unter und die Schuhe an den Füßen hatten, bummelten wir durch das Hafengelände (das in der Abendstimmung einmal mehr wie ein weit entfernter Urlaubsort wirkte) zu einem Zelt, in der einige Frauen des Verbandes einen Imbiss am Grill vorbereiteten.

Mit einem Glas Saft oder Wein in der Hand, hatten wir von dort ein fantastischen Blick auf den See.

Nach und nach trudelten auch die restlichen Frauen, die den Trip mit dem kleinerem Boot gewagt hatten, ein. Wie nicht anders zu erwarten, waren auch sie restlos begeistert, über Bord oder in Schieflage ist niemand gekommen – im Gegenteil: der Umschwung des Wetters, von grimmigem Nachmittagswind auf ein laues Abendlüftchen mit fantastischem Sonnenuntergang, wirkte wie für uns bestellt!

So stärkten wir uns mit Steaks und Würstchen, tauschten uns aus und netzwerkten. Später, nach dem Essen, regte die 1. Vorsitzende des Verbandes, Region Leipzig, Silke Mary Vollmers an, dass sich ein jeder in der sympathischen Damenrunde einmal vorstellt und kurz sagt, was er beruflich so macht.

So ging es reihum, jeder berichtete kurz etwas zu seiner beruflichen Tätigkeit.

Berührungsängste gab es nicht, der Kreis dieser Frauen wirkte sympathisch, offen und vertrauenserweckend. Auch die unvermeidlichen „Brüche im Lebenslauf“, die schnell mal emotionale Tiefs verursachten, verschwieg die ein oder andere nicht. Im Falle des Falles konnte – das hörte man heraus – jedes weibliche Mitglied auf die Kontakte und Verbindungen der anderen Frauen zählen – im Stich würde in einer Krisensituation keine gelassen!

Gegen 22.00 Uhr dann endete dann ein schöner Ausflug, der zudem mit vielen neuen Kontakten zu gleichgesinnten Frauen aufwartete.

Für mich – das stand fest – war es nicht die letzte Veranstaltung im Kreis der B.F.B.M.-Frauen!

Kontakt: www.bfbm.de

Yachtclub Zwenkau: www.yachtclub-zwenkau.de

Bildnachweis (Symbolbild): https://www.pexels.com/

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert