Ob und wann eine Frau Mutter werden möchte, entscheidet sie heute und hierzulande hoffentlich selbst. Das war nicht immer so. Die Mutterrolle befand und befindet sich in einem stetigen Wandel. Einfach war die Mutterrolle dabei nie – aber immer etwas Besonderes.
Die Mutterrolle im Wandel
Was heute eine Entscheidung ist, war früher einmal selbstverständlich. Noch im 19. Jahrhundert stellte sich die Frage, ob eine Frau überhaupt Mutter werden wollte eigentlich gar nicht. Ehe, Kinder und Haushalt waren der vorbestimmte Lebensweg und eine wirklich wirksame Empfängnisverhütung oder gar berufliche Perspektiven gab es ohnehin nicht. Gerade für Frauen aus den unteren Gesellschaftsschichten war das Leben entsprechend hart.
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert bekam die Mutterrolle dann einen besonders hohen Stellenwert. Viele gesunde Kinder für das Deutsche Reich zu gebären, wurde zum weiblichen Ideal erklärt. Dafür gab es dann auch schon mal das Mutterkreuz als Auszeichnung. Unbedingt leichter gemacht, wurde Müttern das Leben damit aber nicht.
In der Nachkriegszeit kam schließlich die Pille auf den Markt und auch rechtlich setzten Frauen immer mehr Selbstbestimmung für sich durch.
Frauen konnten einem Beruf nachgehen und waren damit auch finanziell nicht mehr zwingend auf einen Ehemann angewiesen. Allerdings wissen wir wohl alle, dass das noch lange keine Gleichberechtigung bedeutete.
Es gibt auch Konstanten
Eine Sache scheint sich bei allem Wandel nicht zu ändern. Die Rolle der Mutter nimmt persönlich wie gesellschaftlich immer einen besonderen Stellenwert ein. Und das ist nicht nur historisch so, sondern auch kulturübergreifend. Mütter gelten als wichtige Bezugspersonen, stehen für Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Heute weiß man außerdem: Das Aufziehen von Kindern ist prägend für deren Lebensweg. Hier seine Zeit und Energie zu investierten, ist also eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe.
Überall wird das wertgeschätzt. Entsprechend ist auch der Muttertag weltweit bekannt und wird auf verschiedenste Weise begangen. Dabei erhält er oft weit mehr Aufmerksamkeit als der Vatertag. Und: Umfragen zufolge sind 90 % der Deutschen der Meinung, dass die Wertschätzung am Muttertag nicht ausreichend ist.
Mütter im Zwiespalt?
Bei aller Wertschätzung übt die Mutterrolle auch Druck aus, heute vielleicht mehr denn je. Und so ist es kein Wunder, dass viele Mütter trotz Selbstbestimmtheit immer noch mit ihrer Rolle hadern. Frauen müssen heute nicht mehr Mutter werden, aber viele wollen es. Und sie stehen dann vor der Herausforderung ihre Mutterrolle mit dem Bild der modernen, selbstständigen und berufstätigen Frau zu vereinbaren.
Wie und ob das gelingt, dazu gibt es unendliche viele Wahrnehmungen und Meinungen. Sie lassen sich unmöglich umfassend darstellen und wiedergeben, denn die heutigen Problemfelder sind komplex und individuell. Das Ideal der Gleichberechtigung bei Haushalt und Kindererziehung entspricht oft nicht der Lebensrealität. Ungleiche Aufstiegschancen und Gehälter machen nach wie vor häufig den Mann zum finanziellen Hauptversorger.
Und wo das nicht so ist, sind Mütter mit Gewissensbissen und sogar Vorwürfen konfrontiert, was die Betreuung des Nachwuchses angeht. Das „nur“ Mutter-Sein gilt aber auch nicht mehr als erstrebenswertes Ideal.
Den eigenen individuell richtigen Weg zu finden – und dann auch durchzusetzen – macht das nicht unbedingt einfach. Und auch dafür verdienen heutige Mütter Wertschätzung – und das nicht nur am Muttertag.
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