Den Job stemmen, sich davor und danach um die Kinder kümmern, den Haushalt schmeißen, Behördenkram erledigen, Einkäufe und Erledigungen managen – für die meisten Mamas und Papas könnte der Tag 24 Stunden mehr haben und es wäre immer noch viel zu tun.

Wer es sich leisten kann, gibt lästige Alltagsaufgaben oder/und die Kinderbetreuung teilweise ab.

Das ist bequem, teilt die Gesellschaft aber längst in ein „oben“ und „unten“.

Allerdings ist hier das „oben“ nicht mit „reich sein“ zu verwechseln – es sind viele Familien mit einem normalen bis besseren Einkommen, die sich privat Kinderbetreuung, Haushaltshilfe, Bügelfrau & Co. leisten. Währenddessen diejenigen, die die Auftragnehmer solcher Jobs sind, oftmals wenige Chancen haben, aus diesem finanziell benachteiligten Leben wieder herauszukommen.

Und: diejenigen, die den Alltagskram weg organisieren, tun es längst nicht aus einem womöglichen Statusdenken heraus, sondern weil sich oftmals die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht anders stemmen lässt.

Im SPIEGEL, Ausgabe 48/17, erschien dazu ein ausführlicher Artikel, der sich mit dieser Thematik beschäftigt. Und der einmal mehr aufzeigt, dass das „Wegorganisieren“ von Bügelwäsche, Kind und Co. im Grunde doch ein Irrsinn ist. Auch und gerade weil  Kinder heute oftmals ebenso wegorganisiert werden, wie die lästige Bügelarbeit.

Das wird schon zu Beginn des SPIEGEL-Beitrages deutlich, in dem es heißt:

„Julia Sternberg, 35, Produktmanagerin in leitender Position, war geschäftlich in Krakau. Sie saß in einem Meeting, als der Anruf aus Deutschland kam: Elisabeth, ihre dreijährige Tochter, habe Durchfall. Jemand müsse sie dringend aus dem Kindergarten abholen. Ihr Mann Kai, 35, konnte nicht einspringen. Der Wirtschaftsingenieur steckte bei der Arbeit fest. Es war Anastasia, das Aupair der Familie, die zum Kindergarten (…) fuhr und das Mädchen samt Zwillingsbruder Henry nach Haus brachte.“       

Dazu fällt mir ein Zitat ein.  Es stammt aus der Serie „Sex at the City“, in der die Protagonistinnen sich einmal darüber austauschten, wie schwer doch das Leben ohne Kindermädchen sei. Ich glaube, es war die dunkelhaarige Charlotte, die sinngemäß sagte:

Hilfe, wie halten Leute mit Kindern es bloß ohne Kinderfrau aus?“.

Eine befremdliche Frage.

Und doch ist es für viele Familien Alltag, den Nachwuchs nach Kindergarten und Schule in die Obhut eines Aupairs zu geben oder die Kinder bis zum späten Nachmittag/frühen Abend in Hort oder Kindergarten zu lassen bzw. lassen zu MÜSSEN. Oft sind das Eltern, die beide Vollzeit arbeiten.

Aber ganz gleich, ob Kinderfrau oder Kindergarten: ist der Arbeitstag der Eltern zu Ende, bleibt meist so wenig Zeit, dass diese knappen Stunden dann natürlich dem Nachwuchs gewidmet werden sollen und nicht noch der Putzerei und der Wäsche.

Der SPIEGEL schreibt dazu:

So ist in den vergangenen Jahren ein neuer Wirtschaftssektor entstanden, der davon lebt, Menschen mit knappem Zeitbudget Entlastung zu verschaffen.“  

Diese Entlastung verschaffen natürlich längst nicht nur offizielle Agenturen und Dienstleister, sondern auch viele Menschen, die inoffiziell – also schwarz – ihrer Tätigkeit nachgehen.

Und dies oft zu himmelschreienden Entgelten! Nicht selten kommen die guten Geister aus dem osteuropäischen Ausland und sind meist viele Wochen am Stück im Einsatz. So zum Beispiel Frauen, die in Privathaushalten Angehörige pflegen. Oder für kleines Geld bei diversen Familien putzen.

Aber auch so manche Frau hierzulande, die wenig verdient, bessert ihr Gehalt durch Bügelarbeiten aus oder kommt ein- bis zweimal die Woche in die Heime der Besserverdienenden, um selbige auf Vordermann zu bringen. „Oben ist, wer bestellt. Unten ist, wer liefert.“ konstatiert der SPIEGL und genau so sieht es aus.

Zudem offenbart diese Situation zwei Tatsachen:

Zum einen: die Menschen – vordergründig Frauen – die preiswert ihre Dienste als Putz-, Bügel-, Kinder- oder Pflegefrau offerieren (Aupairs mal ausgeklammert, die verbinden meist ihren Aufenthalt mit dem Erlernen der Sprache und haben meist noch keine eigenen Kinder), haben ja in den allermeisten Fällen auch Familie. Für sie dürfte die Vereinbarkeit mit selbiger noch schwerer sein.

Ganz zu schweigen davon, dass sich manche dieser Leute gar mit mehreren Jobs über Wasser halten und zumeist auch dann den Euro noch dreimal umdrehen müssen. Zum anderen: die Leute, die gut verdienen und lästigen Alltagskram outsourcen können, hetzen meist durchs (Berufs)Leben und haben häufig ebenso wenig Zeit für die Kinder, die Familie.

Sie kommen zwar abends in ihr blank geputztes Heim, wo die Bügelwäsche bereits von einem „guten Geist“ ordentlich in den Schrank sortiert wurde, aber nicht selten bleiben dann auch nur noch ein, zwei Stunden, bis der Nachwuchs dann zu Bett gehen muss.

Absurd eigentlich!

Warum ist das so? Nun – der häufigste Grund sind die hohen Lebenshaltungskosten im Lande. Oftmals müssen einfach beide Elternteile arbeiten gehen, um das ganze Drumherum finanzieren zu können, oft sind Auto(s) und die eigenen vier Wände mit einem Kredit belastet, da reicht ein Einkommen meist nicht aus.

Wo vor Jahren noch eine Lohntüte genügte – meist die des Mannes – um eine Familie zu ernähren, gelingt das heutzutage aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten eigentlich nur Topverdienern.

Leider wird diese Tatsache aber heutzutage politisch verdreht, kommen diffuse Argumente hierzu zum Einsatz, die medial leider noch befeuert und somit  von vielen Menschen geschluckt und geglaubt werden.

Das häufigste Argument ist – meist lanciert aus dem Familienministerium, das hierzulande seinem Namen eigentlich keine Ehre macht -, dass die Frauen sich so derartig emanzipiert haben, dass sie unbedingt arbeiten gehen und Karriere machen wollen.

Die ganze Feminismusdebatte ist auf diesem Irrsinn aufgebaut und so gut wie jede deutsche Frauenzeitschrift feuert vor allem Mütter dazu an, doch lieber eine Karriere anzustreben und das Kind ruhig 8 bis 10 Stunden fremdbetreuen zu lassen, als sich womöglich nicht selbst zu verwirklichen.

Sicher mag es Frauen mit Kind(ern) geben, denen die Karriere über alles geht und die kein Problem damit haben, dass sie ihr Kind höchstens mal noch am Abend ein, zwei Stündchen sehen, doch die Mehrheit der Mütter dürfte das anders sehen.

Leider macht sich kaum jemand die Mühe, das mal zu hinterfragen – das eigentlich zuständige Familienministerium treibt stattdessen den Ausbau von Ganztagsbetreuungseinrichtungen mit ganzer Kraft voran, selbst 24-Stunden-Kinderbetreuungsstätten  werden von den Verantwortlichen frenetisch gefeiert.

Kein Wunder: wird doch damit der Nachschub von Arbeitskräften für den immer gieriger werdenden Turbokapitalismus sichergestellt, zahlen Millionen Frauen fleißig Steuern.

Da niemand der politisch Verantwortlichen alternative Möglichkeiten auslotet und auf die Bedürfnisse von Frauen, die gern ein anderes Lebensmodell, in Form ihrer naturgemäßen Bestimmung als Mutter, leben würden, schlichtweg keine Rücksicht nimmt und sie – im Gegenteil – politisch und medial nahezu täglich verhöhnt, verliert sich die Realität aus dem Fokus, schafft es nur die ideologisch zurechtgebastelte Wirklichkeit in die öffentliche Wahrnehmung.

Und die lautet so gut wie immer, dass die Mutterrolle out und die berufliche Selbstverwirklichung in ist und fast jede Frau danach lechzt, irgendwo in einen DAX-Vorstand zu kommen.

Was für eine Lächerlichkeit!

Wie wäre es denn, wenn man mal erfassen würde, wie  viele Frauen (zunächst) daheim beim Kind bleiben würden, wenn die mütterliche Erziehungsarbeit mit einem adäquaten monatlichen Salär vergütet werden würde? Es gibt nämlich unzählige Frauen, die gern darauf verzichten würden, morgens um sechs – im Winter im Dunkeln – den Nachwuchs Richtung Kinderkrippe oder Kindergarten zu befördern, um dann einer (womöglich prekären) Beschäftigung nachzugehen.

Nicht wenige Mütter würden sich gern voll um ihren Nachwuchs kümmern, manche für eine lange Zeit, manche nur ein paar Jahre.

Die Aktivistin, Gender-Kritikerin und Journalistin Birgit Kelle wirft deshalb in ihrem Buch „Muttertier“ ganz konkret die Frage auf, „warum niemand in das Original – die Mutter – investiert?“

Immerhin ist Mütter- und Erziehungsarbeit nicht weniger wert als eine erbrachte Arbeitsleistung in irgendeinem Büro oder an der Supermarktkasse. Frauen mit Kindern sind ja eher in solchen oder ähnlichen Jobs tätig, als im internationalen, börsennotierten Unternehmen ganz an der Spitze. Die Frage von Birgit Kelle ist deshalb mehr als berechtigt und das neue „oben“ und „unten“ im Bereich der wegdelegierten Alltagsarbeiten zeigt, wie wichtig es wäre, dieser Frage nachzugehen.

Nicht wenige Mütter, die sich zwar aktuell von der Putz- bis zur Bügelfrau adäquate Alltagsentlastung erkaufen können, würden diese Situation ganz bestimmt mit Freude eintauschen, wenn sie eine bestimmte Zeit, die sie sich nur um den Nachwuchs kümmern, akzeptabel vergütet bekämen und die stressige Jobhamstermühle erst einmal eine Zeitlang hinter sich lassen könnten.

Das schließt ja nicht aus, dass man (FRAU) sich dann nicht auch gewisse Entlastungen, wie Bügelfrau & Co. leistet, um noch mehr Zeit mit dem Kind oder der ganzen Familie verbringen zu können.

Und die Frau, die auf Rechnung ihre Bügeldienste anbietet und als Mutter selbst eine „Mütter-Vergütung“ bekäme, könnte das mit dieser Art Dienstleistung  verdiente Geld als ein angenehmes „oben drauf“ ansehen und ist ja vielleicht nicht mehr darauf angewiesen, zwei, drei prekäre Jobs parallel auszuüben. Und hätte somit ebenso mehr Zeit für den eigenen Nachwuchs.

Ein Denkbeispiel, das nicht von der Hand zu weisen ist.

So oder so: ein Umdenken in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Job muss über kurz oder lang her, ebenso wie eine finanzielle Anerkennung für Mütter, die sich aus freien Stücken entscheiden, für den Nachwuchs (ein paar Jahre) daheim zu bleiben.

Apropos „entscheiden“ – hier liegt nämlich des Pudels Kern, liegt die Betonung auf „Entscheidung“. Eine Frau sollte sich entscheiden dürfen, ob sie lieber (für eine Weile) ihre Mutterrolle ganz auslebt, wenn Nachwuchs da ist oder das Kind fremd betreuen lässt, um sich im Job zu verwirklichen.

Hat FRAU die Wahl zwischen einem Job, der monatlich netto um die 2000,00 € bringt oder einem „Müttergehalt“ in Höhe von 2.000,00 € im Monat, kann man wirklich von einer freien Entscheidung für das eine oder das andere sprechen.

Aber eben nur dann.

Bildnachweis: pexels.com

 

 

 

Ein Gedanke zu „Hamsterrad Familien-Alltag: Besserverdienende sourcen Hausarbeit aus“
  1. Interessant, dass immer mehr besserverdienende die Gebäudereinigung und Kinderbetreuung outsourcen. Ich denke, das ist die logische Konsequenz davon, dass viele Leute es schwierig finden Familie und Beruf zu vereinbaren. Zudem machen die meisten Leute wahrscheinlich nicht so gerne Hausarbeit.

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