Sie heulen sich auf Buzzfeed aus, oft auf Bento oder in den vielen Mütter- bzw. Vätermagazinen:
Junge Leute um die Dreißig, die bejammern, dass sie in Lebenssituationen geraten sind, von denen ihnen vorher keiner gesagt hat, wie sie sich anfühlen und zu stemmen sind.
Das Jammern bezieht sich auf sehr viele Alltagsthemen.
Eines davon ist das große Thema Elternschaft, vornehmlich das Mama-Dasein.
Solche Beiträge erscheinen meist auf Portalen, die das Wort „Mutter“ oder „Mom“ im Namen haben. Aber natürlich nicht nur – überfordertes, digitales Gezeter ist auf ganz vielen Internet-Plattformen zu finden.
Kleine Kostprobe gefällig?
„11 Dinge, die ich nicht wusste, bevor ich Vater wurde“ (Müttermagazin). Oder „5 Monate Mama – 10 Dinge, die mir vorher keiner gesagt hat“ (Mainzer Wohnzimmer).
Und so weiter und so fort…..Jammer, jammer, jammer…!
Greinerei nervt!
Wer sich die Mühe macht und mal die Suchbegriffe „10 Dinge“, „keiner gesagt hat“ und „Mutter“ oder „Vater“ in die Suchmaschine eingibt, wird erschlagen vom Chor der Jammernden.
Wie kommt es, dass eine Generation so hadernd an die Dinge heran geht?
Zumal vor dem Hintergrund, dass, wer möchte, sich doch heutzutage über alles Mögliche im Vorab informieren kann – dem Internet sei Dank. Wobei: wer wollte, blieb auch vor zwanzig Jahren nicht dumm – Bibliotheken und Spezialmedien – zu nahezu jedem Thema – machten schon damals eine hervorragende Informationsbeschaffung möglich.
Aber heute? Wird medial – vor allem digital – gequengelt und gejammert, dass die Schwarte kracht.
Vor allem frischgebackene Mütter führen die unsägliche Jammer-Parade an. Artikel, die in diesem Zusammenhang mit „wusste ich nicht“, „….die mir keiner gesagt hat“ oder „….was Dir keiner vorher sagt“ beginnen, findet man – gefühlt! – stündlich im Web.
Entsprechend hoch ist der Nerv-Faktor eines solchen Geseihes.
Aber auch das Erstaunen über junge Leute, die sich unselbständig und hilflos wie kaum zuvor präsentieren, ist groß. Zudem implizieren derlei Statements auch eine Erwartungshaltung der jeweiligen Autoren der „das-hat-mir-keiner-gesagt“-Generation.
Und zwar insofern, als dass sie suggerieren, dass es irgendwo jemanden gibt, der im Vorab Auskünfte über diese oder jene zu erwartende Lebenssituation kund tut, aber die Verfasser der kruden Beiträge diese Person nicht gefunden haben. Und dies nun eben nölig in die Welt hinaus posaunen.
Liegt`s am „Generation-Y“-Dasein?
Zum Kopfschütteln, völlig sinnfrei und auch bezeichnend für eine Generation, die – sich selbst auch als „Generation-Y“ etikettierend – lieber Pokémon spielt, als sich mit dem zu beschäftigen, was politisch im Land passiert. Die sich im Web eher auf Listicles denn auf Beiträge mit tiefgehendem Inhalt konzentriert, deren männliche Modevorbilder Dutt tragen und wo viele dieser Leute auf der Straße nur zu oft aufpassen müssen, mit dem Smartphone nicht gegen die nächste Laterne zu laufen.
Außerdem fragt man sich, ob diese jungen Menschen keine Familienmitglieder um sich haben, die sie über bestimmte, bevorstehende, Situationen befragen können?
Es soll ja eine Zeit gegeben haben, in der Wissen und Lebenserfahrung von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Zumeist von der Familie, von Mutter oder Vater, aber auch Oma, Opa, Tante oder Onkel.
Oder steht zu befürchten, dass die – sich so nölig – Artikulierenden vielleicht ja auch elterliche, familiäre, Ratschläge als „uncool“ erachten?
Artikel im Stil von „Warum ich nicht werden möchte, wie meine Mutter“ lassen zumindest darauf schließen.
Dabei wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, auch mal zuzuhören, wie Frauen und Männer aus vorigen Generationen neue Situationen – und auch damit einhergehende Hürden – gemeistert haben.
Es dürfte in diesem Personenkreis wenige Leute geben, die sich – nachdem sie beispielsweise Mutter oder Vater wurden – in Jammer-Orgien á la „das und das hat mir vorher keiner gesagt“ ergossen haben.
Im Gegenteil: als diese Menschen jung waren, ließen die Umstände ausgiebige Lamentos zur jeweiligen, oft schwierigen, Situation, gar nicht zu.
Wenn ich mir vorstelle, meine Mutter wäre in den 70igern über weite Strecken ihrer Zeit damit beschäftigt gewesen, die neue Situation – nach meiner Geburt zum Beispiel – zu beklagen, dann mutet das absurd an!
Sie war nämlich nicht nur – irgendwann nach meiner Geburt – wieder berufstätig, sondern half gleichzeitig bei meinem Vater mit, der beruflich selbständig war.
Begab sich – wir lebten in der DDR – alle paar Tage auf die Hatz nach schlecht zu bekommenden Artikeln, kümmerte sich viel um meine Großeltern, sah zu, dass der Urlaubsplatz fürs nächste Jahr organisiert wurde und verbrachte zudem viele Stunden an der Nähmaschine, um der damaligen Mangelwirtschaft mit eigener Kreativität entgegen zu wirken.
Wie hätte da ein „10 Dinge, die mir keiner vor der Geburt meines Kindes gesagt hat?“ ausgesehen?
Zumal diese Kommunikation nicht digital, sondern offline erfolgt wäre. Man hätte ihr wohl – logisch! – einen Vogel gezeigt!
Insofern passt zur neuen Lamentier-Generation auch ein einziges – sogar von ihr selbst kreiertes – Wort ganz gut:
„mimimi“!
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