Jede von uns hat ja so ihre Liebeskummer-Geschichten. Mal waren es Dramen, mal nur kurze Episoden. Dann aber gibt es auch Stories, die man nie vergisst und die oftmals mit etwas verbunden sind. So wie eine bestimmte Melodie mit einem bestimmten Ereignis oder auch ein Duft, der einen an vergangene Zeiten erinnert.
Bei unserer Autorin Katja ist der schlimmste Liebeskummer auch mit einer bestimmten Wohnung verbunden – einer Wohnung, die sie seinerzeit frisch bezog. Und in die sich der Liebeskummer gleich mit einnistete. Lesen Sie selbst:
„An meinen schlimmsten Liebeskummer kann ich mich noch gut erinnern – ist noch nicht mal zehn Jahre her. Ich hatte damals einen Freund, von dem ich glaubte, dass ich auf ewig mit ihm zusammen bleiben würde. Kennengelernt haben wir uns in einer Singlebörse.
Zunächst Vorfreude auf die neue Wohnung
Als wir so ca. 1 Jahr zusammen waren, bezog ich eine andere Wohnung. Meine Freundin war aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt gezogen und so übernahm ich ihre Dachwohnung. Von Besuchen bei meiner Freundin kannte ich das Domizil, meine Freundin hatte es stets wunderbar dekoriert und stilvoll hergerichtet. Das allerdings verbarg auch Macken, die man so auf den 1. Blick nicht sah.
Als sie wegzog, überließ sie mir, die eine größere Wohnung benötigte, ihre 3-Raum-Wohnung. Ich war happy – benötigte ich doch für mein Home-Office einfach mehr Platz. Mein damaliger Freund – seinerzeit mein Mr. Right – kümmerte sich mit seinen Kumpels um den Umzug.
Am Tag des Wohnungswechsels selbst, war ich dann allerdings doch eher ernüchtert, als ich in der Wohnung stand, die bei meiner Freundin immer soooo kuschelig gewirkt hat. Nun – mit den leeren Räumen – wirkte das Dachgeschoß geduckt, schmal, eng und gedrungen, was sich auch nicht änderte, als meine Möbel endlich komplett drin standen – im Gegenteil! Dennoch wurde alles nach Plan hergerichtet (was sollte ich auch anderes machen?) und binnen zweier Tage hatte ich den Umzug hinter mir.
Von jetzt auf gleich: Trennung und Liebeskummer
Ich merkte irgendwie, dass die Wohnung nicht wirklich zu mir passte, meine Möbel wirkten in der neuen Umgebung viel zu groß und zu plump. Was ich damals als kuscheliges Nest meiner Freundin bewundert hatte, schien mir nun wie eine bessere Abstellkammer. Doch ehe ich mir darüber richtige Gedanken machen konnte, geschah das für mich Unfassbare: mein Freund trennte sich von mir. Er hatte eine Neue. Einfach so.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen und konnte es nicht fassen. Kurz nach meinem Einzug hatten wir noch eine Nacht in meinem neuen Zuhause verbracht und nur zwei Tage danach teilte er mir kurz und bündig am Telefon mit, dass Schluss sei. Eben wegen dieser anderen….!
Ich war über Tage wie gelähmt, an arbeiten (ich bin selbständige Autorin) war überhaupt nicht zu denken!
Ich fiel in ein nie zuvor gekanntes Liebeskummer-Loch! Am Tag versuchte ich noch halbherzig, hereinkommende Aufträge abzuarbeiten, aber so richtig brachte ich nichts zustande. Ich war nicht bei der Sache, mein Kummer grenzenlos! Ich rauchte Kette. Schon früh zog ich – die ich nur ab und an mal rauchte – zum Lotto-Kiosk um die Ecke und besorgte mir zwei Schachteln Zigaretten. Ab dem frühen Abend trank ich Rotwein. Völlig irre! Meine Zeit schlug ich mit Grübeln tot und auch mit Recherchen (wie man zum Ex zurück findet) im Internet.
Sogar Bücher, die mir suggerierten, man könne den Ex spielend leicht zurück bekommen, verschlang ich.
Ich rauchte und trank vor Verzweiflung
Rauchte und trank ich gerade nicht, versuchte ich immer mehr, aus dieser Wohnung zu entkommen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass von diesen vier Wänden, von meinen Möbeln, von den herum stehenden Kisten nur Negatives ausging. Ich sah zu, dass ich so viel wie möglich nicht daheim war und vernachlässigte – ich muss das heute so sagen – meine Arbeit total. Da es Sommer war, war ich viel draußen, bei und mit Freunden und Bekannten unterwegs und meist erst spät zurück. Dann ließ ich abermals den Rotwein fließen und legte mich erst ins Bett, wenn ich nicht mehr klar denken konnte. Und dazu jede Menge Zigarettten….!
Natürlich hing ich auch viel am Telefon und hechelte mit Freunden meine Situation durch. Selbst meinen Ex rief ich immer wieder an, ich wollte einfach verstehen, was passiert ist. Heute lache ich darüber, aber damals klammerte ich mich an jede noch so dünne Hoffnung, dass das alles nur ein Alptraum sein möge!
Dass mein Ex meist nicht ans Telefon ging, wenn ich anrief, machte die Sache nicht besser!
Und dann diese Wohnung: ich hatte das Gefühl, dass jedes Möbelstück, jede Wand, ja sogar die Einbauküche, die mir meine Freundin überlassen hatte, mich höhnisch anlauerten, von diesen Dingen eine scheigende Verhöhnung ausging. Warum auch immer. Ich floh so oft ich konnte aus diesen vier Wänden. Es war eine schlimme Zeit! Nicht zuletzt, da schon damals meine besten Freundinnen alle weit weg wohnten und ich mir nicht mal eine nahestehende Person zu einem „Jammer“-Abend in die Bude holen konnte.Unterwegs war ich meist mit Bekannten oder ich ging auf irgendwelche sinnfreien Events. Nur nicht daheim herum hocken!
Liebeskummer immer eine Extremsituation
Dass das natürlich auch Leuten so geht, die NICHT gerade erst umgezogen sind, aber Liebeskummer haben, wurde mir im Nachhinein erst klar. Denn Liebeskummer ist immer eine Extremsituation, vor allem wenn man selbst es ist die oder der verlassen wurde….Man macht ja bekanntlich in solchen Situationen auch Dinge, die man besser hätte lassen sollen.
Ich zum Beispiel warf in dieser Phase – an einem Abend, in dem ich mal wieder wie ein eingesperrtes Tier in der Wohnung hin und her lief – selbst einem sogenannten Wahrsager Geld in den Rachen. Der sah in seinen Karten freilich eine Rückkehr meines Ex zu mir.
Eine „Wahr“-Sagung, die bis heute nicht eingetreten ist….Zum Glück freilich. Aber soweit war ich damals natürlich noch nicht und alles was mir half – von solchen Scharlatanen über Zigaretten bis viel Rotwein – zog ich mir rein. Der Kummer wollte und wollte nicht vergehen, der Sommer zog auch schon fast wieder ab.
Eines Tages aber, ich hatte einen völlig klaren Moment, sagte ich mir, dass es SO nicht weitergehen konnte.
Es musste an dieser Situation etwas geändert werden
Schon wegen meiner Selbständigkeit nicht – denn: Geld floss nur, wenn ich adäquate Kunden-Akquise betreibe. In diesem Liebeskummer-Wahnsinn tat ich jedoch alles – nur keine neuen Aufträge akquirieren! Ich musste mir eingestehen, dass sich was ändern muss und beschloss, diese Wohnung hinter mir zu lassen. Und den darin wie einbetonierten Liebeskummer gleich mit.
Natürlich gibt es bestimmt keinen logischen Zusammenhang zwischen meinem damaligen Schmerz und der neu bezogenen Wohnung, aber ich konnte da irgendwie nicht mehr ran. War ich in der Wohnung, fühlte ich Schmerz – es ging mir schlecht. Ich musste und wollte da raus – mein Entschluss war gefasst!
Statt auf Ratgeberportalen für Liebeskummer zu surfen, stieg ich nun um auf Immobilienportale. Es dauerte ein paar Tage, aber dann – irgendwie musste das Schicksal es gut mit mir meinen – fand ich online eine schicke Wohnung und vereinbarte sofort einen Besichtigungstermin.
Helle Räume gaben Lebensfreude zurück
Tja – Bingo! Die Wohnung stand in vollem Gegensatz zu meiner – wie ich sie nannte – „Liebeskummer-Höhle“: helle Räum, viel Glas, viel Luft, viel Sonne, eine wunderbare Terrasse, Grün vor der Haustür, die City nebenan und Bäume vor dem Haus, in denen Vögel zwitscherten. Schon als ich die Wohnung zum ersten Mal betrat, ging es mir besser. Ich fühlte mich schlagartig wohler und ahnte, dass der Liebeskummer, der mich bis dahin noch in Schach hielt, besiegbar ist. Noch am selben Tag machte ich den Mietvertrag, hinterlegte die Kaution und da die Wohnung per sofort frei war, händigte man mir den Schlüssel sofort aus. Ein nicht alltäglicher Glücksfall. Ich merkte, wie ich binnen Stunden innerlich zur Ruhe kam.
Als mein neuer Vermieter weg fuhr, schritt ich durch die hellen Räume, fühlte mich schlagartig wohl und spürte, dass das der Anfang vom Ende meines höllischen Liebeskummer-Trips war. Nun also noch einmal ein Umzug – okay. Keine einfache Nummer, aber ich wusste, dass sich das lohnen würde.
Noch am selben Abend bat ich einen Bekannten, der einen Transporter besitzt, mir meine Matratze rüber in die neue Wohnung zu fahren. Ich packte Zahnbürste und Reisegepäck ein verbrachte auch die Nacht nach diesem besonderen Tag in den neuen Räumen. Obwohl ich nur eine Matratze als Nachtlager hatte: von jetzt auf gleich schlief ich traumlos und fest, die Fenster weit offen. Wein und Zigaretten waren von einer Sekunde zur anderen kein Thema mehr – ich benötigte sie einfach nicht mehr.
Und so begann in kleinen Schritten mein Weg hinaus aus dem Liebeskummer – zurück in den “normalen“ Alltag. Ruck-Zuck war ich umgezogen und die neue Wohnung lüftete irgendwie meine Seele aus, auch wenn das vielleicht komisch klingt. Komisch klingt vielleicht auch der Bezug zu dieser einen Wohnung, die ich hier öfter erwähnte habe. Aber genau so war es! Ich empfand diese vier Wände als unerträglich.
Liebeskummer lag hinter mir
Nachdem ich mich dann in meiner neuen Wohnung eingelebt hatte (ich genoss jeden Tag in diesem wunderbaren Ambiente!), merkte ich, wie ich nach und nach in mein altes Leben zurück fand. Mir machte meine Arbeit wieder Spaß, ich verreiste, traf Freunde und Bekannte, genoss das Leben. Dieser Ortswechsel war dazumal das Beste, was mir in meinem Liebeskummer-Wahn passieren konnte.
Bis heute fühle ich mich in der „neuen“ Wohnung wohl. An meinen Ex verschwende ich schon lange keine Gedanken mehr und – ja – in einer neuen Beziehung bin ich mittlerweile auch wieder…!“
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Ich hatte nach der Trennung Liebeskummer in der alten Wohnung, deswegen bin ich schnell wie möglich ausgezogen. Ich habe wieder Spaß bei der Arbeit bekommen und Freude mit Bekannten jedes Wochenende. Für mich hat es tatsächlich gelohnt, mal in die neue Wohnung einzuziehen. Danke für deine Geschichte!