Ein Gastbeitrag von Steffi
Die Suche nach einem Mann: ich habe sie beendet. Wenig stresst einen im Leben so, wie die Partnersuche. Zumindest, wenn man keine zwanzig mehr und alleinerziehende Mama ist.
Wenn Ihnen meine Aussage zu hart erscheint, dann lesen Sie mal, was mich dazu bewogen hat:
Ich bin 41 Jahre alt und mit zwei Kindern alleinerziehend. Single bin ich schon ziemlich lange, unfreiwillig zwar, aber der Alltag unserer Familie hat sich auf dieses Lebensmodell eingependelt, hat Struktur und Ordnung. Bei uns gibt es auch keinen Kindsvater, der am Wochenende zum „Kinder abholen“ vor der Tür steht oder mit dem ich mich in Sachen Urlaub oder Ausflüge abstimmen müsste.
Sehe und höre ich, was bei anderen alleinerziehenden Müttern los ist, wo es oft Kleinkrieg mit dem Kindsvater rund um die Treffen mit den Kindern, Urlaube oder auch finanzielle Dinge geht, danke ich dem Schicksal, dass ich DAS in meinem Alltag nicht habe.
Aber, liebe „Alleinerziehend-als-Lebensmodell“-Verfechterinnen,: ehe ihr jetzt los jubelt und das obszöne „Alleinerziehend als Lifestyle“-Lied anstimmt – lassen Sie es sein!
Zu dieser Fraktion gehöre ich nicht – im Gegenteil: für mich gehören zu Kindern auch Mama und Papa. Als Mann und Frau – wohlgemerkt.
Ich hab`s mit dem traditionellen Lebensmodell und stehe auch dazu.
Nicht zuletzt deshalb bin ich nach langen Singlemama-Jahren wieder auf die Pirsch, sprich: auf Partnersuche, gegangen.
Da die Möglichkeiten für eine Alleinerziehende, abends auszugehen, extrem beschränkt sind (wenn man nicht Unsummen für einen Babysitter ausgeben mag und kann und auch keine Großeltern in der Nähe hat), habe ich es sowohl mit einer Kontaktanzeige in der hiesigen Regionalzeitung, als auch – klar! – im Internet, mit Online-Dating, versucht.
Ich möchte mich freilich nicht selbst loben – aber: sowohl auf die Kontaktanzeige hin als auch im Internet hatte ich immer eine große Resonanz in Form von Zuschriften und E-Mails.
Das Aussortieren danach war noch ein Leichtes, aber dann ging der Stress schon los: das ständige mailen, parallel mit mehreren Kandidaten strengte mich an, zumal es manchmal bis zu sieben Männer gleichzeitig waren, mit denen ich digital, per E-Mail, in Kontakt stand und es mir auch passierte, dass ich die Männer verwechselte oder nicht mehr mitbekam, wer mir nun was geschrieben und von sich berichtet hatte.
Zeitweise druckte ich den Mail-Verkehr aus, um angemessen darauf antworten zu können und Verwechslungen und Irrungen auszuschließen.
Schon allein das ist mega-anstrengend, dazu kommt der ungeheure Zeitaufwand, sich dieser Art der ersten Kennenlern-Kommunikation zu widmen.
Wer – sagen wir – als Alleinerziehende als Verkäuferin arbeitet, teil- oder Vollzeit, einen Haushalt und den Nachwuchs zu versorgen hat, hat meist nur abends Zeit, sich solchen Aktivitäten zu widmen und meist ist FRAU dann – richtig! – nur noch müde.
Ich arbeitete zwar im Home-Office, aber auch mein Tag ist lang. Irgendwann ist dann Familienzeit und abends bin ich mega-erschöpft. So manches Mal war es ein einziger Kraftakt, mich dann noch der Partnersuche zu widmen.
In nicht wenigen Momenten hätte ich alles gern abgebrochen, aber natürlich ist sie da – die Sehnsucht nach einem Partner.
Ich machte also weiter und – Frauen, denen es ähnlich geht, können das sicher bestätigen – irgendwann kommt ja dann auch die Phase, wo der Kontakt zu einem bestimmten Mann oder auch zwei, drei Männern intensiver wird, man sich zu einem Telefonat verabredet.
Klingt ja eventuell locker-flockig-leicht, aber die Telefonier-Phase steigerte mein Stress-Level noch mal immens.
So manche Woche habe ich an drei bis vier Abenden in der Woche jeweils ein Telefonat pro Abend verabredet, meist so um acht oder um neun.
Tja – und an diesen Abenden habe ich nicht selten zwei oder mehr Stunden am Telefon gehangen und mir Lebensgeschichten von Männern – Ausbildung, erste Liebe, Jugend, Heirat, Scheidung, die Kinder…. – angehört.
Viele Leute denken ja, dass eher die Frauen die Quasselstrippen sind, aber auch Männer sind dahingehend nicht ohne.
Ich habe wirklich sehr viele Telefonate mit Männern erlebt, bei denen ich kaum was sagte und nur zuhörte. Mich strengte das an, ich fühlte mich wie ein weiblicher Domian (wobei Domian das ja eher professionell macht) und die Lebensgeschichten der jeweiligen Kandidaten erschlugen und erschöpften mich.
Das einzig Gute daran: ich wusste rasch, wen von diesen Männern ich persönlich treffen möchte und wen nicht.
Persönliche Treffen – das war sozusagen die dritte Runde im bunten Kennenlern-Zirkus, die sich (für mich) ebenso unentspannt wie stressig gestaltete.
Warum?
Nun – ich erwähnte es oben schon: es galt, jedes Mal eine abendliche Betreuung für meine Kinder zu finden und da es irgendwie Standard beim Dating ist, dass man sich abends trifft, war ich meist sehr müde, rappelte mich aber natürlich auf und ging zum jeweiligen Treffen.
Auf eine Art war es schön, weil ich auch neue Locations kennenlernte und man als Singlemama ja eher weniger abends schick essen geht, andererseits empfand ich es als Zeitverschwendung, wenn die Situation so war, dass ich schon auf den ersten Blick sah, dass der Mann nicht passte.
Nun ja – auch solchen Situationen kann man noch was abgewinnen, weil man nicht dümmer wird und auch Kandidaten, die als Partner nicht infrage kommen, ja häufig Interessantes und Kurzweiliges zu erzählen haben.
Insofern verbuchte ich solche Dates als „wieder mal raus kommen“.
Nach solchen Treffen kristallisierte sich dann meist ein Kandidat heraus, mit dem sich weitere Verabredungen zu lohnen schienen.
Alles schön und gut, aber für eine alleinerziehende Mama auch wieder anstrengend. Denn im Gegensatz zu Singlefrauen ohne Anhang muss jedes weitere Treffen generalstabsmäßig organisiert und für die Kinder eine Betreuung gebucht werden.
Ich plädiere nämlich total dafür, dass man Kinder bei der Partnersuche erst ins Spiel bringen sollte, wenn einige Zeit verstrichen und man sich wirklich sicher ist, mit dem betreffenden Mann eine Beziehung eingehen zu wollen.
Natürlich ist das, wie ich finde, nicht in zwei Monaten erledigt, eine Kennenlernphase – zumal für eine Alleinerziehende – sollte sehr ausgedehnt sein. Und hier beißt sich die Katze schon wieder in den Schwanz, denn: das ist schlichtweg nicht – oder kaum – machbar.
Es lässt sich einfach nicht vereinbaren, eine ausgiebige Kennenlernphase zu zweit – mit Unternehmungen am Wochenende oder dem Ausgehen an Wochentagen – zu gestalten. Zumindest, wenn man minderjährige Kinder hat.
Ist meine Meinung.
Zweimal habe ich – wider besseren Wissens – die Kennenlernphase recht knapp gehalten, habe den Mann schon recht zeitig in unser Zuhause gebeten und die Kinder zu Unternehmungen mitgenommen. Dass sich Kinder schnell an jemanden gewöhnen, ist ja bekannt.
Aber: beide Male ging es schief.
Einmal sagte mir der betreffende Mann nach kurzer Zeit (und vielen gemeinsamen Erlebnissen und Unternehmungen mit mir und meinen Kindern), dass „es nicht passt“, ein anderer Mann, den ich mir zunächst als Kandidat vorstellen konnte, hatte ein Suchtproblem, welches ich erst relativ spät bemerkte.
Beide Male reagierte ich so, dass ich – als die Dinge offenbar oder ausgesprochen wurden – die Reißleine zog und der Kontakt für immer beendet war.
Keine schöne Situation für die Kinder, die sich ja nun an jemanden gewöhnt hatten, der nun nicht mehr in unserem Leben präsent war.
Ich könnte jetzt natürlich weiter suchen und weiter daten bis zum Sankt Nimmerleinstag, um wieder in einer Beziehung zu leben.
Da es aber nicht gesagt ist, dass ich fündig (oder nicht wieder enttäuscht) werde, habe ich für mich dafür entschieden, die Partnersuche zu beenden. Man kann es auch „unterbrochen“ nennen, denn: auch wenn meine Kinder aus dem Haus sind, wird es noch Singlemänner geben, da werde ich dann weiter suchen können, wenn ich möchte.
Alleinstehende Männer sind – wie Frauen ja auch – IMMER auf dem Markt, in jeder Alterskategorie.
Außerdem ist es mit der (krampfhaften) Suche so wie mit einem Einkaufsbummel, zu dem man aufbricht, weil man eine ganz bestimmte dunkelblaue Bluse, mit einem ganz bestimmten Schnitt, sucht. Fündig wird man bei solchen Shoppingtrips nie.
Währenddessen einem die schönsten Teile ins Netz gehen, wenn man nur mal eben eine Molli-Decke kaufen gehen wollte – Sie kennen das sicher auch!
Ich bin fest davon überzeugt, dass das auch für die Partnersuche gilt: tut man (FRAU) dahingehend nichts, wird man vielleicht ja gefunden und alles ergibt sich wie von selbst – mit Leichtigkeit.
Oder man geht eben in einem anderen – zukünftigem – Lebensabschnitt wieder auf die Suche, wie oben schon angerissen.
Ich kann hier nur für mich, für mein Fazit, dass ich gezogen habe, sprechen. Anderen alleinerziehenden Frauen, die vielleicht ähnlich wie ich ticken, möchte ich folgende Ratschläge geben:
- Wenn Sie bereits mehrere Flops auf dem Datingmarkt erlebt haben oder bemerken, dass ins Visier genommene Kandidaten sich dahingehend entpuppen könnten: ziehen Sie die Reißleine!
- Verursacht das Dating für Sie – wie bei mir – auch so einen Riesen-Aufwand und haben Sie ansonsten ihr Leben im Griff, sind Sie und die Kinder glücklich – wägen Sie ab, ob Sie ganz viel Zeit in das Kennenlernen von Männern investieren oder in dieser Zeit eher was für sich oder für die Kinder tun.
- Haben auch Sie schon – wie mich auch – verschiedene Kennenlern- und Beziehungsflops in ihrem alleinerziehenden Leben ereilt, ist es auf jeden Fall eine Überlegung wert, die ganze Sache vielleicht doch erst in ein paar Jahren wieder anzugehen, wenn mehr Ruhe eingekehrt oder der Nachwuchs schon aus dem Haus ist.
- Vergegenwärtigen Sie sich, dass es für Kinder noch immer besser ist, in einer stabilen Ein-Eltern-Familie zu leben, als ständig oder immer Mal ein Kommen und Gehen von Partner-Kandidaten der Mutter zu erleben.
- Machen Sie sich klar, dass es kein Stigma ist, alleinerziehend zu sein und eine eher zwanghafte Suche, bei der der Status „feste Beziehung“ das Ziel ist, auch fatal enden kann! Weil sich nämlich auch der eine oder andere pädophile Mann nach alleinerziehenden Mamas umschaut (siehe hierzu auch diesen wichtigen, auf FRAUENPANORAMA.de erschienen, Artikel: https://frauenpanorama.de/singlemuetter-und-dating-vorsicht-ist-geboten/)
Und – zu guter Letzt – vielleicht kommen Sie ja ganz von selbst in die entspannte Situation, die ich oben, anhand des Beispiels mit der Bluse, dargestellt habe: dass sie gefunden werden.
Ohne Stress, ohne anstrengendes Suchen – mit der Leichtigkeit einer Feder. Und dann passt ja vielleicht alles!
Wenn nicht: warten hat sich noch immer gelohnt! Und das gilt nicht nur für alleinerziehende Singlemamas – auch für Singlefrauen ohne Anhang sind die Tipps ja vielleicht interessant?!
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