Ein Gastartikel von Veronika. Telefongespräche am laufenden Band und alle paar Tage ein Treffen.
Wer sich heutzutage als Frau in einer Singlebörse anmeldet oder eine Partnerschaftsannonce aufgibt, sieht sich schnell einer Flut von Zuschriften ausgesetzt.
Einer Flut, die eigentlich nicht zu händeln ist. Ich habe das bei der Partnersuche sowohl online als auch offline durch, wobei aber auch offline schnell zu online wird.
Nämlich dann, wenn man in der regionalen Tageszeitung ein Partnerschaftsinserat aufgibt und eine E-Mail-Adresse für die Kontaktierung rein schreibt. Dann kommen die Zuschriften per Mail.
Als ich diese Art, einen Mann kennenzulernen, ausprobierte (nachdem ich online – mit Singlebörsen – auch schon einige Erfahrungen gesammelt habe), bekam ich über 70 (!) Zuschriften. Ungelogen!
Das mag daran gelegen haben, dass der Text meiner Kontaktanzeige ziemlich lang war und ich im texten nicht gerade unversiert bin. Ich habe ziemlich genau kommuniziert, was ich möchte und was nicht und sah mich dann eben dieser massigen Flut von Zuschriften interessierter Männer gegenüber.
Um den Überblick nicht zu verlieren, druckte ich mir die Mails, die mich ansprachen, aus. Von den ganzen Zuschriften blieben am Ende um die zehn, zwölf, Männer übrig, die mich interessierten.
Es ist ein Kunststück, mit so vielen Leuten eine Weile in Kontakt zu bleiben, eigentlich ist es fast nicht möglich.
So verwechselte ich leider auch einige Kandidaten, die sich dann beleidigt zurückzogen, so dass ich im Endeffekt noch mit acht Männern in Kontakt war.
Obwohl das vielleicht nach gar nicht mal so vielen klingt, ist es doch ein Kraftakt, diese Männer kennenzulernen. Nach einigen Mails folgt ja im Normalfall das Telefonat, zu dem man sich in Ruhe verabredet. Ich habe meine „Telefon-Termine“ stets auf abends um acht gelegt, aber damit fing der Stress erst richtig an.
Denn selbst, wenn in den ersten Sekunden Sympathie da war – die Gespräche waren anstrengend.
Warum? Weil irgendwie jeder erst mal einiges zu seiner Lebensgeschichte sagt (nach ein paar Tagen kam ich mir vor, wie eine Schallplatte mit Sprung…) und Männer – das ist zumindest meine Erfahrung – diese Informationen außerordentlich detailliert und zeitintensiv darbieten.
Ich hatte sehr häufig das Gefühl, dass ich mich zu meinem Hintergrund, meinem (aktuellen) Leben und so weiter, im normalen Maß äußerte, aber von dem Mann detailliert sein ganzes bisheriges Leben dargeboten bekam.
Besonders anstrengend empfand ich es, wenn das Gespräch auf die Expartnerinnen der Männer kam – da legten sie erst richtig los!
Manchmal saß ich von 20.00 Uhr bis fast nach Mitternacht am Telefon und hörte von Untreue- oder „Auseinanderleben“-Geschichten, von Sorgerechtsstreits, von Zerwürfnissen um die Kinder, und, und, und….
Manche Männer redeten ohne Unterlass – ich war zu höflich, um mich elegant aus dem Gespräch zu verabschieden.
Blöderweise hatte ich – wie oben schon angerissen – die telefonischen Verabredungen auf mehrere aufeinanderfolgenden Tage gelegt, immer abends um acht.
Ich saß also tagelang, abends um acht, auf dem Sofa und empfing Anrufe. Meist war ich schon am Nachmittag genervt, traute mich aber auch nicht, die vereinbarten Telefonate zu canceln.
Völlig blöd – heute bin ich schlauer, aber seinerzeit war ich soweit noch nicht.
Ich kämpfte mich also durch den Telefon-Marathon, der nur einen einzigen Vorteil hatte: ich wusste nun, wen ich treffen möchte und wen nicht. Die meisten fielen raus. Verabredet habe ich mich am Ende dann nur mit drei Männern.
Entweder war es Zufall, eine Dating-Pechsträhne oder was auch immer, aber wissen Sie was?!
Die Dates waren nicht besser, die jeweiligen Männer – samt und sonders geschieden und mit Nachwuchs , der in allen Fällen bei der Expartnerin lebte – redeten unablässig über ihr Vorleben, ihre Exfrauen, die Zeiteinteilung mit den Kindern und so weiter und so fort.
Auch bei den persönlichen Treffen beging ich den Fehler, diese an aufeinanderfolgenden Tagen, jeweils abends, zu verabreden. Auch das war ein Marathon – auch das nervte mich. Unglaublich sogar!
Ich hatte das Gefühl, meine wertvolle Freizeit zu opfern, um irgendwie die Hobby-Therapeutin zu geben. Denn es war ja so: die Männer schwatzten sich ihre Probleme – und manchmal sogar noch die Sehnsucht nach der Ex – von der Seele, was bei jedem Therapeuten mit einem satten Honorar zu Buche schlagen würde. Ich aber saß einfach nur da und kam meistens gar nicht Wort, weil meine Dating-Kandidaten mir ihr ganzes Leben, ohne Punkt und Komma, verbal präsentierten.
Ich war bedient!
Aber wie gesagt: diese damalige Aktion mit dieser Kontaktanzeige – es kann gut und gerne Pech auf der ganzen Linie gewesen sein, dass ich nur an solche Männer, wie beschrieben, geriet.
Allerdings reichte mir diese Choose, um vom Dating erst mal geheilt zu sein. Ich schaue online ab und an mal in Singlebörsen vorbei, manchmal ergibt sich ein netter Kontakt. Bislang war aber noch kein Kandidat dabei, der mich wirklich reizt, obgleich ich das eine oder andere lockere Telefonat mit einem Mann aus dem Online-Dating-Kosmos durchaus führe.
Aber ich habe dazugelernt!
Neulich, als ich zum Telefonieren verabredet war und bemerkte, wie da wieder einer mit der ganzen, eigenen Lebensstory um die Ecke kommt, habe ich „kurzen Prozess“ gemacht. Zumal die Chemie so gar nicht stimmte.
„Du – ich denke, das passt nicht, ich würde mich gern verabschieden“ sprach ich in den Hörer. Am anderen Ende war es kurz still, dann aber versuchte ER mich in eine Diskussion über das „WARUM?“ zu verwickeln. Ich ließ mich nicht drauf ein und legte auf.
Man muss Prioritäten setzen – auch und vor allem beim daten. Und auch hier gilt: FRAU lernt nie aus. Irgendwann sage auch ich bestimmt wieder: auf ein Neues!
PS: ich bin sicher, dass diese Erfahrungen auch Männer machen – nur eben umgedreht, mit meinen Geschlechtsgenossinnen…! Wetten?!
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