Wenn Sie ein Mensch sind, der sich für Balkon, Terrasse und Garten begeistert, dann sind Ihnen sicherlich die wöchentlich erscheinenden Baumarkt-Prospekte bekannt.
Neben Rasenmähern, Gehwegplatten, Carpots, Fliesen & Co. werden dort auch Überdachungen aller Art angeboten. Für die Tür, für die Terrasse, für ganze Außenbereiche.
Die Kosten sind überschaubar, von einigen Hunderten Euro bis ca. Eintausendzweihundert Euro sind schon sehr gute Überdachungen erhältlich.
Da wirkt es umso befremdlicher, was am 23. März 2018 in der Regionalausgabe der Leipziger Volkszeitung für Nordsachsen zu lesen ist, es geht um das kleine Örtchen Döbernitz, schauen Sie mal:
„Bei Wind und Wetter stehen die Schulkinder an den sich gegenüberliegenden Bushaltestellen im Döbernitzer Bahnweg. Das kann gerade im Herbst und Winter ziemlich ungemütlich werden und ärgert auch die älteren Einwohner, die auf den Bus angewiesen sind. Vor allem aber um die Kinder macht sich nun ein älterer Anwohner Sorgen.(…)Schon vor Jahren wurden Anfragen gestellt, ob nicht ein Häuschen zum Unterstellen aus Döbernitz-Ost nach West verlegt werden kann. Passiert ist nichts. Hintergrund sind auch die räumlichen Gegebenheiten. Ein möglicher Standort für ein vor Wind und Wetter schützendes Häuschen könnte nur auf einer Straßenseite, in Fahrtrichtung Ost errichtet werden. Hierzu müssten allerdings nach Angaben der Stadtverwaltung erst die Eigentums- und Platzverhältnisse geprüft werden. Auf der anderen Straßenseite in Richtung der Leipziger Straße sei der eigentliche Fußweg zu schmal.(…)Eine Hoffnung gibt es in Form des Förderprogramms für barrierefreie Bushaltestellen.
Darin wäre die Aufnahme der Bushaltestellen im Bahnweg mit einer neuen „Buswartehalle“ zur Förderung für das Jahr 2019 denkbar. Nach und nach will die Stadt über dieses Programm die Bushaltestellen behinderten- und seniorengerecht umgestalten. Ein Dutzend Stationen soll in diesem Jahr um- beziehungsweise gebaut werden, im nächsten Jahr sollen mindestens zehn weitere folgen. Zudem hofft nicht nur die Delitzscher Verwaltung auf ein weiteres Förderprogramm, das möglicherweise zum Ausbau von Haltestellen in Aussicht steht.“
Ist es nicht ein Wahnsinn? Und zwar in vielerlei Hinsicht! Zunächst ist es ein Wahnsinn, dass Menschen, die hierzulande den öffentlichen Nahverkehr nutzen, sowas überhaupt zugemutet wird.
Dann ist es Wahnsinn, dass dieses Bauprojekt im Minimalst-Kostenbereich von einem Förderprogramm abhängig ist. Die Verantwortlichen warten also nun auf das Förderprogramm, um diese Überdachung hinzubekommen, statt einfach zu handeln und im nächsten Baumarkt eine solche Überdachung zu bestellen. Wahrscheinlich greift dann aber hier – der Wahnsinn in Reinkultur – einmal mehr das Mantra: “kein Geld“!
Wofür allerdings Geld da ist, sehen wir täglich in den Medien – es wird in Milliardenhöhe in alle Welt und an unberechtigt hier eingewanderte Menschen verschwendet. Unter anderem.
Und: die absolute Krönung des Wahnsinns ist, dass sich die betroffenen Bürger diesen Irrsinn und diese Diskriminierung ihrer eigenen Bedürfnisse offenbar gefallen lassen und nicht auf die Straße gehen oder andere Aktionen anleiern, um diese Überdachung für sich oder ihre Angehörigen bzw. ihre Kinder einzufordern. Man wartet also in kollektiver Geduld darauf, dass man durch irgendein Förderprogramm berücksichtigt wird. Was nicht gesagt ist.
Und dann? Ja, dann: steht man eben weiterhin im Regen. Und das im doppelten Wortsinn. „Deutschland von Sinnen“ – der Buchtitel eines bekannten Autors ist hier Programm. Und mehr fällt mir zu dieser Provinzposse auch nicht mehr ein!
Bildnachweis (Symbolfoto): Fotolia,
Datei: #78083326 | Urheber: malifotolia