Für das Wochenende ist tolles Wetter angesagt – nur: Unternehmungstipps und Ausflugsziele werden medial meist so beworben, dass sie sich in erster Linie an Familien und Paare richten. An Menschen eben, die mit anderen Menschen zusammen sind. Kaum in Erscheinung und in eine Wahrnehmung treten dagegen die einsamen Menschen. Dabei leben viele Leute sehr einsam. Aber lange nicht nur – wie wohl am meisten angenommen – ältere Menschen, sondern durchaus auch jüngere Semester.
Es gibt viele Formen der Einsamkeit, manche sind sogar schon Krankheitsbildern zuzuordnen – um diese soll es hier nicht gehen.
Ein Singleleben kann sich durchaus einsam anfühlen
Sondern eher um die große Anzahl der Singlefrauen, die in einer Lebensphase sind, in der sie keinen Partner haben und zudem noch mit dem Umstand leben müssen, auch keine Freunde oder Familie in der Nähe zu haben. Oder / und: damit leben zu müssen, dass der gesamte Freundeskreis in einer Beziehung ist und man schon deshalb in der Freizeitgestaltung verschiedene Wege geht.
Vielleicht ist das Wort „Einsamkeit“ hierfür ja auch übertrieben und man sollte vielleicht schreiben, dass viele sich „einsam fühlen“.
Allerdings: ich selbst hatte eine Lebensphase, in der ich Einsamkeit verspürt habe – große Einsamkeit! Die aber meist nur an Wochenenden und Feiertagen zuschlug. Tage also, die viele Singles sowieso nicht mögen. Weil sie eben nur zu oft die Einsamkeit mitbringen.
Die Zeit, von der ich berichten möchte und in der ich mich einsam fühlte, ist bereits einige Jahre her. Und natürlich war es nicht so, dass ich keine Freunde hatte. Nur waren die weit weg und nach und nach alle in einer Beziehung.
Ich als Singlefrau bin damals wegen einem Job in eine andere, weit meiner Heimat gelegene, Stadt gegangen, mit Mitte 30. Wochentags füllte mich der Job absolut aus, ich machte Karriere, aber privat kam ich nicht in meinem neuen Lebensumfeld an.
Nach Feierabend war ich meist erschöpft und hielt den Kontakt zu den Freunden in der Heimat am Telefon.
Haben Freundinnen dann Partner, ziehen sie sich oft zurück
Anfangs waren gegenseitige Besuche meiner beiden Freundinnen noch recht rege, aber das ebbte ab, als beide jeweils einen Partner fanden. Plötzlich sah man sich nur noch an Feiertagen und Geburtstagen – wenn überhaupt! Auch meine Eltern, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis habe, sah ich nun weniger. Außerdem reisten sie beide viel und waren ständig in fernen Ländern unterwegs.
Da saß ich nun – mit einem guten Job, aber ohne private Kontakte.
Tagsüber hatte ich ein soziales Umfeld – die Kollegen waren nett, man aß gemeinsam zu Mittag, machte hin und wieder ein Schwätzchen, aber das war es dann auch. Über die Arbeit hinaus verband mich mit ihnen nicht viel. Zudem waren sie alle viele Jahre älter und in festen Familienbahnen eingefahren.
So lernte ich in meinen freien Stunden das Gefühl der Einsamkeit kennen. Ich fand es – offen gestanden – grausam. Denn ich bin eigentlich ein sehr geselliger Mensch, hatte in meiner Heimatstadt immer Freunde und Bekannte in der Nähe, mit denen ich mich regelmäßig traf.
Umso gefürchteter waren dann auf einmal für mich – in der neuen Stadt ohne mein gewohntes Umfeld – die Wochenenden. Zu wissen, dass man zwei volle Tage verbringt, ohne mal mit jemandem was zu unternehmen oder einen Kaffee zu trinken, war furchtbar. Dieses miese Gefühl konnten auch Telefonate mit den alten Freundinnen oder der Familie in der Heimat nicht lindern.
Einsamkeitsgefühl auch in der warmen Jahreszeit
Dabei war es nicht mal die dunkle Jahreszeit, die mich “depri” werden ließ und das Einsamkeitsgefühl verstärkte. Nein – vor allem im Frühling und Sommer litt ich besonders unter meinem Alleinsein. Wenn sich früh am Sonnabend die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge in mein Schlafzimmer schoben und einen wunderschönen Tag in Aussicht stellten, hätte ich mich am liebsten unter die Bettdecke verkrochen und bis zum Abend dort verweilt.
Denn an solchen Tagen, wo alle Welt in die Biergärten strömte, Cabriotouren machte, durch Wald und Felder radelte oder tolle Tagestrips unterahm, fühlte ich schon morgens die Einsamkeit wie eine eiserne Klammer um mein Herz – auch wenn das kitschig klingen mag.
Zu wissen, dass niemand vorbei kommt oder man keinen hat, den man zu einem Ausflug abholen kann, fand ich frustrierend, oft tat ich mir deshalb selbst leid. Zu allem Übel hatte meine damalige Wohnung nicht mal einen Balkon, auf den man sich hätte mit einem Stapel Bücher und Magazine retten können.
Manchmal ging ich shoppen, aber auch das ödete mich an. Niemandem ein schönes Teil, was man gerade gekauft hat, später zeigen zu können, machte mich traurig und verstärkte nach den Shoppingtouren mein Einsamkeitsgefühl noch mehr.
Und wie das so ist: überall sieht man Pärchen, Freundinnen-Cliquen, Familien…Mehr als einmal bin ich Hals über Kopf in meine leere, mich anödende, Wohnung geflüchtet, nur um nicht in der Stadt das Gefühl zu haben, ich sei mutterseelenallein auf der Welt.
Meine Freundinnen rieten mir am Telefon, es mit einer Singleböse zu versuchen, aber danach war mir nicht.
Die Dinge anders angehen!
Ich hatte einige Zeit zuvor einen ziemlichen Reinfall mit einem Mann aus einer Singlebörse erlebt und im Moment keine Lust auf eine Wiederholung oder eine Beziehung. Außerdem: ich gehörte nicht zu den Frauen, die meinen, mit einem Mann würden sich alle negativen Gefühle in Luft auflösen.
Ich möchte einen Partner auf Augenhöhe und keinen Freizeitgestalter gegen das Einsamkeitsgefühl. Zudem: bei der Lust auf eine neue Beziehung sollte man mit sich selbst im Einklang sein. So empfand ich mich nicht. Ich war unzufrieden. Und verfluchte die Einsamkeit immer mehr!
Bis ich eines Tages beschloss, die Dinge mal anders anzugehen.
Und das Beste aus der Situation zu machen. Das erste, was ich einführte:
dass ich am Wochenende – statt zuhause allein am Küchentisch – im Café frühstückte. Hierzu deckte ich mich mit ein, zwei Sonntagszeitungen ein (ich bin von jeher eine Leseratte!) und suchte mir ein gemütliches Plätzchen. Dies wurde mit der Zeit ein schönes Ritual – ich frühstückte ausgiebig, beobachtete zwischendurch die Menschen – und kam sogar immer mal mit anderen Leuten ins Gespräch! Da entstanden zwar keine Freundschaften, aber es fühlte sich gut an.
Der zweite Stepp, den ich anging, als ich mich – durch mein Kaffeehausritual – nicht mehr ganz so in der „Einsamkeits“-Falle sah, war, dass ich gezielt auf abendliche Veranstaltungen ging. Auf Veranstaltungen, wo man garantiert mit anderen Menschen ins Gespräch kommt.
Das ist leichter als man denkt, ich fand das eigentlich ziemlich verblüffend!
Einfach rausgehen!
Denn: die meisten Menschen gehen ja davon aus, dass man – vor allem am Samstag-Abend – zu interessanten Events „geladen“ sein muss, um mitzumischen, aber dem ist nicht so. Ganz und gar nicht.
Wer sich die Veranstaltungsmagazine seiner Stadt – offline und online – anschaut, wird schnell feststellen, dass es sehr viele Wochenend-Veranstaltungen gibt, die abends stattfinden und für jeden zugänglich sind. Neben den ganzen Theater-, Kino-, Kabarett- und Variéte-Welten – das meine ich nicht.
Sondern wirklich Events, wo man – meist locker, im Stehen, – mit anderen Gästen ins Gespräch kommt.
Meist sind das Ausstellungseröffnungen, thematische Diskussionen, Rundgänge und Besichtigungen oder Eröffnungen von Festivals.
Bei mir haben sich schnell Vernissagen herauskristallisiert, denn: im Zweifelsfall (wenn man wirklich mit gar niemanden ins Gespräch kommt) kann man hier immer noch auf das jeweilige Kunstobjekt schauen und sich – ohne das Gefühl zu haben, das Gesicht zu verlieren – nonchalant zurückziehen. So jedenfalls habe ich es immer empfunden.
Es ist einfach was anderes, als wenn man – zum Beispiel – alleine in eine Bar geht oder sich an einen Disco-Tresen hockt und dann vielleicht den ganzen Abend über tatsächlich mit niemandem ins Gespräch kommt.
Oft knüpft man neue Kontakte
Und – was soll ich sagen: es gab zum Beispiel so gut wie keine Ausstellungseröffnung, die ich nicht besucht habe und bei der ich nicht mit anderen Gästen ins Gespräch kam! Irgendwas ergab sich immer ! Ziemlich locker, aber mit Niveau.
Und dann hatte das Ganz noch den Nebeneffekt, dass man auf solchen Veranstaltungen fast automatisch zu weiteren Veranstaltungen eingeladen wurde. Nach dem Motto „Gehen Sie auch dann und dann zu der und der Ausstellung?“ Oder man wird verabschiedet mit einer Einladung zu einem nächsten Event.
Sie ahnen es sicher schon: irgendwann war durch diese Aktivitäten meine Einsamkeitsphase überwunden, ich fasste nach und nach auch auf privater Ebene in der Stadt, in die es mich durch meinen Job verschlagen hatte, Fuß.
Mit der Zeit wuchsen die ersten Freundschaften, weitere kamen hinzu – alles durch den ewigen Kreislauf des „sich immer wieder Sehens“ auf verschiedenen kulturellen Veranstaltungen und einer sich anschließenden Fortführung einiger Kontakte auf privater Ebene. Man traf sich zum Kaffee, zu Ausflügen, feierte zusammen.
Das Beste daran ist, dass ich nicht nur neue Freunde gefunden habe, sondern auch Gleichgesinnte im Geiste. Eine logische Folge der bewussten Auswahl meiner Aktivitäten.
Mut machen gegen das quälende Gefühl der Einsamkeit
Klar, ich gebe es zu, das Ganze war ein ziemlich langer Prozess, so an die drei Jahre hat das bestimmt gedauert.
Meine Einsamkeitsphase dauerte – im Rückblick gesehen – allerdings nicht mal 1 ½ Jahre! Nur kam es mir damals wie ein endlos-quälender Zustand vor!
Vielleicht kann ich ja mit meinem Erfahrungsbericht dem einen oder anderen Mut machen, es mir nachzutun, wenn das ohnmächtige Gefühl der Einsamkeit aufkommt? Natürlich sind meine Tipps individuell von mir erlebt und aus meiner Sichtweise erzählt.
Ich bin mir aber sicher, dass Sie auch von anderen angewandt werden können – definitiv!
Ach ja: Single bin ich Übrigens auch nicht mehr! Meinen jetzigen Partner habe ich im Umfeld meiner neuen Freunde gefunden – unsere Beziehung hält nunmehr schon über vier Jahre.
Und Einsamkeit? Kein Thema mehr!
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Genau der Beitrag, den ich gesucht hatte.
Du sprichst mir aus der Seele. Ich durchleben zurzeit auch eine “Einsam fühlen” Phase. Meine Freundinnen sind seit Jahren in einer festen Beziehung und ich bin immer die Single Lady. Das war auch ganz okay, ich brauch nicht unbedingt ein Partner an meiner Seite, aber auf Dauer fühlt mich sich als 3tes Rad am Wagen wenn man bei den Mädels abhängt und abends in die Leere Wohnung zurückkehrt. Meistens stört es mich auch nicht, aber nun mit Corona, wo man schon nicht viel unternehmen kann und der Job mich grad auch nicht voll beansprucht, wird es doch eher verstärkt.
Tolle Tipps. Vielen Dank für den tollen Beitrag.