Finanzielle Freiheit, die tollsten Kleider, die besten Hotels an jedem Ort der Welt und arbeiten natürlich nur, wann man will: Mit diesen vollmundigen Versprechen fluten Online-Coaches aktuell das Web. Waren diese fragwürdigen Personen schon vor der Corona-Pandemie präsent, so scheinen sie sich jetzt heuschreckenartig im Web zu tummeln, denn wer einmal auf eine Webinar-/Coaching-Werbeanzeige geklickt hat (vorzugsweise auf Social Media), der wird mit solchen Angeboten geflutet.

Die schrägen Offerten klingen immer gleich: Man soll zunächst in einen kostenlosen Kurs oder/und Facebook-Gruppe kommen und kostenfreie Tipps zu dem eingangs erwähnten Luxus-Leben erhalten. Später dann – das ist stets die gleiche Masche – soll man dann ein teures Webinar oder Online-Seminar buchen (nicht selten für viele Tausende Euro pro Coaching), um an seinem “Mindset” zu feilen und die Grundlagen für ein Online-Business zu lernen, das angeblich wöchentlich Tausende Euro abwirft und das Geschäftsmodell – klaro! – schnell “sechsstellig” werden lässt.

Webinar, Mindset & Co.: Unseriosität spielt meist mit rein

Die Anbieter dieser zumeist unseriös wirkenden Offerten sind nicht etwa (welt)bekannte Koryphäen, denen man hochpreise Coachings vielleicht noch abnehmen würde, sondern unzählige “Max Mustermanns und Lieschen Müllers von nebenan”.

Und in den meisten Fällen ist es auch kein Experten-Know How, das diese Menschen, die gern mal in der Karibik oder/und vor einem Privatjet posieren, um ihr angeblich profitables Business zu promoten, anbieten, sondern profan zusammengeschustertes (Halb)Wissen, das zumeist für jeden zugänglich im Internet verfügbar ist.

Die “Coaches” sind oftmals auch nur ganz einfache Leute, die sich jedoch nach ganz profanen Lebensereignissen, die SO auch anderen Menschen millionenfach widerfahren, berufen fühlen, nun einen auf Coach zu machen.

Häufig sind das Frauen, die ein Kind bekommen haben und in der Elternzeit sind.

Typische Postings, bevor das lustige Coaching-Leben losgehen soll, lesen sich beispielsweise so, wie dieses fiktive ausgedachte Beispiel hier:

“Hallo, ich bin die Lena, habe bislang als Marketingassistentin in der Firma XY gearbeitet und bin nun nach der Geburt meines Kindes in Elternzeit. Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, wieder in meinen alten Job zurückzukehren und möchte mich deshalb als Coach für Achtsamkeit (wahlweise einsetzbar ist hier auch: “Coach für Mütter, die wieder zu ihrer alten Energie finden wollen”/  “Coach für Weiblichkeit”/ “Coach für Vereinbarkeit von Familie und Job”) selbständig machen.”

Die Auffälligkeit, wie viele Frauen sich nach der Geburt ihres Kindes mit oft an den Haaren herbeigezogenen Themen als Coach selbständig machen wollen, ist extrem auffallend.

Natürlich tauchen nicht gleich alle dieser frisch gebackenen Coaches dann gleich mit überteuerten Seminaren im Internet auf, aber häufig geht der Background der “Experten”, die hochpreisige Coaches an den Mann oder die Frau bringen wollen, genau so. Und häufig sind es Frauen. Ganz oft ist neben dem “Mindset”-Gequatsche (“nur mit dem richtigen Mindset kommt die finanzielle Freiheit…”) auch von “Sichtbarkeit” die Rede.

Geld verdienen mit wenig Arbeit – die Online-Coaches wissen angeblich, wie`s geht

Und natürlich wollen sie es alle drauf haben, anderen Frauen (nicht selten auch Coaches, denn offenbar coacht der Coach vom Coach den Coach….) DEN Weg zu Reichtum und zum Geld verdienen ohne oder nur mit wenig Arbeit zu zeigen.

Dass der Großteil dieser Offerten natürlich Schrott sein dürfte, sollte jedem normal denkenden Menschen klar sein. Denn allermeist zielen diese obskuren Coachings nur darauf ab, den Dummen, die zahlen, zu vermitteln, dass sie in ihrem “Business” auch anderen Leuten diese miese Masche nahebringen sollen. Sprich: Kauf mein Coaching und verkaufe danach anderen Leuten Dein Coaching.

Totaler Hokospokus, der wohl aus guten Gründen an gewisse Schneeballsysteme, bei denen nur ganz wenige wirklich gut verdienen, erinnert…! Stutzig werden sollte man übrigens auch bei den Themen, die viele selbst ernannte Experten als “Coaching” verkaufen wollen. Unterstützung in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Job etwa – gern kostenpflichtig als Coaching angeboten – gibt es in nahezu jeder Region durch Vereine, die kostenlos zu diesem Thema beraten.

Auch entbehrt die krude und schwer durchschaubare Coaching-Branche auch nicht einer gewissen Ironie und zeigt, wie manches übers Knie gebrochen und auf Zwang probiert wird:

So werden selbst Coachings fürs Bloggen angeboten. Also was für Themen sich Blogger vornehmen und wie sie beim Bloggen vorgehen sollen. Absoluter Schwachsinn, denn beim Bloggen ist es wie beim “richtigen” Schreiben: Entweder man hat es drauf oder nicht.

Bloggen lernen durch Online-Coaching?

Wer weder eine knackige Schreibe noch das richtige Gespür für Themen hat, sollte es sein lassen. So wie ein unbegabter Sänger keine Operetten-Koryphäe wird, so wird jemand, der das Bloggen erst lernen muss, kein guter Blogger. Eine Binsenweisheit eigentlich. Und doch scheint es genügend Leute zu geben, die für sowas – so wie auch für andere schräge Coaching-Angebote – Geld ausgeben.

Ist das Geld dann erst mal weg und der Erfolg, die finanzielle Freiheit und DAS tolle Online-Business noch immer nicht in greifbarerer Nähe, ist der Katzenjammer groß.

Aber auch da sind die meisten Coaches – klar! – schnell mit Trost zur Stelle. Denn: Es hapert noch, psssst….: Am richtigen “Mindset”. Deshalb gibt es von diesen “Experten” in solchen Fällen gleich immer einen guten Rat. Der da lautet: “Buch mein Aufbau-Coaching!”.

Insofern soll der Beitrag also mit einem Zitat vom ollen Wilhelm Busch enden:

“Dummheit, die man bei anderen sieht, wirkt meist erhebend auf’s Gemüt.”

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen!

Bildnachweis: stock.adobe.com / chrupka

 

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