Die Lübecker Nachrichten haben online einen Fall aus Ahlen veröffentlicht, der sprachlos macht. Und einmal mehr die hässliche Fratze der willigen Vollstrecker, die bei den “kleinen” Bürgern heftig zulangen, aufzeigt. Es geht um eine Pfändung bei einer fünfköpfigen Familie. Der Aufmacher widmet sich dem Hund, der gepfändet wurde.
Nur nebenbei wird erwähnt, dass eigentlich der Rollstuhl des querschnittsgelähmten Familienvaters gepfändet werden sollte.
Ist es tatsächlich möglich, Rollstuhl zu pfänden? In Ahlen offenbar schon!
Ich hätte mir – ehrlich gesagt – zuvor nicht mal vorstellen können, dass in einem Land, wie Deutschland (zumal noch in einem Deutschland, in dem angeblich so gut und gerne gelebt wird….!) ein Rollstuhl überhaupt gepfändet werden kann. Läuft denn so ein Gefährt nicht unter “gesundheitliches Hilfsmittel”? Oder muss tatsächlich jeder, der notgedrungen im Rollstuhl sitzt, zahlungsunfähig wird und in Deutschland lebt, davon ausgehen, dass ihm dieses Hilfsmittel unter`m Allerwertesten weg gepfändet wird?
Offenbar ja, wenn man die Zeilen der Lübecker Nachrichten auf deren Online-Portal richtig deutet. Lesen Sie mal, Zitat:
“Weil Mitarbeiter der Stadt Ahlen den Rollstuhl eines querschnittsgelähmten Familienvaters nicht pfänden konnten, nahmen sie Mopsdame Edda mit und verkauften den Hund bei Ebay.”
Und da geht das – für mich – skandalöse Gebaren gleich weiter, denn vollstreckt wurde dann doch tatsächlich der Familienhund, ein Mops. Zitat:
“(…)Im November hätten plötzlich eine Gerichtsvollzieherin und zwei Mitarbeiter der Stadt mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür gestanden. „Ich war zunächst geschockt“, erinnert sich die Frau. Vor allem, weil der Rollstuhl ihres querschnittgelähmten Mannes gepfändet werden sollte. Weil der aber Eigentum der Berufsgenossenschaft sei, war dies nicht möglich. „Der Hund habe den höchsten Wert, wurde mir gesagt“, erinnert sich Eddas frühere Besitzerin. Sie, ihr Mann und ihre drei Kinder (fünf, sieben und neun Jahre) würden immer noch unter dem Verlust des Tieres leiden.”
Es geht skandalös weiter…
Davon abgesehen, dass diese Aktion in meinen Augen absolut menschenunwürdig, herz- und rücksichtslos ist, geht es hier sogar noch unbeheuerlicher weiter.
Denn offenbar haben Mitarbeiter der Stadt Ahlen (oder vielleicht ja nur ein Mitarbeiter?) das Tier bei ebay (!) verkauft.
Hierzu ist folgendes zu lesen:
“Mops Edda wurde als vermeintliches Schnäppchen auf der Internetplattform Ebay angeboten: 750 Euro hat eine Polizistin aus Wüfrath für die reinrassige Hündin bezahlt. Und im Nachhinein eine tragische Familiengeschichte ans Licht gebracht. Anfang Dezember habe eine Freundin sie auf das Angebot in dem Kleinanzeigenportal hingewiesen, erzählt Michaela Jordan gegenüber der Lokalzeitung „Ahlener Tageblatt“. Obwohl sie wegen des niedrigen Preises zunächst an eine Fake-Anzeige glaubte, rief sie beim Anbieter an – und landete bei der Stadtverwaltung Ahlen in NRW. Wie das „AT“ berichtet, habe sich bei dem Telefonat herausgestellt, dass die Mopshündin von der Stadt gepfändet wurde, weil die frühere Besitzerin Schulden bei der Stadt hatte – unter anderem sei die Hundesteuer nicht gezahlt worden.”
Aha – und da geht die Stadtverwaltung mal eben einen solchen Weg? Preist das Tier im Internet an? Ungeheuerlich!
Zumal die Hündin immense gesundheitliche Probleme hat, die sich der neuen Besitzerin schnell offenbarten, Zitat:
“Doch in ihrem neuen Zuhause kam es bei Edda zu gesundheitlichen Problemen. Nur eine Woche nach ihrem Einzug bei Michaela Jordan sei die Mopsdame erkrankt. „Sie hat eine massive Augenverletzung, die der Tierarzt behandeln musste“, so Jordan zum „AT“. Viermal sei Edda operiert worden, ihre Behandlungskosten beliefen sich auf rund 1800 Euro. Und die fordere Jordan jetzt von der Stadt zurück. Sie sei von dem Mitarbeiter über den Gesundheitszustand der Hündin arglistig getäuscht worden, wirft sie der Stadt vor.”
Darf man davon ausgehen, dass die Stadt Konsequenzen ob des abstoßenden Treibens seiner Mitarbeiter bzw. seines Mitarbeiters/Mitarbeiterin zieht?
Konsequenzen? Danach hört es sich nicht an!
Nun – danach hört es sich nicht wirklich an, Zitat:
“Die Stadt Ahlen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Gegenüber dem „AT“ sagte Sprecher Frank Merschhaus, dass die Pfändung eines Tieres und der anschließende Verkauf über Ebay Kleinanzeigen „nicht die übliche Vorgehensweise bei Vollstreckungen durch die Stadt Ahlen“ sei. „Der Sache wird auf den Grund gegangen“, erklärte Merschhaus gegenüber dem „AT“.”
Sigmar Gabriel, SPD, hat mal vor einiger Zeit Menschen, die sich im Zusammenhang mit den politischen Zuständen in Deutschland lauthals äußerten und ihren Unmut dahingehend kundtaten, als Pack bezeichnet.
Da bleibt die Frage, wie man Leute nennt, die im Namen einer offiziellen Behörde – hier der Stadt Ahlen – derart unmenschlich agieren? Die Gedanken sind frei! Zum Glück…
Quelle Zitate: ln-online.de
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