Das DOK-Filmfestival Leipzig ist bekannt dafür, vorwiegend politisch-kontroverse Filme zu zeigen und das auf internationaler Basis. Dabei ist eine eindeutig politische Richtung freilich nicht zu verkennen, so dass das Stammpublikum des Festivals seit Jahren eher im alternativen Bereich zu verorten und dazu der übliche Beifall der etablierten Medien alljährlich festzustellen ist. Dieses Jahr war das ein klein wenig anders. Und das lag an einem einzigen Film: „Montags in Dresden“ – eine Doku über die Bürgerbewegung PEGIDA, die sich 2014 in Dresden gegründet hat.
Vollmundig gaben die Festival-Initiatioren an, den Film zeigen zu wollen, um auch politisch Andersdenkende in den Fokus zu rücken. Das ist ein guter Ansatz und dringend nötig, allein: es ging nach hinten los. Nicht der Film – der ist gelungen! – sondern das Drumherum.
Vor Pegida-Film wieder vorauseilender Gehorsam
Wo Neutralität und Objektivität angebracht sein sollten, ergossen sich die Festival-Macher in vorauseilenden Entschuldigungen.
Das geht schon im Programm los und zeigt, dass wohl keiner der Macher des DOK-Film-Festivals verstanden hat, worum es geht.
Auszug aus dem diesjährigen Festival-Programm zu „Montags in Dresden“:
„Einige Filme der Offiziellen Auswahl begleiten Menschen mit rechtspopulistischer Gesinnung sowie den Protest gegen Rechts. So dreht sich etwa „Montags in Dresden“ um Pegida und fragt, was diese Menschen dazu antreibt, wöchentlich gegen Ausländer zu hetzen.“
Diese Passage zeigt, dass wohl niemals nur einer der DOK-Film-Leute je bei einer Demonstration der Dresdner Politkritiker zugegen war. Niemals wurde je in Dresden bei PEGIDA gegen Ausländer gehetzt – im Gegenteil: es sind sogar Menschen mit Migrationshintergrund bei PEGIDA involviert.
Kritisiert wird bei PEGIDA (und das selbstverständlich zu Recht!) dass es seit 2015 zu Gesetzesbrüchen hinsichtlich der Masseneinwanderung gekommen ist und dass – eigentlich für jeden unverkennbar – die Kriminalität unter den angeblich Schutzbedürftigen exorbitant hoch ist und vor allem die Gewalt gegen Frauen zugenommen hat, seit „Flüchtlinge“ zu Hunderttausenden in unser Land kommen.
Terror wird doch zu Recht thematisiert!
Auch der fast schon allgegenwärtige Terror wird von der PEGIDA-Bühne aus thematisiert – auch das zu Recht. Warum sollen die Menschen aus der bürgerlichen Mitte dazu auch ihren Mund halten? In einer Zeit, in der einen sogar eine Messerattacke beim Butter holen im Supermarkt ereilen kann!? Vor 2015 nahezu undenkbar und das ist den meisten Menschen natürlich bewusst.
Was vielen (Medien, Politikern, “Initiativen”) aber vielleicht ja nicht bewusst ist: der Dresdner würde gegen solche Zustände auch auf die Straße gehen, wenn tumbe Skinheads hinter den Verbrechen, wie sie in Würzburg, Ansbach, Köln-HBF, Berlin, Hamburg und Freiburg passiert sind, stünden.
Und wären auch dann freilich nicht allein! Zumindest die Mehrheit der Ostdeutschen dürfte ähnlich wie die Montagsdemonstranten ticken, auch wenn natürlich nicht alle auf die Straße gehen.
Insofern wurde mit dem “Drumherum“ zum PEGIDA-Film – seitens des DOK-Film-Festivals – eine Chance vergeben, den Dialog, zu dem Regisseurin Sabine Michel aufruft, wirklich zu starten.
Absolut tendenziös!
Gut zu beobachten war das am 2. November 2017, als der Film öffentlich und kostenfrei in der Osthalle des Leipziger Hauptbahnhofes gezeigt wurde. Bevor es losging, entschuldigte sich die Dokfilm-Sprecherin per Mikro lange und wortreich, dass der Film überhaupt auf dem Festival präsent ist. Das ist unprofessionell und eines solchen Festivals nicht würdig – ganz klar. Tendenziös sowieso.
Die kruden Worte der DOK-Film-Frau sorgten denn auch bei vielen Zuschauern für Unverständnis und Kopfschütteln, aber so mancher im Publikum, der die Lage montags in Dresden von eigenen Demo-Besuchen her kennt, lächelte nur milde – man kennt die Diffamierungen ja inzwischen zur Genüge.
Das Publikum bestand aus hunderten Leuten, junge und alte, Politkritiker und Alternative – alle waren gespannt auf den Film, der pünktlich um 19.30 Uhr startete.
Porträtiert werden in dem Dokumentarfilm der einstige PEGIDA-Mitbegründer René Jahn, die alleinerziehende Mama Sabine Ban und ein Dresdner Unternehmer katholischen Glaubens.
Sie alle eint die Unzufriedenheit über die derzeitige Politik – ein Gefühl, das sie mit Millionen anderen Bewohnern des Landes teilen dürften.
Film wurde zur Zeit der Schrottbusse gedreht
Sie schildern ihre persönlichen Gründe, sich politisch zu engagieren, sprechen über ihre Wünsche, ihre Erwartungen, ihr Leben, über Dresden. Überhaupt – die barocke Elbmetropole! Immer wieder wird die Landeshauptstadt in Szene gesetzt, zeigen sich die Protagonisten an bekannten Orten der beliebten Stadt, so zum Beispiel vor der Frauenkirche. Der Film wurde zu einer Zeit gedreht, als westdeutsche Zugereiste meinten, auf das Gedenken der Dresdner an die einstige Bombennacht im 2. Weltkrieg mittels abgewrackter Busse aus Syrien Einfluss nehmen zu können.
Drei dieser Schrottbusse wurden vor der Frauenkirche aufgebaut, um einmal mehr den Versuch zu wagen, den Leuten Verständnis für die vielen Illegalen, die über die offenen Grenzen nach Deutschland strömen, abzupressen.
Natürlich ist das wieder einmal nach hinten losgegangen – die Schrottbusse standen im Fokus vieler bürgerlicher Proteste und haben eher das Gegenteil bei den Menschen bewirkt, die es langsam leid sind, sich für ihre gerechtfertigte Kritik an den aktuellen politischen Verhältnissen immer wieder gängeln zu lassen.
Insofern ist es der Regisseurin Sabine Michel hoch anzurechnen, dass sie diesen Film authentisch und unkommentiert gedreht hat.
Alles ganz normale Menschen bei Pegida
Die Protagonisten darin kommen nämlich genau so rüber, wie sie auch sind: normale Menschen, mit einer gesunden Einstellung, gesundem Menschenverstand, klug und – vor allem – dialogbereit.
In keiner Sekunde des Films wurde – wie suggeriert und sogar behauptet – Hetze rübergebracht oder wurden andere Menschen verunglimpft.
Im Gegenteil: viele Zuschauer dürften sich mit den Porträtierten identifizieren können, das wurde schon an den Reaktionen im Publikum deutlich.
Freilich waren auch viele Leute aus dem eher linken Lager zu der Vorstellung gekommen, allerdings blieb es – keine Selbstverständlichkeit in Leipzig! – zwischen den verschiedenen politischen Lagern ruhig. Auch schon mal was!
Dass aber auch ein solch authentischer Film wohl nicht von allen Leuten verstanden wird, zeigte die Reaktion des Leipziger Grünen-Chefs Jürgen Kasek, der, wie auch Linke-Stadträtin Juliane Nagel, unter den Zuschauern weilte und im Nachgang die Pegida-Bewegung für die Ereignisse in Heidenau und Clausnitz verantwortlich machte. Offenbar hat Herr Kasek keine Kenntnis von der ungeschnittenen Clausnitz-Aufnahme, die eine „Flüchtlings“-Frau bei ihrer Ankunft in Clausnitz zeigt – spuckend in Richtung der dortigen Bewohner. Er scheint zudem in einer Welt zu leben, in der die permanenten Terror- und Übergriffs-Nachrichten zu ihm nicht vordringen – wie zum Beispiel das Fanal in Köln, Silvester 2015/2016 und darauffolgend.
Weltfremd: Herr Kasek
Bewundernswert allerdings die Reaktion der Regisseurin Sabine Michel, die sich von Kaseks weltfremden Aussagen nicht hat irritieren lassen und wiederholt ihre Botschaft an das Publikum kommunizierte. Nämlich: den Film aus Sicht der Beobachterin und nicht der Ermahnenden gemacht zu haben. Mit der Hoffnung, endlich einen Dialog einleiten zu können.
Sieht man von Leuten á la Kasek ab, könnte das ja auch gelingen – dafür sprach schon das friedliche Miteinander der verschiedenen politischen Lager im Publikum. Man verfolgte gemeinsam den Film und gab sich bei entsprechend lustigen Szenen auch gemeinsam erfrischenden Lachern hin.
Nicht viel und auch ziemlich banal, aber immerhin – vielleicht?! – ein Anfang?!
Bildnachweis: © DOK Leipzig/ Susann Jehnichen