„Auch wenn die Wäsche schlampig über`m Wäscheständer hängt – aufgehangen ist aufgehangen!“ Oder: „mein Kind kifft, eigentlich hätte ich auch Lust auf einen Joint“ – so im Tenor und ähnlich gestalten sich viele Artikel der Zeitschrift für Mütter des „BRIGITTE“-Ablegers „MOM“.
Man wird den Eindruck nicht los, dass die Redaktion Beiträge für Mütter schreibt, die entweder als Elternteil überfordert sind oder die Sache mit dem Nachwuchs nicht so genau nehmen – oder sich nicht im Klaren darüber sind, was Mutter sein bedeutet. Oder eben alles zusammen….!
Hält die BRIGITTE-MOM-Redaktion die Leserinnen für dumm?
Zudem scheint es, als halte die Redaktion der BRIGITTE MOM die Leserin schlichtweg für dumm, anders lassen sich viele „Ga-Ga“-Artikel – und Rubriken wie „Haben wollen“ – nicht erklären. Ganz abgesehen davon, dass man auch in diesem Medium die dümmlich-klebrige Art des Buzzfeed-„Journalismus“ hegt und pflegt, was dann zu Beiträgen führt, die eher Aufzählungen denn qualitativ hochwertige Artikel sind, so im Stile von „9 Dinge die Mütter ……“ (tun/kennen/brauchen usw.).
Ein absolut hohler und überflüssiger Beitrag erschien bei dem Müttermagazin dieser Tage online und löste ziemliches Kopfschütteln und Unverständnis bei den Leserinnen aus – das konnte man den Kommentaren glasklar entnehmen.
Es handelte sich um den Artikel einer gewissen Angela Gallo, die mit der Information aufwartete, dass sie bei ihrer Entbindung masturbiert hat und nun ihre Geschlechtsgenossinnen aufforderte, ihr dies bei der Geburt des eigenen Kindes einfach nachzumachen.
Zunächst dachte ich, ich hätte mich verlesen – habe ich aber nicht. Diese Frau tat doch wirklich so, als würde man bei einem so starken (und eben wirklich schmerzhaften) Vorgang noch einen Gedanken und Lust und Sex hegen können!
Lust auf Lust – während der Geburt?
Ich bin selbst Mutter und die Geburt meines Kindes war – ehrlich gesagt – ein Erlebnis, dass ich ungern wiederholen würde, so stark war die Wucht des Schmerzes. Aus Erzählungen von Freundinnen und weiblichen Bekannten weiß ich, dass die allermeisten Mütter die Geburt ihres Kindes ebenso als einen einzigen, höllischen – und oft sich in die Länge ziehenden – Schmerz erlebt haben.
Insofern ist der „Tipp“ dieser Frau Gallo in meiner Wahrnehmung eine Zumutung für (werdende) Mütter und eben auch DIE komplette Verdummung schlechthin. Selbst wenn sie während ihrer eigenen Geburt Lust auf Lust hatte, so scheint dies doch ein nahezu einmaliger Vorgang während eines solchen Ereignisses zu sein, dass sie besser für sich behalten und diesen Schwachsinn nicht noch in die Welt hinaus posaunt hätte. Könnte ja Frauen geben, die dann vielleicht tatsächlich glauben, sie könnten aus der Geburt ihres Kindes einen wollüstigen Trip machen….!
Die Verfasserin dieser unfassbar dummen Zeilen – Angela Gallo – wurde seitens der BRIGITTE MOM-Redaktion im Übrigen als Bloggerin und „Aktivistin“ angekündigt. Nun – Bloggerin scheint sie tatsächlich zu sein,wenn auch im fernen Melbourne, Australien. Ihrer Website nach arbeitet sie als sogenannte Doula, das sind Frauen, die einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt als emotionale Begleiterin zur Seite stehen.
Was genau die nahezu komplett tätowierte Frau als „Aktivistin“ tut, erschließt sich nicht wirklich.
Fakt ist, dass sie mit „der Mutter von nebenan“ kaum etwas gemein haben dürfte, so wie viele Artikel aus der Feder des „MOM“-Teams wohl an der Lebenswirklichkeit im Leben stehender Mütter vorbei gehen dürften.
Schreiben die nur für Hippie-Frauen?
Es sei denn, die Macher/innen des Heftes schreiben explizit für Hippie-Frauen, zweifelnde „Generation Ypsiloner“-Mamas oder Frauen mit der „Irgendwas-mit-Medien“- Attitüde. Nichts gegen Frauen in den Medien, bin ja selbst eine, aber so wie bereits früher die porträtierten Frauen in Frauenzeitschriften aus dem – angeblich normalen deutschen – Alltag irgendwie alle Fotografinnen, Journalistinnen oder PR-Beraterinnen waren, sind es heute auffallend viele Bloggerinnen, die in der MOM porträtiert werden oder selbst zu Wort kommen.
Auch das ist okay, denn bekanntlich hat ja das Web eine Vielzahl von bloggenden Menschen herrvor gebracht. Dass aber in dem besagten Müttermagazin so viele Frauen mit einer doch recht speziellen, gewöhnungsbedürftigen Weltanschauung zu Wort kommen, fällt auf und man darf davon ausgehen, dass sich wohl die wenigsten Mütter damit identifizieren können, allen abgedruckten „Lobhudel“-Leserinnenbriefen zum Trotz (von denen man `eh nie weiß, ob sie echt sind).
Im aktuellen Heft zum Beispiel plädiert eine Bloggerin dafür, Fotos der eigenen Kinder unverblümt ins Internet zu stellen – bei den allermeisten Eltern lange schon ein „No Go“!
Eine andere Bloggerin nennt ihre Kinder „Hooligans“ und artikuliert im Heft die Bitte, am Muttertag vom „Kacka“ ihres Nachwuchses verschont zu bleiben.
Dass natürlich auch die BRIGITTE-MOM reißerisch auf den „#regretting-motherhood“-Zug aufgesprungen ist und weitere „Autorinnen“, die das „Muttersein bereuen“ als nahezu neuen „Lifestyle“ darstellen, verwundert denn auch nicht mehr.
Mutterschaft wird selbst hier negativ dargestellt
Familie und Mutterschaft in einen eher positiven Rahmen zu stellen, war noch nie Sache der Medien. Zumindest nicht in den letzten 25 Jahren.
Zu erwähnen bliebe noch, dass die abgehobene Welt derer, die die mediale Welt derzeit dominieren, auch in der BRIGITTE MOM mehr als offenbar wird, denn natürlich darf eine Modestrecke, bei der eine Tunika über 600,00 € kostet, ebensowenig fehlen, wie ein Artikel über eine Mutter, die mal eben mit ihrer Tochter einen Trip nach Singapur unternimmt.
Alles Dinge, die mit dem Alltag der meisten Mütter hierzulande nichts zu tun haben dürften.
Nicht mal 20 000 Facebook-Fans der BRIGITTE-MOM-Seite lassen überdies vermuten, dass das auch andere Mütter so sehen…!
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Na ja jede Mutter ist da ganz anders ,da kann man nur Pauschal darüber sagen.