Die Digitalisierung und Globalisierung haben eine ganze Reihe an Vorteilen in der modernen Gesellschaft hervorgebracht.
Damit gehen jedoch auch veränderte Anforderungen in Beruf und Freizeit einher, die für viele Menschen zunehmend ein Problem darstellen.
Die Leistungsgesellschaft macht uns krank – es sei denn, wir versuchen, das Gleichgewicht wieder herzustellen, um den wachsenden Anforderungen gewachsen zu bleiben.
Probleme der modernen Gesellschaft
Gestiegene Anforderungen im Job und das Hetzen von Termin zu Termin im Privatleben machen es nicht nur immer schwerer, das Leben zu genießen, sondern führen auch zu körperlichen und seelischen Problemen, weil wir dadurch schnell aus dem Gleichgewicht geraten.
Schneller, besser, weiter: Die Leistungsgesellschaft und ihre Folgen
Der Soziologe Hartmut Rosa definiert die Beschleunigung als das Phänomen und Kernelement der Modernisierung: Alles muss schneller werden und wir müssen versuchen, so viel wie möglich in einem kurzen Zeitraum zu erledigen. Das betrifft nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch in der Freizeit möchten wir ständig etwas Neues erleben. Durch Smartphones und das Internet sind wir außerdem ständig erreichbar und haben das Gefühl, Nachrichten innerhalb kürzester Zeit beantworten zu müssen.
Hinzu kommt, dass wir in der Leistungsgesellschaft häufig nur noch danach definiert werden, wie viel Leistung wir erbringen und ob wir es schaffen, uns konstant zu verbessern. Selbst nach einem stressigen Arbeitstag können wir noch nicht abschalten, sondern müssen uns um den Haushalt oder private Termine kümmern.
Die Folge: Wir leben in ständiger Hektik und haben nur noch unsere To-Do-Liste im Kopf. Dadurch entfremden wir uns vom Hier und Jetzt und befinden uns in einem ständigen Ungleichgewicht.
Wir fühlen uns ständig unter Druck, weil wir das Gefühl haben, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein und sowieso nicht alles zu schaffen. Doch wenn das Ungleichgewicht über einen längeren Zeitraum besteht und wir nicht mehr im Moment leben, sondern das Gefühl haben, nur noch „funktionieren“ zu müssen, werden wir auf Dauer krank.
Immer mehr Menschen erkranken aufgrund von Stress an Burnout oder Depressionen. Laut DAK-Gesundheitsreport 2017 haben die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Krankheiten über die Jahre erheblich zugenommen, Depressionen verursachen die meisten Fehltage. Hinzu kommen körperliche Beschwerden – nicht nur, weil Stress sich auch auf unsere physische Gesundheit auswirken kann, sondern auch, weil wir denken, dass wir gar nicht mehr die Zeit haben, gesund zu leben. Um Zeit zu sparen, fahren wir mit dem Auto statt mit dem Rad zur Arbeit, und statt einer ausgewogenen Mahlzeit greifen wir zu Fertiggerichten und Fast Food.
Spätestens dann, wenn wir krank werden, schaffen wir es nicht mehr, mit der schnelllebigen Gesellschaft mitzuhalten und setzen uns nur noch mehr unter Druck. Wenn wir den Anforderungen gewachsen bleiben möchten – und das, ohne uns selbst krank zu machen – müssen wir mal auf die Bremse treten und versuchen, wieder ein Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung herzustellen. Doch wie können wir trotz steigender Leistungsanforderungen gelassen und gesund bleiben?
Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannung: Die drei Säulen eines gesunden Lebensstils
Im Zuge der beschleunigten Gesellschaft mag es nicht verwunderlich erscheinen, dass bereits viele Menschen versuchen, wieder bewusster zu leben und sich einen gesünderen Lebensstil als Ausgleich zum hektischen Alltag anzueignen. Wellnessgetränke, Meditationen und Fitness-Clubs boomen, die Gesundheits- und Wellnessbranche erlebt einen wahren Hype.
Die Entschleunigung als Gegenbewegung zur Beschleunigung scheint also bereits als Trend in unserer Gesellschaft angekommen zu sein.
Und tatsächlich kann ein gesunder Lebensstil helfen, vital, fit und ausgeglichen zu werden und so auch besser auf stressige Situationen und steigende Anforderungen zu reagieren.
Der angesagte „Healthy Lifestyle“ beruht im Prinzip auf drei Säulen: Er vereint eine ausgewogene Kombination aus Bewegung, gesunder Ernährung und Entspannung.
- Bewegung: Regelmäßig Sport treiben ist nicht nur gesund, sondern hilft auch, Stress abzubauen. Gerade, wer den ganzen Tag im Büro sitzt, sollte außerdem versuchen, auch im Alltag für mehr Bewegung zu sorgen – zum Beispiel mit einem Spaziergang in der Mittagspause.
- Gesunde Ernährung: Wer gesund und vital sein möchte, sollte auf Fast Food und Süßigkeiten verzichten und sich stattdessen gesund ernähren. Hier geht es jedoch nicht um eine kurze Diät, sondern eher um eine langfristige Ernährungsumstellung, die wir am besten in kleinen Schritten absolvieren.
- Entspannung: Nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gesundheit ist wichtig. Wir sollten also versuchen, Stress weitestgehend zu vermeiden oder zumindest durch regelmäßige Auszeiten oder bestimmte Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation abzubauen.
Wenn wir es schaffen, diese drei Ansätze dauerhaft in unser Leben zu integrieren, fühlen wir uns schnell gesund, fit und vital und schaffen es, den Anforderungen der Leistungsgesellschaft mit Leichtigkeit und Gelassenheit zu begegnen. Denn wir lernen, konstruktiv mit Stress umzugehen und uns nicht von diesem übermannen zu lassen. Stattdessen gelingt es uns so, unsere eigenen Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen und auf diese zu reagieren.
Genuss, Lebensfreude und die Seele baumeln lassen: Die Wirksamkeit des Nichtstuns
Für viele Menschen funktioniert der gesunde Lebensstil sehr gut, weil sie durch die Kombination aus Bewegung, gesunder Ernährung und Entspannung ihr Leben wieder in Balance bringen und für die beruflichen und privaten Anforderungen gewappnet sind. Doch nicht jeder kann sich darauf einlassen. So erfordern eine langfristige Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung auch einiges an Selbstdisziplin, sodass der Healthy Lifestyle von manchen Menschen als eine zu große Herausforderung angesehen wird, die sie noch zusätzlich unter Druck setzt.
Für solche Menschen ist es daher besser, sich auch mal etwas zu gönnen und nicht allzu streng mit sich selbst zu sein.
Natürlich sollte auch hier eine bewusste, gesunde Lebensweise im Mittelpunkt stehen, doch es ist durchaus erlaubt, mal ein leckeres Eis zu genießen oder einfach mal gar nichts zu tun und einfach die Seele baumeln zu lassen. Hier können wir uns das italienische Lebensgefühl, das Dolce Vita, zum Vorbild nehmen und einfach mal gemütlich in einem Café einen leckeren Cappuccino trinken und dabei die Menschen beobachten.
Oder wir gehen in ein Restaurant und essen ganz achtsam und bewusst eine große Portion Spaghetti Bolognese – ohne an die Kohlenhydrate und Kalorien zu denken.
So wie Julia Roberts in „Eat, Pray, Love“ können wir auch einfach mal die Seele baumeln lassen, ganz nach dem Prinzip des „süßen Nichtstuns“. Solche kleinen, bewusst erlebten Momente zwischendurch machen uns glücklich und zeigen uns, dass das Leben lebenswert ist. Auf diese Weise tanken wir Energie und können den Herausforderungen des Alltags mit neuer Kraft begegnen.
Auch das ist für viele mit Sicherheit erst einmal schwierig. Schließlich steht das süße Nichtstun in starkem Widerspruch zu unserer schnellen Leistungsgesellschaft, und wird vielleicht von vielen auch als Faulheit oder als langweilig kritisiert. Und tatsächlich fällt es vielen von uns unglaublich schwer, einfach mal gar nichts zu tun. Selbst an terminfreien Wochenenden können wir nicht einfach mal auf dem Sofa liegen und in einer Zeitschrift blättern, sondern kümmern uns um die Wäsche und den Abwasch.
Wenn wir versuchen, das Nichtstun als Ruheinsel in unseren Alltag einzubauen, schaffen wir es jedoch, wieder bei uns selbst anzukommen und innere Ruhe zu finden – im hektischen Alltag ist das sehr wichtig. Wir müssen uns klarmachen, dass Nichtstun keine Sünde ist, sondern uns gut tut.
Mit kleinen, achtsamen Schritten schaffen wir es, ganz im Moment zu sein, das Leben trotz des Stresses zu genießen und den Alltag mal kurz auszuschalten.
Fazit
Im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung haben wir uns zu einer To-Go- und Leistungsgesellschaft entwickelt, in der die Anforderungen immer höher werden. Damit einher geht wachsender Stress, unter dem die Menschen zunehmend leiden. Die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Krankheiten sind stark gestiegen.
Wenn wir mit der beschleunigten Gesellschaft mithalten möchten, ohne uns selbst krank zu machen, müssen wir lernen, einen Ausgleich und eine Balance zu finden. Immer mehr Leute schwören auf einen rundum gesunden Lebensstil, der auf Bewegung, gesunder Ernährung und Entspannung fußt.
Aber auch ein Leben, das auf Genuss und Ruheinseln des Nichtstuns beruht, hilft uns, wieder bei uns anzukommen und gelassen mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.
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