Pflegebedürftige Eltern und das liebe Geld….!  Das wird für immer mehr Menschen mittleren Alters in Deutschland ein Thema.

Wer sich bis dato mit Pflegekosten und verfügbaren Heimplätzen für Menschen mit Pflegebedarf noch nicht auseinandergesetzt hat, den trifft nicht selten fast der Schlag, wenn die Mutter, der Vater oder andere Verwandte pflegebedürftig werden!

Denn wenn man nicht gerade zu den wenigen, sehr gut verdienenden Menschen gehört oder die Eltern ein dickes Vermögen haben, das für die Pflegekosten mit verwendet werden kann, ist er manchmal schneller da, als man sich umschauen kann:

der finanzielle Extrem-Einschnitt, den der Zuschuss, den Angehörige für Heimplätze in Deutschland zahlen müssen, verursacht.

Dass sich deshalb auf dem Markt der Pflege osteuropäisches Know-How ausgebreitet hat, ist kein neues Phänomen. Wer finanziell halbwegs gut gestellt und mit entsprechenden Unterkunftsmöglichkeiten gesegnet ist, entscheidet sich häufig für eine Pflegekraft aus Polen oder Tschechien, die der alten Mutter oder dem kranken Vater 24 Stunden zur Verfügung steht.

Gezahlt wird hier allerdings häufig „an der Steuer vorbei“, als dass man diese ausländischen Privatkräfte offiziell anmeldet.

Dass man jedoch auf diese Art Hilfe so oft zurückgreift, hat einen einfachen Grund:

für Hunderttausende Menschen in Deutschland ist die Pflege nicht bezahlbar, reicht die schmale Rente nicht, um sich mit DEN Leistungen umsorgen zu lassen, die man – entsprechend seinem Pflegegrad – benötigt.

In solchen Fällen werden auch die Angehörigen herangezogen. Das kann für Leute, die – zum Beispiel – einen Elternteil (oder gar Mutter UND Vater) in der Familie haben, die auf pflegerische Hilfe angewiesen sind, schnell den finanziellen Ruin bedeuten.

In einem SPIEGEL-Bericht (Ausgabe 52/16) nennt ein Mann, der sich darauf spezialisiert hat, ältere Menschen in osteuropäischen Heimen unterzubringen, das Beispiel eines Architekten, der monatlich mehr als 6000,00 Euro zur Pflege seiner Eltern zuzahlen musste.

Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen im Land nicht mal die Hälfte von dieser erwähnten Summe verdienen und Angehörige selbst bei stattlichen Zuzahlungen für Heimplätze keine Garantie haben, dass die Eltern oder Großeltern liebevoll und nicht im Minutentakt umsorgt werden, kommt man nicht umhin, die Pflege- bzw. Gesundheitspolitik in Deutschland als katastrophal zu bezeichnen. Für Betroffene freilich – nicht für Krankenkassen & Co!

Denn – wie so vieles hierzulande – ist in Deutschland auch das reguläre Pflegesystem knallhart durchgetaktet. Vom Windelwechseln über Kämmen bis zu Wasserlassen und Körperwäsche – es regieren hart die Minuten, die die Krankenkassen für diese Leistungen vorgeben.

Warmes “umsorgt sein” und eine wirklich liebevolle Zuwendung scheint nur denen vorbehalten, die sich – mit einem ansehnlichen Vermögen ausgestattet – fürstliche Seniorenresidenzen leisten und dort jedweden Service erwarten können.

Illusorisch für „Otto-Normal“-Bürger und dessen Angehörige – ganz klar!

Klar ist aber auch, dass solche Zustände ganz neue Geschäftsfelder hervorbringen. Auf ein solches hat sich Seniorenvermittler Artur Frank  spezialisiert, porträtiert im oben erwähnten SPIEGEL-Bericht.

Über Frank heißt es dort:

„Artur Frank ist Vermittler. Er bringt deutsche Rentner in osteuropäischen Pflegeheimen unter, weil es in Deutschland keinen Platz für sie gibt. Jedenfalls keinen, den sie bezahlen können.“

Für diese Menschen vermittelt er bezahlbare – und für deutsche Verhältnisse sehr preiswerte – Plätze in Tschechien, Polen, Ungarn oder der Slowakei.

So kostet beispielsweise ein Heimplatz im ungarischen Nemesbük 1.600,00 €uro im Monat – alles inklusive. Auch die menschliche Wärme, die in deutschen Pflegeheimen nur zu oft auf der Strecke bleibt, ist bei den Nachbarn im Osten gegeben.

Wen wundert`s?!

Wo hierzulande knallharte und durchkalkulierte Minutenrechnerei eher eine „Fließbandarbeit“ in der Pflege vorgibt, bleibt nun mal keine Zeit für ausgiebige menschliche Zuwendung. Ein Armutszeugnis freilich. Denn eine solche „Pflege-Abfertigung“ haben die alten Menschen wahrlich nicht verdient!

Zumal es aktuell DIE Generation betrifft, die durch ihre Arbeit zum jetzigen Wohlstand Deutschlands enorm beigetragen hat!

Ganz anders sieht die Situation dagegen in unseren europäischen Nachbarländern aus. Dort ist im Preis die Zuneigung sehr wohl inbegriffen, agiert man abseits der „Fließband-Pflege“.

Ein 76 Jahre alter Bewohner aus der Nähe von Nürnberg, den zunächst seine Frau gepflegt und ihn dann nach Ungarn, in ein Pflegeheim, gegeben hat, äußert sich in dem besagten SPIEGEL-Bericht über die Atmosphäre des Heimes so:

„Was hier gepflegt und gestreichelt wird!“

Doch was macht das mit den Menschen, die fernab der vertrauten Heimat, in ein Pflegeheim ins Ausland gegeben werden?

Der erwähnte 76jährige aus Franken gibt offen zu, dass es ihn zunächst kränkte, dass seine Frau ihn in einem Pflegeheim in Ungarn angemeldet hat.

Ein solches Agieren wirkt bisweilen herzlos. Aber: man versteht die Leute, die diese Alternative nutzen, um pflegebedürftige Angehörige – würdig und dem eigenen, finanziellen Rahmen entsprechend – unterzubringen, andererseits auch.

Der im SPIEGEL porträtierte Vermittler Artur Frank sagt ganz offen, dass Kunden von ihm Angst haben, ihr Haus zu verlieren.

Denn wer in Deutschland mehrere tausend Euro Eigenanteil zur Pflege zuschießen muss, ist nicht selten rasch Materielles und/oder  Erspartes los.

Dieser Umstand führt dazu, dass in den östlichen Nachbarländern ein wahrer Boom in Sachen  Pflegeheime zu verzeichnen ist.

Vermittler Frank bekommt, nach eigener Aussage, fast täglich Anfragen von Investoren, die mit ihm Heime in Ungarn, Polen oder Tschechien eröffnen wollen.

Und noch was ganz spezifisches ist anders, in den Pflegeheimen, die unter den Fittichen von Artur Frank laufen:

in seinen Heimen bezahlen alle denselben Preis – egal, ob sie schwerstdement oder nur etwas tüttelig sind. Ein Modell, das aufhorchen lässt und von dem Frank sagt: „Wenn ich das Pflegeheim belohne, sobald es dem Patienten schlechter geht, dann ist das doch das völlig falsche Signal.“

Das ist wahr und nicht nur deshalb verwundert es einmal mehr, dass man es im reichen Deutschland politisch nicht auf die Reihe bekommt, bezahlbare Pflege für jedermann anzubieten! Und nicht sichergestellt werden kann, dass den betagten Leuten statt einer Minuten-Pflege Mitmenschlichkeit und Wärme in einem adäquaten Umfang gewährt wird.

Hier müsste vieles geändert werden: vom Abrechnungs-/Honorarsystem angefangen, bis hin zur besseren Bezahlung der Pflegekräfte, die zudem unbedingt aufgestockt werden müssten, um den Bedarf der steigenden Anzahl Pflegebedürftiger Rechnung zu tragen.

Geschieht das nicht, muss man davon ausgehen, dass zukünftig noch mehr alte Menschen ins Ausland, in bezahlbare Heime, gegeben werden.

Schon allein deshalb, weil man „einen alten Baum nicht verpflanzt“ ist eine Neujustierung und Generalüberholung des jetzigen Pflege- und Gesundheitssystems unbedingt angebracht! Neben immensen finanziellen Mitteln, die man bereit sein müsste, für die Alten locker zu machen, wäre für eine Neuausrichtung dieses Sektors vor allem eines gefragt: gesunder Menschenverstand und eine zielgerichtete Verwendung aus den sprudelnden Steuern, die ja auch – und vor allem – von den Angehörigen der Pflegebedürftigen gezahlt werden.

Es sollte doch kein Hexenwerk sein, allen alten und pflegebedürftigen Menschen in unserem Land einen würdigen Lebensabend in ihrer vertrauten Umgebung, mit sämtlichen medizinischen Leistungen, die sie benötigen, zu gewähren – unabhängig von ihrem sozialen Status!

Dass allerdings der gesunde Menschenverstand den aktuellen Machthabern schon einige Zeit entglitten ist, belegt ein Blick in aktuelle politische Vorgänge. Realitätsfern, arrogant und abgehoben – das sind die Attribute, die wohl nicht wenige deutsche Bürger der aktuellen Regierung momentan zuschreiben würden.

Ändert sich das nicht in Bälde, wird es auch weiterhin für viele alte und kranke Menschen heißen: „auf in den Osten – auf Wiedersehen, Heimat!“

Das ist schlichtweg nur eines: beschämend!

Bildnachweis: pexels.com

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