Freundinnen für immerEin Gastbeitrag von Betty. „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“. Ein bekannter Spruch, ich kann damit nichts anfangen. Denn das größte Glück ist für mich Freundschaft. Wahre Freundschaft. Weil sie vieles im Leben leichter und erträglicher macht und es einfach gut tut, einen Menschen an der Seite zu haben, der einen versteht. In allen – wirklich ALLEN – Lebenslagen! Wer jemals bei Liebeskummer ohne beste Freundin dastand, weiß, wovon die Rede ist. Aber nicht nur das Herzeleid, auch der gemeine Alltag schlechthin, lässt sich mit einer besten Freundin an der Seite tausendmal besser ertragen.

Glückspilz ist, wer eine beste Freundin hat!

Ich bin wahrscheinlich ein Glückspilz, denn meine allerbeste Freundin begleitet mich fast schon ein Leben lang. Seit wir beide vier Jahre alt sind, sind wir befreundet, sprich: seit dem Kindergarten. Daran schloss sich die Schule an und darauf hin eine Weile des „ein-wenig-aus-den-Augen-verlierens“. Umso besser ging es danach weiter.

Als ich Anfang zwanzig war, wurde der Kontakt zu meiner besten Freundin, Michi heißt sie, zu dem, was er heute ist: eine tiefe, ehrliche Freundschaft. Wir nennen es eigentlich „zur Familie gehörend“. Michi gehört zu meiner Familie und ich zu ihrer. Ein Vorteil ist wahrscheinlich, dass wir durch die langen Jahre des Kennens natürlich auch die Familiengeschichte der jeweils anderen durch und durch kennen.

Wenn ich mir vorstelle, ohne Michi zu sein, kommt mir das kalte Grausen. Nicht nur, dass wir uns mit Rat und Tat beiseite stehen und durch fast tägliche Telefonate – wir wohnen 100 km auseinander – stets im Alltag der anderen auf dem neuesten Stand sind. Nein: diese Tiefe, dieses Vertrauen, das ist unbeschreiblich. Ich weiß, dass ich mich auf Michi hundertprozentig verlassen kann und sie sich auf mich.

Was haben wir schon für schwierige Situationen gemeistert! Und uns immer gegenseitig geholfen und da rausgezogen. Auch in den ganz schweren Stunden, als jeweils ein Elternteil starb, hatten wir uns. Es bedurfte keiner Worte, der Trost war schon das „einander haben“.

Mit zunehmendem Alter wird Freunde-Suche schwerer

Natürlich haben wir beide auch andere Freundschaften geschlossen, allein durch Studium und Ausbildung ergaben sich natürlich viele neue Kontakte. Auch diese Freundinnen und Freunde möchte ich nicht missen. Mittlerweile haben auch die anderen Freundschaften – neben der zu Michi – einige Jahre auf dem Buckel und werden dadurch nur vertrauensvoller und intensiver.

Dagegen lösen sich auch manche Bindungen, die man für Freundschaft gehalten hat, in Luft auf. Auffällig daran: es sind meist Verbindungen zu Leuten, die noch nicht sooo lange bestehen. Soll heißen: je mehr Jahre mit den Freunden verbinden, desto intensiver und vertrauensvoller ist die jeweilige Freundschaft. Es ist auch was dran an der Aussage, dass es schwierig ist, echte Freunde zu finden, wenn man erwachsen ist bzw. ein gewisses Alter überschritten hat.

Denn wo sollen echte Freunde herkommen? Im Gegensatz zu Lebenspartnern kann man sich freundschaftliche Verbindungen kaum via Online-Börse „erklicken“ oder sich mal eben an der Kühltruhe im Supermarkt kennenlernen. Oder eine Visitenkarte unter den Scheibenwischer des Autos der Person, die man sympathisch findet, klemmen. Wäre irgendwie komisch und funktioniert auch nicht.

Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Denn: ich habe gute Freundinnen auch – so verrückt das klingt – auf Facebook gefunden.
Irgendwas war da, dass man per Klick zueinander fand und sich irgendwann auch im realen Leben traf. Bis heute halten diese online entstandenen Freundschaften und werden via Telefon und regelmäßigen Treffen auch adäquat gepflegt. Ganz so oberflächlich ist nämlich die digitale Welt nicht, aber es kann natürlich auch sein, dass das reines Glück oder Zufall war.

Viele finden sich schon im Kindergarten

Eine Möglichkeit, Freundinnen zu finden aber ist das allemal. Die allermeisten besten Freunde finden sich aber nun mal – wie bei meiner Freundin und mir – im Kindergarten, zu Schulzeiten oder später im beruflichen oder auch freizeittechnischem Umfeld. Hat man das alles nicht (mehr), wird es eng, steht manche ohne (beste) Freundin da.

Vor Jahren veröffentlichte die BRIGITTE mal einen Artikel über Einsamkeit. Darin kamen Frauen zu Wort, die tatsächlich keine einzige Freundin hatten, womöglich noch jobbedingt fern der Heimat Wurzeln geschlagen haben und – ja – dann eben vor allem an den Wochenenden niemanden für gemeinsame Unternehmungen hatten. Und die ganz große Leere spürten.

Wenn man so was liest und mit einer besten Freundin oder gar mehreren Freunden gesegnet ist, wird vieles, finde ich, ganz klein. Wenig Geld? Übergewicht? Stress mit dem Partner, mit Kollegen, mit Nachbarn? Alles egal und vor allem erträglich – mit mindestens einer besten Freundin an der Seite.

Blicke ich auf die wunderbare Freundschaft zu meiner Freundin, dann ist das ein Verstehen ohne Worte, auch ein „mal zusammen schweigen“ können und natürlich, dass man die andere so gut kennt, dass man ihren Gemütszustand schon daran erkennt, wie sie ans Telefon geht.

Gemeinsame Wertevorstellungen wichtig!

Na ja, und dass wir beide weitestgehend dieselben Dinge mögen und auch gleich angelegte Wertevorstellungen haben, versteht sich. Wenngleich wir nicht in allen Dingen übereinstimmen und durchaus auch sehr unterschiedlich sind. Und uns deshalb ab und an auch handfest streiten und manchmal auch tagelang schmollen. Versöhnung garantiert…..Genau das ist es, was diese unsere Freundschaft nun schon 4 Jahrzehnte (!) lang trägt.

Nur, was tun, wenn man (FRAU) nun überhaupt keine beste Freundin hat und die 30 an Jahren schon überschritten und damit ein Alter erreicht ist, wo man nun nicht an jeder Ecke eine Freundin findet?

Mein Rat: auf jeden Fall versuchen, sich freizeittechnisch in Vereine, Verbände oder ähnliches zu begeben, einem Hobby, das einem liegt, nachgehen. Wenn man dort auf Gleichgesinnte trifft, ist oft der zweite Schritt zu einem näheren Kontakt, der dann durchaus auch in eine Freundschaft münden kann, nicht weit.

Und eben auch – wobei es wie geschrieben Glückssache ist – die Nutzung der sozialen Netzwerke. Auch hier gilt: Gruppen, Foren und Personen ansteuern, mit denen man ein gleiches Interesse, eine gleiche Meinung usw. teilt.

Man soll ja nie nie sagen und wer weiß?! Vielleicht kommt die ersehnte Freundschaft schneller zustande als man denkt.

Und die, die ihre beste Freundin schon haben: bewahren Sie sich dieses große Glück! Es ist schön und unvergleichlich!

 

Die Autorin: Betty ist Mitte 40, arbeitet im Verlagswesen und ist Single

Bildnachweis: Fotolia,

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