AnzeigenteilWo der bio-orientierte Mittdreißiger eine belesene SIE sucht, der gut situierte Graumelierte eine aristokratische Dame (aus Paritätsgründen selbstverständlich bitte vermögend…) und die vielseitig interessierte Mutter einfach einen ehrlichen Partner – in einer speziellen Art von Inseraten können männliche und weibliche Partnersuchende nach Gleichgesinnten Ausschau halten. Das nennt sich immer schon „Kontaktanzeige“ und diese erscheinen vornehmlich Samstags.

Es machte mir immer Spaß, die unterschiedlichen kleinen Texte zu lesen. Denn man stellt sich nur allzu gern die Personen vor, die dahinterstecken. Vor allem die Inserate in der „Süddeutschen Zeitung“ sind seeeehr spannende Lektüre, fast schon Kult! Denn wahrscheinlich suchen sich da nur Leute á la der Klientel „Ein Schloss am Wörthersee“ oder „Der Landarzt“.

Immer öfter aber – und jetzt kommt der Wermutstropfen und damit der Grund warum ich kaum mehr noch schmunzelnd lese – verkommen die einst sehr niveauvollen und kurzweiligen Kontaktanzeigenmärkte in den Printmedien zum Untreue-Moloch.

Vor allem in meiner Hauptlektüre, der „Leipziger Volkszeitung“, wo jeweils Mittwochs und Samstags die Suchenden in „Bekanntschaften“ – so der Name der Rubrik – Inserate schalten.

Konnte ich mich in jüngster Zeit noch mit gutem Unterhaltungswert durch die verschiedenen „Such-Aufrufe“, die wohl wirklich von echten Suchenden verfasst wurden,  lesen, irritiert mich neuerdings sehr, dass immer mehr Menschen, vor allem Männer (eigentlich lese ich das nur von Männern, nie von Frauen), hier das erotische Abenteuer, den Seitensprung, die Affäre suchen. Ausgerechnet in den fast antiquierten Print-Zeitungen….

Mittwochs, so meine Beobachtung sind zudem mehr dieser Anzeigen, wo gezielt nach Untreue gesucht wird, präsent. Warum, hat sich mir noch nicht erschlossen.

Dass ich derlei Inserate alles andere als fair (vor allem den nichtsahnenden Partnern gegenüber) finde, ist schon deshalb so, weil wir nicht umsonst auch das Lügner- und Fremdgeher-Aufdeckportal www.wen-datet-er-noch.de betreiben und tagtäglich von Frauen hören, was Untreue und Fremdgehen – vor allem emotional – anrichten.

Außerdem finde ich es schlichtweg einer Zeitung wie der LVZ unwürdig, so was abzudrucken, aber es sind eben, nun ja, KontaktANZEIGEN, das heißt, sie bringen bares Geld.

Kontaktanzeigen aktuell.1jpgWie liest sich nun „so was“? Kleine Ko(tz)stprobe gefällig? Dann schauen Sie mal links  auf das Bild – eine von vielen „Kontaktanzeigen“, wie sie in den letzten Monaten häufiger zutage treten. Diese hier ist aus der „Leipziger Volkszeitung“ vom 3./4. Januar 2015. Falls sich das Bild bei Ihnen nicht vergrößern lässt, haben Sie auch nicht viel verpasst. “Er, verh. (verheiratet heißt das) und auf Dehnspiele stehend, sucht SIE….in diesem Stile  – das muss man nicht toll finden…. !

Ich finde: es ist beschämend, wenn man(n) sich nicht fair trennt und statt dessen heimlich Ausschau hält nach einer Affäre, einer Frau – oder mehreren Frauen – zum Fremdgehen. Nicht selten leben diese untreuen Männer in Partnerschaften, die schon längere Zeit bestehen, oft hat man gemeinsame Kinder.

Aber für viele scheint es einfach nicht machbar zu sein, sich NICHT nach neuen sexuellen Reizen umzuschauen. Etwas anderes muss dann her, wobei die bestehende Beziehung bitte auch bleiben soll.

„Alles kann man nicht haben“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Und man stellt sich die Frage, wie das eigentlich unsere Großeltern und Eltern ausgehalten haben – so lange miteinander. Wahrscheinlich wurden Krisen, so es sie gab, gemeinsam überwunden und was zählte, war die Familie und das gemeinsam Aufgebaute. Das aber, so meine Befürchtung, wird in Zeiten von Internet, Kontaktanzeigen & Co. von vielen als altmodisch und hinterwäldlerisch angesehen.

Schade, traurig und bedrückend. Detektive und Portale wie wen-datet-er-noch.de werden wohl in Zukunft nicht aus der Mode kommen. Scheidungsanwälte aber auch nicht. Denn es beruhigt zu wissen, dass viele dieser heimlichen Affären und Parallelbeziehungen irgendwann auffliegen. Frauen machen dann kurzen Prozess mit solchen Fremdgehern.

Und das ist gut so!

Bildnachweis 1:

Fotolia, #26198676 – © A_Bruno

Bildnachweis 2:

Leipziger Volkszeitung, Ausgabe 3./4. Januar 2015

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