„Warten `se – da muss ich `de Frau fragen!“ – wenn Sie diesen Satz hören, befinden Sie sich ganz bestimmt auf dem Gebiet der ehemaligen DDR!

Er wurde in Zeiten des kalten Krieges sehr oft gesprochen und auch heute hört man ihn noch regelmäßig – in den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern.

Man kann darüber streiten – aber für mich stehen diese Worte exemplarisch für die selbstbewusste (Ex)DDR-Frau.

Hat sie früher den Alltag organisiert, so tut sie es auch heute noch. Es sind vor allem Familienbetriebe, in denen Frauen engagiert mitmischen und männliche Zeitgenossen erst mal „`de Frau fragen müssen“ (stellen Sie sich diesen Satz gern auf sächsisch vor!).

Erinnerung an DDR im Alltag heute noch präsent

Ich – selbst in der DDR aufgewachsen – bekam genau diese Worte erst vor kurzem wieder zu hören, als ich Heizöl bestellen wollte. Obwohl ich den Chef des Hauses, der auch das Heizöl ausfährt, am Hörer hatte und mit ihm eigentlich nur den Tag der Lieferung besprechen wollte, bestand er drauf, seine Frau an den Hörer zu holen. Sie manage das alles.

Genau diese Erinnerungen habe ich an die Frauen in meiner Familie zu DDR-Zeiten auch.

Ich muss allerdings erwähnen, dass ich in einer Unternehmerfamilie groß geworden bin. Das wird ja heutzutage kaum thematisiert.

Historiker und selbsternannte – oft fragwürdige – Experten zeichnen vom untergegangenen Diktatoren-Staat fast immer nur ein graues Bild, in dem Plattenbauten, heruntergekommene Straßenzüge und vor allem „Werktätige“ – so nannte man damals die Arbeiter in den staatlichen Kombinaten – vorkommen.

Ich aber hatte eine Oma, die sich sogar eine Putzfrau leistete und rauschende Feste im privaten Kreis gab. Durch eine gutgehende Firma waren sie und mein Opa sehr gut situiert. Im Kleiderschrank hingen hochwertige Pelze, die man damals in Leipzig am Brühl zu kaufen pflegte und gespeist wurde an Sonn- und Feiertagen von feinstem Meißner Porzellan.

Traditionen waren in DDR Trumpf

Die alltägliche Kaffeezeit im Kreis der Familie war fester Bestandteil des Familienlebens. Eingeläutet wurde sie, wenn Oma auf den Balkon trat und ganz laut „Feierabend“ rief. Mein Opa, dessen Firma sich im Erdgeschoss des Hauses meiner Großeltern befand, kam dann hochgelaufen, um sich nach einem kurzen Klamottenwechsel an den Kaffeetisch zu setzen, der selbst wochentags oft Windbeutel und andere Leckereien (gekauft beim privaten Konditor, so was gibt’s ja heute kaum noch) zu bieten hatte.

Dass meine Oma hinter vorgehaltener Hand auch „Der General“ genannt wurde, kam nicht von ungefähr.

Sie war es, die in der Stadt das Geld eintrieb, wenn Leute Rechnungen in der Firma nicht beglichen haben und sie war es auch, die Missstände mutig offen anprangerte und auch auf offiziellen Behörden kein Blatt vor den Mund nahm.

Nebenbei schmiss sie das Familienleben, inklusive Haus und Ferienhaus. In letzterem wurden in den Sommermonaten oft große Feste gefeiert, die Verwandtschaft war groß und irgendeinen Anlass gab es immer.  Ich erinnere mich, dass Oma die leckersten Kuchen und Torten buk und für die Gäste stets alles komfortabel arrangierte.

Sie führte aber auch die Buchhaltung der Firma, ging zum Steuerberater (ihr Motto “ein Steuerberater muss immer das Geld, was er bekommt, rausfuchsen!“) und erledigte auch sonst eine Menge Wege.

Nun ja – durch die eingangs erwähnte Putzfrau, die ihr half, war sie vielleicht haushaltsmäßig nicht ganz so überlastet, wie manch andere Frau.

Viele West-“Expertinnen” zeichnen heute irritierendes Bild von DDR

Obwohl aber das Bild, das die Historikerin Anna Kaminsky in ihrem Artikel, mit dem Titel „„Es ging nicht darum, Frauen etwas Gutes zu tun”: Gleichberechtigung als Nebenprodukt“ , von der DDR-Frau zeichnet, so auch nicht stimmt.

Sie beschreibt die Frauen im Mauerstaat als ständig erschöpft, zerrieben von Arbeit, Kind, Haushalt und der ständigen Hatz nach Produkten, die es in der Mangelwirtschaft oft nicht gab.

Dabei vergisst die „Expertin“, dass der Großteil der Frauen, der ja in staatlichen Betrieben arbeitete, viele, viele Wege auch während der Arbeitszeit erledigte. Nicht selten bekam man in einer Menschenschlange, die sich seinerzeit vor Geschäften bildete, wenn es „Ware“ gab, den Satz zu hören: „Na ja, ich bekomme die Zeit hier ja bezahlt“.

Ich weiß das deshalb so genau, weil  meine Oma sich stets furchtbar über solche Worte aufregte – als Selbständige konnten sie und mein Opa sowas nicht von sich sagen.

Auf der Jagd nach (Mangel)Ware

Soll heißen: weil es oft Leerläufe in den Betrieben gab, weil es aufgrund fehlender Teile oder Artikel mit der Arbeit nicht weitergehen konnte,  nutzten viele Frauen (und auch Männer)  diese Phasen, um sich in der nächstgelegenen Einkaufsstraße oder/und Kaufhalle umzusehen, was es gab und stellten sich freilich an, wenn die (Mangel)Ware gerade eingetroffen war.

Diese Art des Einkaufens wurde übrigens – zumindest nach der Erinnerung, die ich aus meiner Zeit in einem DDR-Kombinat, in dem ich eine Lehre absolvierte, habe – auch dann getätigt, wenn es im Betrieb reibungslos lief. Dann wechselte man sich eben ab oder ein oder zwei Leute gingen in die Stadt und brachten den Kollegen Einkäufe mit.

Eine andere Passage im Bericht von Frau Kaminsky fiel mir ebenso auf – auch sie stimmt nicht.

Kaminsky schreibt, dass die Betreuungseinrichtungen für Kinder in der Deutschen Demokratischen Republik manchmal sehr weit waren – dem ist überhaupt nicht so!

Im Gegenteil: selbst winzigste Dörfer hatten zu DDR-Zeiten eine Kinderkrippe oder einen Kindergarten (meist waren diese Einrichtungen – wie heute auch – zusammen in einem Gebäude untergebracht).

Es gab sogar kirchliche Betreuungseinrichtungen für Kinder, mein Vater besuchte einst in der DDR eine solche Kindertagesstätte.

Kinderbetreuung funktionierte top!

Somit waren städtische, betriebliche und kirchliche Kinderkrippen/Kindergärten vertreten – und diese gab es sehr wohl reichlich und eigentlich fast an jeder Ecke!

Man musste schon im Nirgendwo wohnen, um ewig lange Anfahrtswege dorthin in Kauf nehmen zu müssen.

Aber – Stichwort “Kinderkrippe und Kindergarten in der DDR”:

viele heutige Experten“ und „Journalisten“ lassen sich nur allzu gern negativ darüber aus – dabei waren diese Einrichtungen den heutigen Kinderkrippen und Kindergärten seinerzeit weit voraus.

Meine Mutter arbeitete in einer solchen Krippe und hat mir viel über die Vorgänge dort berichtet, vor allem über ihre Zeit in der Wochenkrippe, in der sie vor meiner Geburt arbeitete.

Hygiene (man trug weiße Arbeitskleidung, manchmal sogar Spitzenhäubchen), gutes Essen und sehr gute pädagogische Konzepte waren das A und O.

Viele nehmen an, dass schon die Kleinsten mit der absurden DDR-Ideologie „geimpft“ wurden, aber das stimmt – zumindest nach meinen Erfahrungen her – nicht.

Ganz ehrlich: da herrscht heute mehr Ideologie in Form der Herausstellung von Gender und Multikulti, was oft schon in Kindergärten seinen Anfang nimmt und sich in Schule und Öffentlich-Rechtlichen Fernsehangeboten als unverhohlene Indoktrination fortsetzt.

Erzieherinnen spielten oft Instrument – kein Vergleich zu heute

Zudem: wo Eltern heute in Betreuungseinrichtungen Angebote aus eigener Tasche bezahlen müssen, wie zum Beispiel den Musikunterricht, war sowas in DDR-Zeiten inkludiert. Mehr noch: ich erinnere mich daran, dass so gut wie alle meine Erzieherinnen ein Instrument spielten und mit uns Lieder sangen. Musiziert und gesungen wurde wirklich viel – ohne Aufpreis, zugänglich für alle Kinder!

Auf meiner privaten Aufnahme zu diesem Text hier, ist das ganz gut zu sehen, es zeigt eine typische DDR-Kinderkrippe.

Man sollte also aufhören, das meiste aus der DDR-Zeit mit negativen Attributen zu besetzen.

Hätten sich kluge Menschen vor der Wiedervereinigung zusammengesetzt und das Beste aus beiden Staaten vereint – wir lebten wohl heute sicherer und auch sozialer! Dieser festen Überzeugung bin ich!

Bildnachweis: privat

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