Waldbaden ist schon seit geraumer Zeit in aller Munde. Irgendwann fing es an, dass dieser Begriff in vielen (Online)Magazinen und in den Medien ein Thema war.

Mittlerweile ist dieses Gaga-Geschäftsmodell sogar am boomen – vom “Waldbademeister” über den zertifizierten “Wald-Gesundheitstrainer” bis hin zum “Waldbaden-Coach” gibt es verschiedene Businessmodelle in Sachen “Waldbaden”.

“Waldbaden” – das Netz ist voll von Angeboten

Man kann sich von so einem “Experten” coachen oder sich im Zusammenhang mit “Waldbaden” ausbilden lassen. Auch das “Waldbaden mit Hund” ist im Angebot und nicht zuletzt Online-Kurse, die buchen kann, wer im Wald “baden” will.

Wer sich in diesem Zusammenhang durch die Angebote im Netz scrollt, kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus und fragt sich, was das für Leute sind, die – statt einfach in den nächsten Wald zu gehen – eine (Online)Anleitung benötigen, wie sie im Wald “baden” können? Schon der Begriff ist Schwachsinn, da man im Wald wandert, Picknick macht, Tiere beobachtet und auf Entdeckungstour geht. Baden ist bekanntlich was ganz anderes!

Natur als neuer Lifestyle?

Offenbar hat hier ein gewiefter Marketingmensch einen schmissigen Begriff erfunden, den nun jene, die für die Nutzung der heimatlichen Wälder eine Anleitung benötigen und dafür auch noch zahlen, als neuen Lifestyle feiern. Wieder andere können sich freuen, mit einer Gaga-Geschäftsidee Geld verdienen zu können. Schaut man sich im Netz so um, kann es gut und gerne mal 65 Euro kosten, wenn man als Einzelperson mehrere Stunden ein “Waldbad” nehmen will.

Dabei bieten die Anbieter dieser fragwürdigen Angebote nichts an, was man nicht auch alleine oder mit der Familie machen könnte. Der Aufenthalt im Wald wird von den “Waldbaden-Coaches” als “Stressprävention” und “Entspannungsmethode” gepriesen – eine Erkenntnis, zu der so mancher alleine offenbar nicht fähig ist. Und sich dann Hilfe beim “Waldbademeister” holt. Auch dieser absurde Begriff ist neuerdings ein Geschäftsfeld, ebenso wie der “Wald-Gesundheitstrainer”. Selbst auf der Homepage der Ludwig-Maximilians-Universität München wird eine Weiterbildung zum “Wald-Gesundheitstrainer” angepriesen.

Was sind das für Leute, die für einen Waldaufenthalt bezahlen?

Was sagen diese Angebote über eine Gesellschaft aus? Was sind das für Leute, die einen Coach benötigen, um den Wald mit allen Sinnen zu genießen? Sind es jene in den Großstädten, die den Kontakt zum Ursprünglichen schon so gut wie verloren haben und eine Anleitung benötigen, um in der Natur zu entspannen?

Oder werden solche absurden Angebote von jenen gebucht, die keine Ahnung haben vom Wald und wie er sich auf eigene Faust entdecken lässt? Wer bitte benötigt, einen “Waldbademeister”, um im Wald zu entspannen? Und – spannendste Frage! – welche Klientel bezahlt Geld dafür, um durch ein baumreiches Fleckchen Erde geführt zu werden?

Ist es nicht ein Stück weit schon Wohlstandsverwahrlosung, wenn man die Fähigkeit verliert, sich daheim eine Decke, Proviant und vielleicht noch eine Karte zur Orientierung zusammenzupacken und den nächsten Wald anzusteuern? Und stattdessen zum Telefon greift und für diese Aktivität einen Coach bucht?

Schräger Businesszweig: “Waldbademeister”

In einem Beitrag von deutschlandfunknova.de zum Thema “Waldbademeister”  und die Ausbildungsmöglichkeiten für diesen schrägen Businesszweig heißt es unter anderem:

“(…)Wer ein Waldbad nehmen möchte, sollte mindestens drei Stunden einplanen. Ab dann hat der Aufenthalt in der Natur – wissenschaftlich nachgewiesen – einen positiven Effekt auf uns, sagt Waldbademeister-Ausbilder Thomas Bröker. Das geht bis hin zu einem zweitägigen Selbsterfahrungsaufenthalt. Also ein komplettes Wochenende Erholung für Körper, Geist und Seele.(…)”

“Zweitägiger Selbsterfahrungsaufenthalt” – wie putzig! Seit Jahrzehnten verbringen die Deutschen unzählige Wochenenden im Wald. Sei es auf Waldcampingplätzen oder in Waldsiedlungen, die mit Wochenendhäusern bebaut sind. Letztere waren vor allem in der DDR sehr beliebt. Wer im Mauerstaat Glück oder Geld (im Idealfall beides) hatte und ein Waldgrundstück ergattern konnte, der fuhr in jeder freien Minute auf sein Grundstück, um sich ein nettes Wochenendhaus zu bauen.
In der Mangelwirtschaft unter Honecker war DAS schon ein Selbsterfahrungstrip allererster Güte. Wer je ein paar Glasbausteine für zwei Kisten Orangen oder ein spezielles Ersatzteil “kaubelte”, wird wohl eher kein Selbstfindungs- oder Lebensratgeber-Coaching brauchen. Und garantiert auch kein “Waldbaden” bei irgendeinem (selbsternannten) Coach buchen. Das gilt übrigens für alle bodenständigen Menschen in ganz Deutschland!

Man könnte auch einfach so in den Wald gehen

Leute dieses Schlages schmieren sich ein paar Schnitten, schnüren feste Schuhe und Rucksack, schnappen sich die Kinder und machen sich auf in den nächsten Wald. Dort sind sie dann selbst in der Lage, dem Nachwuchs verschiedene Baum-, Gehölz-, Pflanzen- und Tierarten zu erklären und dem Wald zuzuhören.
Fähigkeiten, die offenbar mehr und mehr verloren gehen – man kennt das von anderen Bereichen im bunten Deutschland. Vielleicht sind ja für das Waldbaden Geschwätzwissenschaftler, Gender-Extremisten, Rassismus-Aufdecker, Faktenchecker und Gleichstellungsbeauftragte die Zielgruppe?

Dass Otto Normalo ein bezahltes “Waldbad” nimmt, darf bezweifelt werden

Wer meint, dass die Sprache mit einem Sternchen verhunzt werden muss, überall Rassismus wittert, Mütter nur “Menschen mit Gebärmutter” nennt und alle Leute gleichstellen will, der – nun ja – zahlt vielleicht auch ab 60 Euro aufwärts, um im Wald zu “baden” und mal aus seinem hippen Kiez rauszukommen?

Wie auch immer: Deutsche Otto Normalos mit Bodenhaftung dürften kaum Interesse daran haben, sich vom “Waldbademeister” durch die Natur führen zu lassen. Und das ist auch gut so!

Recherchenachweis: deutschlandfunknova.de / Mai 2019

Bildnachweis: stock.adobe.com / roxxyphotos

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Ein Gedanke zu „Gaga-Geschäftsfeld für Wohlstandsverwahrloste? Bezahltes “Waldbaden” boomt“

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