Teenage girl taking a selfie in park in summerEs war ja glasklar, dass auf die überflüssigen Studien und Publikationen zur angeblichen „Generation Y“ irgendein neuer Schwachsinn folgen muss.

Und – genau! – da kommt er auch schon daher: im Gewand eines Buches von Katharina Höftmann, die sich diesem fragwürdigen „Generationen-Trend“ nun anschließt und das Buch „Generation Fragezeichen“ geschrieben hat.

Man ahnt, was da so zwischen den Buchdeckeln wabert. Ein Litanei des Jammerns, des Anprangerns, wie schwer doch das Leben ist, wie überfordernd die vielen Möglichkeiten, wie anmaßend, dass es noch immer Chefs gibt, die die Arbeit „Arbeit“ und nicht „kreative Projekte“ nennen.

Liest man sich Infos zu diesem Buch durch, sieht man sie förmlich vor sich, die jungen Leute, wo die Männer sich angeblich selbst als „Hipster“ sehen und die – bitteschön – bei einer Bewerbung selbstverständlich ihren Chef und die Arbeitsbedingungen auswählen. Nicht etwa umgekehrt….

Denn, so der Chor derer, die sich bisher an „Generation Y“ & Co. versuchten, ebbt nicht ab, ein Lied davon zu singen, wie anspruchsvoll doch dieser Menschenschlag ist und selbstredend (vorwiegend digital freilich) die Arbeitswelt neu erobert. Zu ihren Bedingungen.

Nun – wer`s glaubt, wird selig!

Denn die große Masse der jungen Menschen von heute ist mitnichten ein urban-getriebenes Völkchen, dass irgendwo mit einem Latte Macchiato in der Hand am Prenzlberg abhängt und sich im Café mit Laptop am neuesten Projekt zu schaffen macht.

Eher sehen sich wahrscheinlich DIE Leute so, die wirklich so leben. Oder sich einbilden dies zu tun, tun zu müssen….Oder dies – vorwiegend in den sozialen Netzwerken – anderen vorgaukeln (möchten…). Und stülpen gleich mal ihrer ganzen Generation ein Etikett über. Nervig!

Denn – und das ist die gute Nachricht: die allermeisten jungen Frauen und Männer leben ganz normal. So wie jede Generation in den Bedingungen ihrer Zeit lebte und lebt.

Dass diese unsere, heutige Zeit viel Lebens- und Spielraum ins Digitale überträgt und möglich macht, ist dem Fortschritt geschuldet. Deswegen sind aber noch lange nicht alle Menschen von Mitte Zwanzig bis Mitte Dreißig coole Start-upper oder Lebenskünstler. Wie es in eben jenen unsäglichen Büchern und „Studien“ über die oben erwähnten Generationsbezeichnungen immer suggeriert wird.

Im Gegenteil: in einer Welt, die ihre Werte in immer rasenderem Tempo verliert, möchten viele junge Menschen sogar wieder einen handwerklichen und/oder traditionellen Beruf ergreifen. Und ganz normal leben. Möglichst mit einem Partner – lebenslang. Dass sie in einem solchen Leben natürlich unzählige Möglichkeiten haben, sich ihnen tausende Gelegenheiten – das eigene Leben und die Persönlichkeit zu gestalten – bieten, bringt die Zeit, in der wir leben, nun mal mit sich.

So ist es eben.

Und darum mehr als falsch, nun via wichtigtuerischer Bücher und „Studien“ diesen jungen Leuten die Fähigkeit abzusprechen, eigene Entscheidungen treffen zu können,  selbständig zu leben, strukturierte Lebensplanungen vorzunehmen – wie es eben Bücher á la „Generation Fragezeichen“ zweifellos tun.

Dass es sicherlich einige Leute gibt, die ins Raster der „Ypsiloner“ oder der „Generation Fragezeichen“ passen, steht außer Frage. Es dürfte allerdings die Minderheit sein (sich urban gebende Lebenskünstler tauchen da vor meinem geistigen Auge auf…!). Und nicht wenige von diesen wenigen, die irrtümlicherweise ihr Leben als stellvertretend für alle anderen ihres Alters proklamieren, schreiben dann halt solche Bücher. ….die man wohl braucht wie einen Schuss ins Knie.

Kleine Kostprobe aus „Generation Fragezeichen“ gefällig?

„Aber wer warnt einen eigentlich vor der Zeit ab Mitte 20? Wenn plötzlich jede Entscheidung einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich zieht und die totale Selbstständigkeit einen manchmal schier zu lähmen scheint?“

Sagt doch alles….! (Nein, Sie haben sich nicht verlesen, die Autorin schreibt „Mitte 20“…)

Und für mich persönlich sind das – Entschuldigung – Luxusprobleme allererster Couleur! Die nun – an den Haaren herbei gezogen – als Stoff für solche Bücher taugen müssen. Und angeblich einen Riesen-Personenkreis beschreiben.

Warum nur beschleicht einen da der Verdacht, dass hier statt echter nur mediale Phänome geschaffen werden?

Glatt möchte man der Autorin einfach zurufen: Hören Sie doch auf zu jammern! Seien Sie froh um die vielen Möglichkeiten in unserer heutigen Zeit und nehmen Sie sich einfach nicht so wichtig.

Hatte ich übrigens erwähnt, dass ich DDR-Kind bin…?

Bildnachweis: Fotolia, http://de.fotolia.com/id/76281043 – #76281043 – © BigLike Images

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