Die Leipziger Volkszeitung hatte am 20. November 2017 zum Podium mit Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz geladen – und die Bürger kamen.
Und – ja! – es waren besorgte Bürger. Spätestens seit dem brutalen Mord in Leipzig und den unzähligen (Messer)Angriffen auf Frauen und Männer in der Pleißemetropole sollte dieses Attribut nun endlich ohne Häme ausgesprochen werden.
Zumal Leipziger Medien während der Veranstaltung schon wieder einen äußerst brutalen Angriff auf einen Mann im Leipziger Stadtteil Plagwitz vermeldeten – angegriffen von Personen, mit einem nichteuropäischen Erscheinungsbild. Wie so oft.
Dass Meldungen wie diese die Leipziger Bürger verunsichern und auch verängstigen, dürfte klar sein. Das zeigte sich gleich am Anfang der Runde mit den Bürgerfragen, die sich den Ausführungen von Bernd Merbitz anschloss.
Eine Frau erzählte davon, dass es sie beruhigt, wenn Ihre Tochter – in den Zwanzigern – Pfefferspray in den Nachtstunden oder früh am Morgen, wenn sie unterwegs ist, dabei hat. Damit traf sie offenbar einen Nerv bei Merbitz, der selbst Vater einer Tochter ist.
Mit der ihm eigenen Art polterte der Polizeipräsident los, als er zugab: „Ja, meine Tochter hat auch Pfefferspray“. Und weiter: „Du sitzt hier als Polizeipräsident und die Tochter muss mit Pfefferspray losfahren“. So denke er oft.
Der nahbare Polizist sagte zudem, dass es ihn „kaputt mache“, diese Tatsache. Die Tochter und das Pfefferspray.
Ihm ergeht es also nicht anders, als derzeit vielen anderen Mamas und Papas, die in Sorge um ihre Kinder sind, leipzigweit und auch bundesweit.
Es kann wohl kaum mehr jemand mehr von der Hand weisen, dass das Land seit 2015 einen Kriminalitätsanstieg zu verzeichnen hat, der seinesgleichen sucht. Das geht schon in der Sachsenmetropole los: laut Merbitz ist Leipzig nun Nummer 2 im bundesweiten Kriminalitätsranking.
Das, was derzeit an Delikten in Leipzig passiert, ist mit den derzeitigen Beamten, die für die einst beschauliche Großstadt zur Verfügung stehen, kaum zu schaffen, Merbitz ist da ehrlich.
Und donnert los, wenn er davon erzählt, dass es immer noch weltfremde Leute gibt, die da meinen, die Leipziger Polizei futtert des Nachts Bockwurst und lässt es sich gutgehen!
Wenn Merbitz davon erzählt, spürt man die blanke Wut, die durch solche dummen Sprüche in ihm aufsteigt. Er gibt dem Publikum einen kleinen Einblick, was los ist – in den Nachtstunden der Stadt, in der Frauen derzeit selbst bei Tage nicht allein joggen gehen sollen: „In der Nacht habe ich 23, 24 Funkwagen in der Stadt laufen, von einem Ding zum anderen rammeln die rum!“
Aber nicht nur das ist es, was Merbitz stinkt. Die ständigen Vorwürfe in Richtung Polizei – angefangen von aufgelösten Demo-Blockaden bis hin zu dunkelhäutigen Verdächtigen, die seine Leute kontrollieren und sich deshalb als Rassisten beschimpfen lassen müssen. All das stinkt ihm!
Man kann den Mann verstehen. Und den Frust der Bürger, die auf der anderen Seite des Podiums sitzen, ebenso.
Denn: hier sitzen sich zwei Gruppen gegenüber, die allesamt die katastrophalen Folgen einer völlig verblendeten und bürgerfeindlichen Politik ausbaden müssen – Polizei wie ganz normale Bürger:
Dass sie allesamt noch in den Räumen der Leipziger Volkszeitung – einem Blatt, das zu Beginn des Aufkommens politkritischer Stimmen ohne Unterlass gegen solche Bürger verbal gekeilt und gehetzt hat – sitzen, gibt dem Ganzen eine gewisse groteske Note.
Aber: wie einst im Wendeherbst scheinen nun wohl manche Medien die Zeichen der Zeit zu erkennen und ihre Felle ganz und gar weg schwimmen sehen. Weshalb also nicht umschwenken und die Bürger, die man vor zwei Jahren noch in eine fiese Schublade steckte, einladen und mit dem Polizeipräsidenten ins Gespräch bringen?
Das zumindest war eine gute Idee der LVZ, allein: es wird die verloren gegangene Leserschaft wohl nicht wiederbringen, zu infam war in den letzten Monaten die Schreibe, die sich Bürgern widmete, die die Merkel-Politik scharf kritisierten und die importierte Kriminalität in Sachsen und deutschlandweit zum Thema machten.
Diese Kritik äußerte an diesem Abend sogar ein Besucher, der die Gelegenheit ergriff und ins Mikro sprach.
Unverblümt geigte er den im Podium sitzenden LVZ-Mitarbeitern (Journalisten kann man sie ja wahrlich nicht mehr nennen!) Björn Meine und André Böhmer, ins Gesicht, was viele Tausende andere Leipziger ebenso sehen dürften: „Die LVZ hat ein Problem mit Leuten, die die Wahrheit sagen“. Bumm! Das dürfte gesessen haben – so in aller Öffentlichkeit, Live-Stream im Web inklusive.
Aber weiter zu den Bürgern. Die meldeten sich zuhauf – nur wenige kamen dran, die Zeit…Ein Mann fragte klipp und klar, ob Leipzig ein „zweites Marxloh werden wird und womöglich noch Neubürger – wie in Berlin – bei der Polizei in Sachsen eingestellt werden?“
Merbitz verwies hier auf die hohen Anforderungen, die mitbringen muss, wer in Sachsen Polizist werden möchte und auf die vielen Überprüfungen, denen sich angehende Beamte unterziehen müssten.
Eine weitere Frau kritisierte Oberbürgermeister Jung – ein Mann aus Westfalen, der kaum Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Leipziger Bürger nimmt und die Augen vor den Zuständen in der Stadt nur allzu gern verschließt (zur Erinnerung: sein Pressesprecher mauerte, als wir Auskünfte zu den ungeheuerlichen Vorgängen und Übergriffen rund um den Leipziger Hauptbahnhof einholen wollten, siehe hier: http://bit.ly/2uFjLjW ).
„Die Behörden der Stadt“ so die Frau weiter „nehme die Interessen der Bürger nicht ernst. Das kenne ich aus DDR-Zeiten“ so ihr Fazit zur heutigen Situation in Leipzig.
Es kam seitens der Bürger einiges auf den Tisch – die No Go Areas der Stadt, die bekannten Kriminellen, die immer wieder Delikte begehen, die hohe Kriminalitätsaffinität der Asylbewerber, die desaströse Politik im Zusammenhang mit der Sicherheit der Bürger – mal kam es direkt über die Lippen der Gäste, mal schwang es zwischen den Zeilen mit. Aber: Merbitz verstand.
„Glauben Sie nicht, dass die Polizei nicht auch oft frustriert ist?“ fragte er ins Publikum. Und kam auch auf das brutale Verbrechen vor einigen Wochen in Plagwitz zu sprechen, bei dem ein junger Mann, der von der Arbeit seinen Heimweg via Straßenbahn absolvierte, kurz vor seiner Wohnung zu Tode kam – durch einen bislang nicht gefassten Täter.
„Solche Taten sind keine Alltagsdelikte und sie beschäftigen die Bürger“ kommentierte Merbitz diesen brutalen Fall und erzählte, wie er dafür extra Beamte aus dem nahegelegenen Borna abgezogen hat, damit der Fall in Leipzig mit ausreichend Personal aufgeklärt werden kann.
Alles in allem eine sehr ernste Diskussion mit vielen Einblicken in den Polizeialltag, in Zeiten verrohtester Kriminalität.
Das Ganze ging aber etwas aufgelockert zu Ende, als eine Frau aus dem Publikum Merbitz unverblümt fragte, ob dieser sie denn nach der Veranstaltung nach Hause fahren würde? Merbitz – ein leutseliger Typ, der wohl diesen oder jenen Spaß gern mal mitmacht – bejahte, im Saal errtönte Lachen.
Mit dem Hinweis – offenbar ein Seitenhieb auf die unsägliche #metoo-Kampagne – dass aber auf dieser Fahrt noch eine weitere Beamtin mitkommt, ging die Diskussion langsam, aber sicher dem Ende zu.
Es hätten sicherlich noch viele, viele weitere Bürger gern ihre Fragen gestellt, aber dazu reichte logischerweise die Zeit nicht. Aber: dass es überhaupt die Möglichkeit einer öffentlichen Diskussion zu diesem Thema gab, ist lobenswert, wenn sie auch – und da muss man den Ball erneut an die LVZ, die die letzten zwei Jahre mit üblem „Nanny-Journalismus“ negativ auffiel, spielen – leider etwas zu spät kommt. Das Vertrauen in die etablierten Medien dürfte dahin sein. Und das einstige Abo bei vielenLeuten längst abbestellt.
Aus gutem Grund!
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