Ein Gastbeitrag von Daniela. „Gefangen in der Hamstermühle“ oder „Das tägliche Job-Hamsterrad“ – berufstätige Leute geben ihrem Alltag oftmals solche oder ähnliche Attribute, wenn sie sich aufreiben (müssen) zwischen Familie, Job, Haushalt und vielleicht noch pflegebedürftigen Angehörigen.
Dass ein solches Leben auch Auswirkungen auf die Kleinsten hat, dürfte klar sein.
Dies wurde mir dieser Tage mal wieder bewusst, als ich einen extrem vollgepackten Tag mit meinem Kind bewältigen musste.
Zunächst fing der Morgen an, wie immer – der Kindergarten stand auf dem Programm. Soweit, so normal. Allerdings ist auch dieser morgendliche Start bei uns oftmals mit Hektik verbunden.
Und das, obwohl ich genug Zeit frühmorgens einplane und schon vorsorglich Puffer schaffe, um diese Hektik zu vermeiden.
Allerdings mache ich da meist die Rechnung ohne mein Vorschulkind, denn das bummelt morgens im Bad ohne Ende. Zumindest derzeit (vielleicht nur eine Phase…!). Wir könnten wahrscheinlich auch zwei Stunden mehr morgens für das Badritual zur Verfügung haben – das Bummeln wäre sicherlich dennoch an der Tagesordnung.
Nun ist es ja nicht so, dass das unbedingt Absicht ist – kleinere Kinder haben nun mal ihr eigenes Tempo. Allerdings gestaltet sich dies derzeit bei meiner Tochter sowas von schneckenhaft, dass ich nicht umhin komme, sie zum beeilen zu ermahnen.
Das wiederum stresst mein Kind, Bockigkeit und Wut sind oftmals die Folge.
Wenn dabei ununterbrochen die Uhr tickt und die Zeit davonläuft (ich muss ja auch an die Arbeit) kommt schon auch Hektik auf.
Wie gesagt: ich plane genügend Zeit am Morgen ein, ein ganze Stunde steht uns zum Fertigmachen zur Verfügung, ohne Frühstück. Denn das nimmt mein Kind im Kindergarten ein. Eine Alternative wäre freilich, noch früher aufzustehen, aber das würde meine wenigen Schlafstunden noch mehr einkürzen.
Bedingt durch die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Hektik so manches Mal unser Alltagsbegleiter – ich hasse das!
Andererseits: es ist auch irgendwo logisch, dass ich – wenn mein Kind geschlagene fünf Minuten damit verbringt, sich das Unterhemd anzuziehen – irgendwann auch zur Eile mahnen muss. Täte ich dies nicht, kämen wir wohl permanent zu spät.
Aber zurück zu diesem besagten Tag. Der war nämlich auch noch ein besonderer, denn: am Nachmittag stand für Eltern und Kinder der Besuch in der zukünftigen Schule, die mein Kind ab dem Sommer besuchen wird, an. Ein Familiennachmittag war dort geplant.
Da mein Partner aus berufsbedingten Gründen den Termin nicht wahrnehmen konnte, brach ich – nachdem ich etwas eher Feierabend gemacht hatte – allein zum Kindergarten auf, um meine Tochter abzuholen und dann in Richtung Schule zu fahren. Wir hatten nur eine knappe halbe Stunde Zeit, zwischen Abholung im Kindergarten und Ankunft in der Schule. Auf Pünktlichkeit lege ich großen Wert, zu spät kommen geht für mich gar nicht.
Aber auch hier galt wieder: ich musste zur Eile mahnen. Denn mein Kind tobte erstmal weiter mit seinen Kindergartenfreunden herum und quengelte, weil es noch auf den Spielplatz nebenan wollte. Dorthin gehen wir oft, aber diesmal ging das ja nicht.
Also wieder zur Eile gemahnt und Kurs Richtung Schule genommen.
Dort angekommen, konnte man erstmal Luft holen, denn sowohl für die Eltern als auch für die Kinder war ein schöner Kaffeetisch gedeckt. Der Nachmittag teilte sich dann auf in einen Zeitabschnitt für die Kinder, die in den zukünftigen Klassenräumen bastelten sollten und in einen informellen Vortrag für die Eltern. Ein schöner Termin.
Allerdings: uns saßen weitere an diesem Tag im Nacken.
Für ein bestimmtes Hobby benötigt meine Tochter ein Attest, eigentlich nur eine Unterschrift des Arztes, aber nötig war eben ein Erscheinen mit Kind beim Doktor. Der hatte die Praxis gleich nebenan der Schule, aber nur schmale Zeitfenster für seine Sprechzeiten. Ich wollte das gleich verbinden und musste also nach dem Termin in der Schule meine Tochter sofort wieder ins Auto verfrachten, damit wir weiterkönnen zum Arzt.
Da noch einige Eltern und auch Kindergartenfreundinnen meiner Tochter vor der Schule standen, plauderte meine Tochter noch ein bisschen mit den anderen Kindern und hätte das wohl gern auch noch länger getan. Wieder musste ich leider etwas drängeln….
Im Wartezimmer kamen wir dann erst mal zur Ruhe, allerdings mehr als gedacht, denn: über eine Stunde mussten wir warten!
Das brachte mich erneut in zeitliche Bedrängnis, denn ich musste noch zur Bügelfrau, um unsere gebügelte Wäsche abzuholen (den einzigen Luxus, den wir uns in Sachen Haushaltsentlastung leisten), zum Geldautomat und zum Einkaufen.
Wir essen familiär ziemlich genau pünktlich um 19.00 Uhr, der Zeiger der Uhr im Wartezimmer rückte unerbittlich auf 18.00 Uhr zu.
Zwar übernimmt mein Partner zumeist die Zubereitung des Abendessens, aber ein bisschen Luft für Kinder- und Familienzeit sollte schon noch sein sein.
Blöderweise bin ich davon ausgegangen, dass wir die Unterschrift auf dem Attest für mein Kind rasch bekommen und man uns nicht ewig im vollen Wartezimmer sitzen lässt. Falsch gedacht.
Mein Partner rief dann irgendwann an und wir verständigten uns darauf, dass ich nur noch zur Bügelfrau fahre und die restlichen Wege erst mal sein lasse.
Er war glücklicherweise schon am Herd zugange, so dass hier schon mal alles seinen Gang ging. Wir warteten also weiter und kamen tatsächlich als die Allerletzten bei dem Arzt dran.
Da war es dann schon kurz nach halb sieben und wir düsten weiter zur Bügelfrau, die frisch gebügelte Wäsche abholen. Dann ging es endlich nach Hause, nun war es fast sieben.
Daheim brauchten wir dann aber nur noch unsere Beine unter den Tisch stecken und konnten die leckere Pasta, die mein Partner weltklassemäßig kochen kann, genießen.
Das war denn auch der Augenblick, wo wir alle ein wenig zur Ruhe kommen und das Tagesgeschehen (vor allem den Schulbesuch) besprechen und Revue passieren lassen konnten.
Aber auch hier kam einem dann schon wieder die Uhr in die Quere, denn unser Mäuschen muss – bedingt durch die frühe Aufstehzeit – pünktlich um acht Uhr abends im Bett liegen, da ansonsten ihr Rhythmus durcheinanderkommt.
Da sie auch – wie soll es anders sein – abends im Badezimmer zum Bummeln neigt, schaffen wir das nicht immer ganz auf die Minute, zumal eine Gute-Nacht-Geschichte bei uns ein MUSS ist.
Und: ich möchte abends nicht wieder dasselbe Lied wie morgens anstimmen („beeile Dich doch ein wenig!“) und verdrücke mir entsprechende Ermahnungen deshalb häufig.
Natürlich ist nicht jeder Tag bei uns so, wie hier geschildert, aber es gibt natürlich Tage, die genauso ablaufen.
Und ich denke, dass das für Kinder nicht ohne ist, weshalb man als Mama oder Papa gut daran tut, den Alltag mit Kind nicht allzu eng zu takten.
Hier waren es freilich äußere Zwänge, die zu diesem durchorganisierten Tag geführt haben, mir ist aber bewusst, dass es unzählige Ein- oder Zwei-Eltern-Familien im Land gibt, die nahezu täglich einen derartig durchstrukturierten Alltag und somit eher wenig Zeit für ihren Nachwuchs haben.
Man denke nur an Menschen, die aus finanziellen Gründen zwei oder gar mehr Jobs haben oder deren Arbeitgeber mit dem Thema „Vereinbarkeit Familie und Beruf“ so gar nichts anfangen können.
Dass hier ein dringender Reformbedarf in Deutschland besteht, steht außer Frage. Vor allem dahingehend, dass es in der Gesellschaft zukünftig Veränderungen zugunsten der Familien- und Lebenszeit der Menschen gibt, dass sie mehr Lebensqualität haben.
Und nicht nur das gehasste Hamsterrad den Rhythmus der Menschen dominiert!
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