Beautiful young sexy blonde wearing evening makeup in elegant fitting dress fashionable stylish sitting in cabin of expensive car comes out of it in hand handbag luxury rich life going party concertKommentatorin Katja fühlt sich von „ihrer“ Zeitung immer mehr verschaukelt. Warum, lesen Sie hier:

Ich habe es auf den ersten Blick gesehen – vor einiger Zeit, als die „Leipziger Volkszeitung“ ihr neues Sonntagsmagazin („Sonntag“) erstmals in der Region Leipzig herausgab.

Man machte keinen Hehl daraus, dass ein Großteil der Artikel im westdeutschen Hannover, bei der HAZ, entsteht. Und – ganz ehrlich: das hat man vom allerersten Beitrag an auch gemerkt!

Denn diese gehen fast alle an der Realität des durchschnittlichen LVZ-Lesers vorbei, so dass man mehr als einmal bei der Lektüre dieses Magazins den Kopf schüttelt. Und oft auch wütend wird. Ich jedenfalls.

Vor allem, wenn ich die politischen Artikel lese, die eher als Pseudo-Gesellschaftskolumne daherkommen (sollen).

In Wirklichkeit ist es der erhobene Zeigefinger, den die – vornehmlich westdeutschen – Redakteure dem Leser imaginär hochhalten.

Trotz Auflageverlust – trotz Vertrauensverlust, alles scheinbar kein Thema, denn: dem Leser wird auf „Teufel komm raus“ Nachhilfe erteilt. Und wehe, der gemeine Sachse wagt sich wochentags auf eine regierungskritische Demo – die harte Ansage, was für ein „Schlechtmensch“ er doch ist, kommt, in Form von Beiträgen in der Sonntagsbeilage, mit der „Leipziger Volkszeitung“ am Wochenende gleich frei Haus.

Zumindest für den kläglichen Rest derer, die das Blatt noch immer abonniert haben. Denn dass sich jemand eigens für die LVZ sonntags auf den Weg zur Tankstelle macht, kann ich mir – ehrlich gesagt! – nicht vorstellen.

Verpackt ist die als bunte „Wochenenend-Unterhaltung“ etikettierte Maßregelung des mündigen Bürgers dann in anmaßend-abgehobene Zeilen, die dem kritischen Leser suggerieren sollen, dass er „Plebs“ ist – und bleibt. Und schon gar nicht versteht.

Die politische Bühne erst recht nicht, sie ist nicht sein Terrain, am besten er äußert sich zum und im aktuellen Zeitgeschehen überhaupt nicht. Zumindest dann nicht, wenn er wider dem Mainstream ist. Zu schräg ist angeblich seine Meinung, zu „dunkeldeutsch“ seine vermeintlich krude Ansicht.

Kurzum: die Redakteure, für die sonntäglichen Seiten der „Leipziger Volkszeitung“ fast alle in den hannoverschen Redaktionsstuben arbeitend, schreiben fulminant am Leser vorbei.

Selbst wenn der es schafft, sich durch die recht langen Beiträge zu quälen – am Ende bleibt doch Unverständnis über die Sichtweise der Journalisten, die zum Großteil ja doch nur eigene Meinungen abbilden, als sachliche Informationen für den Leser bereit zu stellen.

Dass die Entfremdung zwischen Redakteur und Konsument – also dem Leser –  irritierende Ausmaße, auch über das politische Parkett hinaus, annimmt, zeigte sich am vergangenen Sonntag.

In einem Beitrag von Kerstin Hergt – die lt. Internetrecherche und auch Auskunft der LVZ – nicht in Leipzig lebt, sondern eine Redakteurin der westdeutschen HAZ ist, wurde dem Leser empfohlen, doch in Handtaschen zu investieren. Nicht in gewöhnliche freilich, sondern in die „Birkin Bag“.

Das preisgünstigste Modell beginnt – laut LVZ – bei 8.000,00 €. Sonderanfertigungen dieser Luxustasche können aber auch gerne mal um die 200.000,00 € kosten. Redakteurin Hergt preist diese Art der Investition als die bessere Wertanlage gegenüber Gold und Aktien.

Nun – der Großteil der Leipziger Einwohner dürfte weit entfernt davon sein, sich Handtaschen leisten zu können, die fast zehntausend Euro kosten, geschweige denn, in Ledermodelle für mehrere Hunderttausend Euro zu investieren.

Wie kommt man dazu, den Lesern solche Tipps zu geben, in einer Region, in der Leipzig bereits schon als „Armutshauptstadt“ erkoren wurde?

So veröffentlichte beispielsweise Radio Mephisto Anfang 2015 einen Bericht zur Armut in der Pleißemetropole, Zitat: „Von den 15 deutschen Großstädten ist Leipzig die Stadt mit der höchsten Armutsquote – die Armut liegt hier bei 25,1 Prozent”.

Daran dürfte sich nichts geändert haben – im Gegenteil: tausende Alleinerziehende leben in Leipzig von der Hand in den Mund, können keine großen Sprünge machen, ebenso eine große Anzahl von Senioren, bei denen die Rente vorne und hinten nicht reicht.

Sozialverbände in Leipzig können ein Lied von dieser prekären Lage singen, karitative Projekte wie das „Restaurant des Herzens“, das von Ehrenamtlichen und Freiwiligen jedes Jahr im Advent unterstützt wird, verzeichnen alljährlich mehr Zulauf.

Die Stadt, in der schmucke Einkaufspassagen wieder auf Vordermann gebracht wurden, in denen man feine Geschäfte mit sündhaft-teuren Produkten findet und herrliche Stadtviertel mit sanierten Gebäuden denen, die es sich leisten können, ein tolles Wohnambiente bieten, ist eine Metropole, die zwar wahnsinnig wächst und tägliche neue Menschen anzieht, aber:

ein Großteil der Einwohner ist arm oder kommt gerade mal so über die Runden.

Die wenigsten im Übrigen dürften noch Leser der „Leipziger Volkszeitung“ sein. Vielen ist sie zu teuer (geworden), das Gros aber dürfte sich als Leser zurück gezogen haben, weil es sich in der Berichterstattung nicht mehr vertreten fühlt.

Artikel wie der mit den Handtaschen als Wertanlage, sind das beste Beispiel dafür, dass Medien nicht nur mit ihrer eigenen Meinung politisch indoktrinieren wollen, sondern auch in anderen Bereichen den Bezug zum Leben der Leser völlig verloren haben.

Sie scheinen nicht nachvollziehen zu können, dass es bei weitem nicht nur der „Wutbürger“ ist, der sich im Leben keine Tasche für 8.000,00 Euro zulegen würde.

Mit derlei Beiträgen dürften auch die „Besserverdienenden“ nicht wirklich erreicht werden, denn in diesen Kreisen kauft man sich wohl eher eine wertbeständige Immobilie, als eine Handtasche. Und die wirklich Reichen? Finden sich in Leipzig doch eher selten und wenn, ist es fraglich, ob sie einem Blatt wie der LVZ noch Vertrauen schenken oder bei dem Blatt gar gute Investment-Tipps vermuten.

Eines ist klar: haben die etablierten Medien in den vergangenen Monaten schon in der Berichterstattung bezüglich des aktuellen Zeitgeschehens viel Vertrauen verloren, so gewinnen sie es mit derlei weltfremden Artikeln ganz bestimmt nicht zurück.

Aber das ist meine Sorge nun wahrlich nicht!

Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/98481699

Datei: #98481699 | Urheber: indiraswork

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert