Ein Gastbeitrag von Annemarie.
„Warum ich eine Rabenmutter bin“ oder „Neues von der Rabenmutter“ – solche und ähnliche Artikel häufen sich in letzter Zeit im Internet und natürlich stehen sie inhaltlich konträr zur Überschrift.
Die Artikel selbst unterstreichen nämlich so gut wie immer die Eigenwahrnehmung der jeweiligen Autorinnen – dass sie eben gerade KEINE Rabenmütter sind.
Allerdings irritiert es doch schon, in welcher Masse sich Mütter in Blogs, Gastbeiträgen und Postings der Thematik der angeblichen Rabenmutter widmen und nahezu krampfhaft widerlegen wollen, dass sie eigentlich eine Mama wie aus dem Bilderbuch abgeben.
Druck ist medial gemacht
Der Hintergrund dürfte der mediale Druck sein, der Frauen – vornehmlich durch Frauenmedien – gemacht wird. Hier ist – zumindest gefühlt – in den letzten Jahren vieles aus den Fugen geraten, nicht zuletzt durch Plattformen wie Facebook, Instagram & Co.
Frauenmedien verbreiten ungehemmt absurde Minderheiten-Beispiele von Frauen, denen scheinbar mühelos alles gelingt.
Unternehmerinnen, die drei Kinder und Millionenumsätze sowie am Morgen noch Zeit für entspanntes Yoga haben, werden ebenso häufig porträtiert, wie spindeldürre Frauen, die nach einer Geburt ihren „After-Baby-Body“ (ein furchtbares Wort) präsentieren.
Zwar verpacken nicht wenige Medien gerade diese fitness-irrsinnigen Beiträge in geheuchelte Ablehnung und tun so, als wenn sie derlei Absurditäten eigentlich auch nicht mögen, aber die Häufigkeit der Veröffentlichungen solcher überflüssigen Artikel strafen das Ganze Lügen.
Nun wird wohl kaum eine selbstbewusste und im Leben stehende Frau diesen Unsinn für bare Münze nehmen oder solchen Inhalten nur ein Quentchen Bedeutung beimessen. Dass es aber tatsächlich doch immer noch ein Heer von (jungen) Frauen gibt, die derlei Ergüsse für Episoden aus dem realen Leben halten, zeigen die erwähnten unzähligen Artikel von Frauen, die (man merkt das) meinen, sich mit eigenen Beiträgen im Web für ihre Art zu leben rechtfertigen zu müssen.
Das gilt auch für das Thema „Partnerschaft“.
Nie zuvor gab es – abermals gefühlt – so viele trotzige Artikel, in denen Frauen kund tun, sich als Single wohlzufühlen und nicht wirklich beabsichtigen, ihren Status zu ändern. Natürlich kann man das in die Welt hinausposaunen, aber muss man das auch?
Wer so agiert, zeigt doch eigentlich nur, dass er sich von den hanebüchenen Medienartikeln, die einen gewissen Druck auf Frauen ausüben, verrückt machen lässt.
Das gilt auch für die unseligen Veröffentlichungen von Frauen mit hohem Übergewicht, mit Behinderungen oder sonstigen Handicaps. Massenweise tauchen dazu Berichte im Netz auf, wo diese Frauen sich – meist nackt oder sehr spärlich gekleidet – im Rechtfertigungsmodus positionieren. Ganz nach dem Motto: „Auch übergewichtige (behinderte, kranke…usw.) Frauen sind liebenswert!“.
Nur: daran hat nie jemand aus dem wahren Leben gezweifelt! Warum also ständig diese krampfigen „Diese-Frau-zeigt,-dass-auch-Dicke-schön-sind“-Artikel?
Darstellung von Frauen in vielen Medien verzerrt und realitätsfern
Vor allem stellt sich die Frage auch, warum ausgerechnet DIE Frauenmedien solche sinnfreien Beiträge veröffentlichen, bei denen sonst Diäten, dürre Supermodels und irrsinnig teure Desingermode in Größe 34 DAS Top-Thema sind?
Verlogener geht’s kaum!
Insofern tut DIE Frau gut daran, die solche Artikel einfach ignoriert!
Egal, ob mal wieder die Supermama mit zwei Kindern aus dem DAX-Vorstand präsentiert wird (mit Göttergatten, Villa und Mega-Gehalt), die vorgibt, dass man auch mit Vollzeitkarriere die Mama-Rolle so perfekt ausfüllen kann, wie im Landliebe-Werbespot oder irgendein fitnessbesessenes Girl von nicht mal zwanzig Jahren, das ein Kind bekommen und zwei Tage später schon wieder eine Heidi-Klum-Figur hat.
Auch muss sich keine Single-Frau durch die nervig-gestelzten “Singlefrau”-Beiträge irgendwelchen Druck machen lassen – weder in die eine noch in die andere Richtung!
Am besten macht man sich immer bewusst, dass die aufgezeigten Themen so gut wie immer eine Minderheit präsentieren, die man im wahren Leben so kaum findet.
Oder laufen die frisch gebackenen Mamis aus ihrer Nachbarschaft drei Wochen nach der Geburt mit Top-Model-Figur und dazu noch perfekt gestylt herum?
Kennen Sie zudem eine Frau in ihrem Umfeld, die –zig Kinder und dazu noch einen Vorstandsposten ganztags inne hat?
Oder Strumpfhosen für 160,00 € nebst Röcke für 600,00 € trägt (gern gezeigte Teile in den Modestrecken der gängigen Frauenmedien, die scheinbar Reichtum oder/und einen Lottogewinn bei der Leserschaft unbedingt voraussetzen!)?
Bestimmt nicht!
Insofern – ich erwähnte es schon – tut man (FRAU) gut daran, solche Gaga-Beiträge links liegen zu lassen, online wie offline.
Die etablierten Medien mögen (noch) ganz stark sein, aber am Ende stehen die verkauften Exemplare (zum Beispiel bei BRIGITTE laut Gruner+Jahr im Januar 2017 über 300 000 Stück) in keinem Verhältnis zur Einwohnerzahl Deutschlands.
Die agieren nämlich nahezu konträr der verbreiteten Thesen vieler Medien.
Beispiel: Landflucht. Die ist medial immer wieder angesagt. Glaubt man den bekannten Titeln, dürfte kaum mehr jemand auf dem Dorf wohnen und wenn doch, dann auf jeden Fall schon mit Fluchtgedanken in Richtung Stadt ausgestattet sein. Allerdings ist das Gegenteil der Fall: viele Familien und auch Singles zieht es aktuell aufs Land.
Oder Heiraten! “Völlig out” – wenn man sich so durch die Gazetten liest. Dort werden eher Singleleben und die gleichgeschlechtliche Liebe als DAS Zukunftsmodell propagiert.
Allerdings: schauen Sie sich einfach in Ihrem Umfeld um – allerorten werden Mann-und-Frau-Partnerschaften eingegangen, Hochzeiten gehalten, das Kind (oder DIE Kinder) geboren und so mancher hat nicht mal einen Single in seinem Freundes- oder Bekanntenkreis.
Damit sollte alles gesagt sein!
Insofern: Druck machen (lassen) gilt nicht! Schon gar nicht medialer!
Bildnachweis: pexel.com