Darüber, ob man im Alltag, bei allen möglichen Gelegenheiten – von Job bis Verein -, sein Gegenüber duzt oder siezt, lässt sich trefflich streiten. Ganze Print- und Web-Artikel beschäftigen sich mit diesem Thema, der gute alte Knigge wird beschworen oder verdammt.

Neben all diesen Diskussionen aber haben andere schon Nägel mit Köpfen gemacht – und duzen ihre Kundschaft einfach drauf los. Was man bislang nur von IKEA kannte (und es von dem schwedischen Möbelhaus nie anders gewohnt war) kommt jetzt auch aus einer Richtung, die man in der Vergangenheit eigentlich nicht mit hipster-artigem Gebaren in Verbindung brachte: den Baumärkten.

Angefangen hat das vor einiger Zeit schon mit Hornbach, wo immer wieder von „Deinem Projekt“ gesprochen wurde, wenn sich das Unternehmen in der Werbung – sowohl im Radio als auch im Fernsehen – an seine Wunschzielgruppe wandte. Man bekam das mit, war vielleicht etwas irritiert, aber so richtig auffällig war das Hipstergebaren damit eigentlich noch nicht. Jetzt aber zog BAUHAUS nach, eine weitere große Baumarktkette – und irgendwo fällt es nun schon auf, dass diese Firmen wohl krampfhaft darum bemüht sind, jung rüber zu kommen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: es wirkt komisch! Erstens, weil Baumärkte ja doch so gar nicht lifestylig sind und zweitens, weil es tatsächlich extrem bemüht wirkt. Ein Riesenunterschied zum oben schon erwähnten IKEA, das immer schon im Du-Modus war.

Vielleicht bildet man es sich ja auch nur ein, dass das plumpe Du bei gesetzt wirkenderen Unternehmen seltsam rüberkommt, aber – nun ja – es ist so.

So lautet beispielsweise eine Werbeanzeige von Bauhaus, die im aktuellen SPIEGEL veröffentlicht ist, wie folgt:

„…weil das beste Gemüse in Deinem Bio-Garten wächst. Es ist ganz leicht, Dich und Deine Lieben gesund zu ernähren: Du baust einfach Dein eigenes Gemüse und Obst an. Knackiger und frischer geht es nicht. Und selbst gemacht schmeckt einfach besser. Also, frisch ans Werk und den Bio-Garten angelegt! Und erstmal zu BAUHAUS: Denn hier bekommst Du erstklassigen Service, beste Fachhandelsqualität und größte Sortimentsvielfalt“

Klingt verdammt nach IKEA – oder? Und: natürlich ist klar, welche Zielgruppe BAUHAUS ansprechen möchte – die urbanen Stadt-Hipster.

Ob sich das Unternehmen damit einen Gefallen tut, bleibt dahingestellt. Denn die vertrauliche, etwas distanzlos wirkende Du-Ansprache könnte auf die alteingesessenen BAUHAUS-Kunden plump wirken, die kennen ja sowas nicht. An diesem Beispiel wird klar, warum es das althergebrachte Sprichwort: „Schuster, bleib bei Deinen Leisten“ gibt. Schon deshalb, weil es – eine Vermutung nur – BAUHAUS nicht wirklich gelingen dürfte, in Sachen Bio-Gemüse Hipster anzulocken. Zumindest keine neuen.

Denn bekanntlich lässt sich ja der lifestylig-bio-urbane-trendige Großstadtmensch sein biologisch wertvolles Gemüse wöchentlich als Kiste vom Land vorbeibringen (gilt als schick bei Hipstern) oder fährt selbst aufs Dorf, um sich einzudecken. Ob er diesbezüglich den Baumarkt in Sachen Gemüse(Anbau) für sich entdeckt, ist fraglich.

Ebenso, ob ausgerechnet eine Print-Anzeige das Du-Publikum erreicht.

Der eher links gehaltene SPIEGEL passt zwar als Anzeigenmedium zum gemeinen Hipster, aber die Print-Ausgabe dieses Blattes lesen doch immer weniger Menschen. Und schon gar nicht holt sich der moderne Großtstadt-Typ seine Infos offline – der ist bekanntlich im Netz zuhause, meist sowieso als digitaler Nomade, wenn`s nach den vielen Artikeln zu diesem Thema geht.

So oder so: das plumpe Du wirkt bei Firmen, die eher eine konservativ-traditionelle Kundschaft haben, doch arg deplatziert.

Der coole Hipster mag Wunschkunde vieler Firmen sein, doch erstens wird er das durch neue Werbekampagnen noch lange nicht und zweitens sollten die jeweiligen Unternehmen aufpassen, dass sie ihr Stammpublikum nicht verprellen.

Auch wenn medial oftmals ein anderes (und völlig verzerrtes Bild wiedergegeben wird): Leute, die in den Baumarkt gehen, sind zuallermeist bodenständige Typen, nicht selten vom Land.

Mit Hipster-Attitüden haben die nix am Hut, im Gegenteil: die lachen sich meist über die vielen affig und durchgegendert wirkenden, männlichen Stadthipster kaputt! Insofern: solche Werbung kann total nach hinten losgehen!  

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Fotograf: Horst Galuschka / Bildnachweis:(c) dpa

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