Frau am GeländerViele Frauen können ein Lied davon singen und nicht wenige weibliche Zeitgenossinnen trifft es täglich aufs Neue: Mobbing.

Die fiesen Schikanen am Arbeitsplatz dürfte es schon immer gegeben haben. Allerdings werden gerade in den letzten Jahren Arbeitsplätze mehr und mehr zur Kampfzone.

Ob es an den vielen Jobs liegt, die von der Wegrationalisierung bedroht sind oder die Menschen einfach immer rücksichtsloser werden, wird wohl im Hinblick auf dieses fiese Phänomen nie richtig zu klären sein.

Mobbing kommt in den verschiedensten Branchen vor

Zumal Mobbing selbst in sehr seriösen und beliebten Unternehmen vorkommt und nicht in allen Firmen, wo gemobbt wird, ein Arbeitsplatzabbau ins Haus steht.

Im Grunde genommen ist das auch erst mal zweitrangig, denn wer von Mobbing betroffen ist, hat zunächst mal zur Genüge damit zu tun, mit der Situation, wie sie sich dann leider täglich darstellt, fertig zu werden.

Vor allem scheinen Frauen von Mobbing betroffen zu sein. Unzählige Postings in Frauenforen im Internet zeugen davon – täglich.

Diese Erfahrungsberichte zeigen außerdem, dass Mobbing nicht unbedingt nur von Kollegen ausgehen, sondern nicht selten auch der oder die Vorgesetzte der gnadenlose Schikaneur sein kann.

Im Web gibt es zum Thema Mobbing viele Erfahrungsberichte

Zitat aus einem Forum einer großen, deutschen Frauenzeitschrift, dort schreibt eine Frau:

„Mein Problem: Mein Chef will mich deswegen los werden. Mir ist bewusst, dass eine Vollzeitkraft an der Stelle auch besser ist, aber ist deswegen Druck (man setzt mich mit angeblich zu vielen Fehlern unter Druck und droht mit Abmahnung, es gibt noch andere Dinge, aber die führe ich nicht alle auf) der richtige Weg?. Der Betriebsrat steht so weit es geht hinter mir, ist aber auch kein Vollzeit-BR.  Fakt ist: Die Situation ist unschön für mich, er hat sich mir gegenüber sehr menschenverachtend geäußert, sogar strafbar gemacht. Ich weiß, das Recht ist zwar auf meiner Seite, aber das hilft nicht immer.

Ich habe irgendwo gelesen, dass es doch eine Möglichkeit gibt hinsichtlich “leidensgerechter”Arbeitsplatz und damit eine mögliche Versetzung. Wenn ich keine 100 % arbeiten kann, weil ich einfach zu schwach bin, dann soll er es doch einfach genau so auf den Tisch legen.

Kennt sich hier jemand aus oder sollte ich zum Integrationsamt für eine Beratung? Ich bin psychisch ziemlich am Ende und brauche einfach Hilfe.“

Die Aussage, psychisch am Ende zu sein, kommt in dem besagten Forum von mehreren Frauen, die dort anonym ihre Mobbing-Situation schildern. So schreibt beispielsweise eine andere Userin:

„Hallo,

kurz zu mir. Ich bin 30 Jahre alt Erzieherin und habe eine soziale Phobie. Dementsprechend unsicher bin ich an der Arbeit. Habe auch wenig Selbstbewusstsein.

Jetzt zur Arbeitssituation: Ich arbeite seit September 2016 in einer Gruppe (Kindergarten) mit 2 Kolleginnen.SEIT Sommer 2017 arbeiten wie 4 Stunden zu dritt. Ich arbeite von 9 bis 13 Uhr. Davor habe ich von 11 bis 15 Uhr gearbeitet und davon 2 Stunden mit einer meiner Kolleginnen alleine. Alles war super ich habe mich pudelwohl gefühlt. Seitdem wir aber zu dritt arbeiten,der pure Horror. Die beiden sind gaaaaanz dicke, halte total zusammen,schließen mich total aus. Außer Guten Morgen wird mit mir nicht gesprochen.

Ich werde keines Blickes gewürdigt,wenn ich mich draußen zu Ihnen stelle,habe sie immer eine Ausrede umweg zu gehen und mich alleine da stehen zu lassen. Beim Frühstück haben sie einen Stammplatz sitzen sich gegenüber, ich kann dort nicht sitzen, soll lieber am andern Tisch sitzen,beiden Kindern.Alles was besprochen wird, wird unter sich besprochen, sei es Privat oder Arbeit betreffend.“

Vor allem die letztere Situation ist typisch für Mobbing unter Frauen. Meist beginnt es ganz harmlos, aber mit der Zeit schleicht sich etwas ein, das Betroffene am Anfang meist nur diffus wahrnehmen und oft gar nicht beschreiben können.

Es sind die kleinen Stiche und wohldosierten Biestigkeiten, auf die man sich anfangs eigentlich noch gar keinen Reim machen kann, die dann aber erfahrungsgemäß mit der Zeit zu einem wirklich fiesen Mobbing-Gebaren führen.

Eine Leserin erzählt ihre Geschichte

Auch unsere Leserin Marianne (Name geändert) war vor Jahren (in ihrer damaligen Funktion als Marketingfachfrau) mit Mobbing konfrontiert und schildert ihren persönlichen Fall so:

„Ich arbeitete für einen erfolgreichen Ausstellungsmacher und leitete für diesen ein kleines Marketing-Team. Alles war gut, mir machte die Arbeit Spaß, die Ausstellung lief gut, die Kollegen waren nett – alles passte.

Bis eines Tages eine neue Kollegin eingestellt wurde, die alles durcheinanderwirbelte. Ich war  bis dato durch meinen Posten sehr angesehen und hatte wohl auch den meisten Kontakt mit Geschäftspartnern, Journalisten, Besuchern und Kooperationspartnern, was mich wohl (aus Neid?) in den Fokus der Neuen geraten ließ.

Sie mobbte mich irgendwann.

Anfangs habe ich das gar nicht so mitbekommen, merkte nur, dass eine Kollegin, mit der ich bis dahin sehr gut klar kam, viel mit der neu eingestellten Frau zusammen war und die beiden  mich irgendwie ständig auf dem Kieker hatten. Meine Arbeitsabläufe, die bis dahin niemanden gestört haben, gerieten auf einmal ins Visier und die beiden kritisierten ständig an mir herum.

Das Perfide am Mobbing ist ja, dass die mobbenden Personen es schaffen, ganz normales Agieren am Arbeitsplatz so darzustellen, als agiere man falsch. Zumindest war das in meinem Fall so. Und es wurde immer schlimmer. Zum Schluss stellte ich selbst schon ganz normale Arbeitsschritte bei mir infrage und bekam in manchen Situationen Zittern und Herzrasen. Denn es kommt ja noch hinzu, dass man durch den Druck, den man in einer solchen unsäglichen Situation ausgesetzt ist, dann tatsächlich Fehler macht.

Zumindest ging mir das so und das war dann natürlich ein gefundenes Fressen für die beiden mobbenden Kolleginnen. Hinzu kam noch – vielleicht eine Besonderheit in meinem Fall – dass die Leute aus meinem Team (zwei Assistentinnen) nahezu in „Sippenhaft“ genommen und ebenfalls gemobbt wurden.

Die Situation war irgendwann unerträglich, ich bekam schon Schweißausbrüche und Durchfall, wenn ich abends oder am Morgen nur an den bevorstehenden Arbeitstag dachte.

Wo ich zuvor noch unbefangen und rhetorisch einwandfrei mit Projektpartnern innerhalb meiner Zuständigkeit kommunizierte, agierte ich auf einmal hölzern und ungelenk, immer darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. Denn – das Schlimme war auch: die beiden Kolleginnen, die so fies drauf waren, waren irgendwie auch immer wie ein Schatten in meiner Nähe. Vor allem dann, wenn ich Kunden oder Kooperationspartner empfing. Ich wurde tierisch unsicher, es wurde unerträglich.

Ich versuchte damals noch mit meinem Arbeitgeber, dem Künstler, zu sprechen, aber wirklich gebracht hat das nichts. Das Ende vom Lied war, dass ich kündigte und meinen Arbeitsplatz wechselte. Eine andere Lösung war nicht zu finden.“

Der Ausgang des Falls unserer Leserin steht exemplarisch für viele Mobbing-Fälle landauf-landab: es endet oft damit, dass die Gemobbten gehen. Weil es keine andere Lösung gibt.

Arbeitsplatzwechsel gelingt nicht immer

Allerdings dürfte ein Arbeitsplatzwechsel nicht immer gelingen, im Gegenteil: heutzutage ist es für die meisten Arbeitnehmer schon schwierig genug, einen passenden Arbeitsplatz zu finden, ganz zu schweigen von alleinerziehenden Frauen, die oftmals auf gewisse Faktoren, die der aktuelle Job mit sich bringt, angewiesen sind (beispielsweise ein kurzer Weg auf die Arbeit).

Insofern kann die Lösung des Arbeitsplatzwechsels nicht als Nonplusultra-Lösung empfunden werden.

Was aber tun?

Ganz wichtig: zunächst sollte die Situation mit Vertrauten besprochen werden, sei es in der Familie oder mit der besten Freundin. Dann sollte kein Mobbing-Opfer sich scheuen, ihre(n) Vorgesetzten über die vergiftete  Arbeitsatmosphäre zu informieren.

Gespräche mit Außenstehenden sind wichtig

Greift das nicht oder ist – wie im obigen Fall – der Boss höchstselbst der Mobbende, sollten (in größeren Unternehmen) der Betriebsrat oder/und die Frauen-, Personal-, oder Gleichstellungsbeauftragte vertraulich konsultiert werden.

Oft können im Gespräch mit eher außenstehenden Personen adäquate Lösungen durchgesprochen und in Angriff genommen werden.

Handelt es sich um ein kleines Unternehmen, in dem es solche Ansprechpartner nicht gibt, sollte man im Internet recherchieren, welche Anlaufstellen es in der eigenen Region oder überregional gibt.

Verschiedene Anlaufstellen in Sachen Mobbing

Eine seriöse Adresse ist zum Beispiel das Gewalttelefon für Frauen (ja, Mobbing läuft auch unter Gewalt – psychischer Natur!) – der Link hierzu lautet:

https://www.hilfetelefon.de/gewalt-gegen-frauen/mobbing.html

Selbstverständlich gibt es unzählige, weitere Links in Sachen Hilfe bei Mobbing im Web, aber darunter leider auch fragwürdige Adressen, die eher auf sofortige, kostenpflichtige Angebote hinweisen.

Ein weiterer seriöser Link (von der Krankenkasse BARMER) sei noch ergänzend aufgeführt:  https://www.barmer.de/gesundheit/gesundheit/psychische-gesundheit/hilfe-bei-mobbing-26240

Ansonsten ist Mobbing-Opfern zu raten, zunächst intensiv auf ihr Bauchgefühl zu hören. Signalisiert dieses, dass ein weiterer Verbleib in dem Unternehmen sinnlos ist, sollte man sich ernsthaft mit dem Gedanken auseinandersetzen, sich auf die Suche nach einer neuen Stelle zu begeben.

Auch wenn es für den einen oder anderen dann doch andere Lösungen gibt: ein Arbeitsplatzwechsel ist häufig die absolut richtige Entscheidung und kann durchaus bewirken, dass man (FRAU) von heute auf morgen ein neuer Mensch ist.

Auf das Bauchgefühl hören!

Insofern:

gehen Sie in sich, beraten Sie sich mit nahestehenden Menschen, suchen Sie externe Hilfe und setzen Sie auf eines ganz fest: ihr persönliches Bauchgefühl!

Bildnachweis: pexels.com

 

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