Ein Gastbeitrag von Kathalena.

„Nanu, was ist denn das – hier kommt ja richtig Schwung in die Sache?“ dachte ich mir vor einigen Monaten, als in dem erschlossenen Neubaugebiet im Dorf nebenan auf einmal rege Bautätigkeiten zu verzeichnen waren.

Ich kam da jeden Tag zweimal dran vorbei, einmal morgens, wenn ich mein Kind in den Kindergarten schaffte und einmal nachmittags, wenn ich es holte. Obgleich das Gebiet schon lange für neue Häuser vorgehalten wurde, tat sich da lange gar nichts – einzig ein einsames, neues Haus stand dort. So ging das mehrere Jahre lang.

Vorher Großstadt jetzt Genuss auf dem Land

Ich selbst bin auch erst vor fünf Jahren mit meiner Familie (Partner, Oma und Kind) aufs Land gezogen und hatte vorher in der Großstadt gewohnt. Obwohl ich mir nie vorstellen konnte, in den dörflichen Raum zu ziehen, möchte ich diese ländliche Umgebung heute nicht mehr missen!

Seinerzeit aber war das eher aus der Not heraus geboren – mein Vater war pflegebedürftig und einen Kindergartenplatz gab es nicht mal gegen Bestechung (wir waren in unserer Verzweiflung schon so weit, ein kostspieliges Spielgerät für den Kindergarten unserer Wahl zu spenden, aber kein Weg führte ran…).

Rar waren auch preiswerte und komfortable Wohnungen, mit denen wir uns schon zwangsläufig haben beschäftigen müssen, weil der Nachwuchs ja nicht ewig ohne eigenes Zimmer sein kann.

Nun ja – irgendwann sprach so gut wie nichts mehr für die Stadt, nur noch dagegen. Dann der Glücksgriff mit dem Haus, das wir erwarben, massenhaft verfügbare Kindergartenplätze und – schwuppdiwupp – auf einmal war ich doch tatsächlich ein „Landei“. Ist natürlich liebevoll gemeint! Denn: nie lebte ich ruhiger, stressfreier und so nah ran an der Natur.

Landflucht? Wo?

Auch wenn mein Blick in die regionalen und überregionalen Zeitungen andere Informationen registrierte – dort war nämlich von Landflucht die Rede. Angeblich wollten alle (wieder) in die Stadt.

Aber in den letzten Jahren veränderte sich dennoch etwas: Kindergartenplätze waren nach wie vor ein Lottogewinn in vielen Städten, die Kriminalität stieg immens an und Immobilien im ländlichen Raum waren – zumindest hier, in der mitteldeutschen Region –, noch günstig zu bekommen bzw. waren niedrige Bauzinsen verfügbar.

Und auf einmal sah man sie eben dann überall:

die Häuslebauer, die schon das Trampolin und das Planschbecken im noch nicht hergerichteten Garten stehen hatten, obwohl noch nicht mal der Putz am Haus dran war. Offenbar war es vielen Familien wichtig, recht rasch rauszukommen aus der Stadt.

Die weiteren Häuser, die man auf dem einst so verlassenen Baugebiet, das ich eingangs erwähnte, setzte, wurden mehr und mehr, nun schrieben auch die hiesigen Zeitungen von einem Bauboom im ländlichen Raum.

Familien zieht es aufs Land

So wie wir auch scheinen eben doch sehr viele Familien die Vorteile dies dörflichen Lebens zu schätzen: mehr Ruhe, mehr Gelassenheit, die Gewissheit, dass keine Drogendealer sich ins kleine Dörfchen verirren, dass die Kinder noch ein Stück weit unbefangener aufwachsen und die herrliche Entspanntheit, früh auch mal im Nachtgewand in den eigenen Garten treten und umgeben von frischer Natur bei schönem Wetter frühstücken zu können.

Zumindest sind all das die Dinge, wofür wir unser „neues“ Landleben lieben!

In die Stadt kommen wir mittlerweile nur noch einmal die Woche – was aber an unseren Berufen liegt, die wir von daheim aus ausüben können. Die meisten Leute – klar! – pendeln vom Land in die Stadt.

Aber trotz dieser werktäglichen Zeitinvestition dürfte es für Menschen, die froh sind, den hektischen Zuständen in der Stadt den Rücken kehren zu können, die reinste Wohltat sein, nach Feierabend die eigene Scholle anzusteuern.

Was die Zeitungen aktuell schreiben? Nun – für die ersten Dörfer gibt es schon einen Stopp in Sachen Bau von Einfamilienhäusern oder/und Erschließung von Neubaugebieten. Es boomt zu sehr.

Und – zu dicht bebaut soll ja nun der ländliche Raum nicht werden! Deshalb wird schon mancherorts in den Dörfern bautechnisch reguliert. Was aber Sinn macht. Für mich jedenfalls. Und für meine Familie auch. Mittlerweile kann es uns nämlich gar nicht ländlich genug sein!

Bildnachweis: pexels.com

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