„Vater mit seinem Kind in der Badewanne – geht er zu weit?“, „Hier küsst eine Mutter ihr Kind auf den Mund“ oder auch “Diese Dinge solltest Du in der Kindererziehung vermeiden“ – das Web ist voll mit Tipps von selbsternannten Experten, Journalisten, Usern und wirklichen Koryphäen.

Kindererziehung ist – neben Liebe, Sex und Promiklatsch – eines der am häufigsten thematisierten Themen im Netz, entsprechend absurd sind deshalb auch viele „Ratschläge“ zu diesem Thema.

Es ist hier ein bisschen wie mit Diäten und Zwischenmenschlichem:

so richtig Neues ist kaum mehr zu berichten, aber um die Debatte digital am Laufen zu halten, muss immer wieder was Neues her oder Altbewährtes als vermeintlich neue Information hochgepusht werden.

Dabei wirkt vieles bizarr – so wie die oben erwähnte Thematik á la „Vater mit Kind in Badewanne“ oder eben der Mutterkuss auf den Mund des Kindes. Selbstverständlichkeiten werden hier – aufgrund der Gier nach immer neuen Inhalten – zu Skandalen aufgebaut – und die Userschar – natürlich! – sie springt sofort darauf an.

Am besten wäre es wohl, solche absurden Artikel links liegen und unkommentiert zu lassen, aber das ist dem Großteil der Netzgemeinde, wie die Nutzer von Facebook, Twitter & Co.  zumeist genannt werden, kaum möglich.

Und so werden ganz normale Dinge zu etwas Unmöglichem hochstilisiert, zu Dingen, die „man nicht macht“. Einfach nur, weil sich das irgendwer ausgedacht und eben ins Netz gestellt hat. Meist noch garniert mit an und für sich unhaltbaren Behauptungen á la „Das Web ist geschockt über diese Bilder“ oder „Empörung im Netz über dieses Verhalten“. Gern genommen wird auch: „Dieses Thema spaltet die Netzgemeinde“.

Absolut absurd!

Zumal die vermeintliche Empörung, der Schock oder die angebliche Spaltung – wenn überhaupt – nur die Redakteure betrifft, die solcherlei Unsinn veröffentlichen und verbreiten. Die eine Redaktion kocht es als Skandal hoch, die andere hält dagegen – schon ist das für die Verantwortlichen eben „das Web“!

Dieser Tage kreiselte wieder so ein unsäglicher Artikel durchs Internet, garniert mit der eigentlich schon abgedroschenen Überschrift „Zehn Dinge, die…..“. Eine solche Einleitung ist oft zu lesen, aus gutem Grund: sie lässt sich auf alles anwenden. Auf Liebe, Sex, Partnerschaft, Business und natürlich auch auf die Kindererziehung.

Beiträge dieser Art heißen „Listicles“ – eine Zusammensetzung aus Artikel und Liste. Zumeist ist das aber nichts weiter als eine skurrile Aneinanderreihung von Behauptungen, die sich oft gar nicht belegen lassen. „Tun sie dies nicht – tun sie jenes besser“! Na klar! Kein Wunder, dass diese wichtigtuerischen Beiträge auch vor dem Thema Kinder nicht Halt machen – mit Inhalten, die oftmals an Absurditäten echt nicht zu überbieten sind!

In der erwähnten, aktuellen Liste wurde beispielsweise behauptet, dass man in der Kindererziehung Drohungen vermeiden solle, im Stile von „wenn Du jetzt nicht, dann…!“ oder „Ich zähle bis drei…!“. Diese zwei Ansagen kennt sicher jeder aus seiner Kindheit, sie haben einem weder geschadet, noch haben die Mütter oder Väter damit grobe Erziehungsfehler gemacht.

Insofern bleibt für Artikel dieser Art oft nur ein Kopfschütteln, was sich meist auch im Tenor der geposteten Kommentare feststellen lässt.

Viele Mütter und Väter äußern sich denn auch dergestalt, dass sie diese fast schon kriminalisierten Erziehungsstile sehr wohl anwenden („Wenn Du jetzt nicht Dein Zimmer aufräumst, dann kommt die Playmobil-Kiste erst mal weg!“) und diese Art Erziehung auch von ihren eigenen Eltern kennen.

Obwohl fast immer ein Großteil der Kommentatoren mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet ist und zu solchen bizarren Belehrungen den entsprechenden Konter gibt, so tauchen doch stets im großen Stil die Besserwisser auf – die Belehrenden und Arroganten, die von oben herab mit dem Zeigefinger Drohenden. Zumeist sind das Blogger oder Leute, die fragwürdige E-Books zu dem Thema herausgeben, nicht selten auch Redakteure, die ihre Argumente in entsprechende Beiträge verpacken.

Und dann heißt es eben: „Das Netz“. Dabei sind es weniger die User, sondern die beruflich und professionell Aktiven, die dann davon faseln, dass angeblich das gesamte Internet über dies oder jenes empört oder gespalten ist.

Wer klar denken kann, weiß: das ist meist alles heiße Luft und wo heute ein Trend oder eine Studie gehypt wird, kann es morgen schon so sein, dass das Gegenteil davon als große Neuigkeit die digitale Runde macht.

Deshalb gilt – vor allem bei Thema Kindererziehung: bloß nicht verrückt machen lassen und weiterhin so agieren, wie man es für richtig hält (im Rahmen des Normalen natürlich!).

Dazu gehört auch das berühmte „Ich zähle bis drei und dann…“ (räumst Du auf/wäscht Du Dir die Hände/gehst Du wieder ins Bett, und so weiter und so fort…).

Diese Erziehungsmethode hat wohl noch keinem Kind geschadet. Viel schlimmer muten dagegen die hippi-artigen „Erziehungs“Methoden DER Mütter an, die diese oben aufgeführten – jahrelang bewährten –  Regeln nicht gelten lassen (wollen) und womöglich ihre meist fragwürdigen Methoden als Nonplusultra eingeordnet haben wollen – Stichwort: „Unerzogen leben“.

Darauf können wohl die meisten Mütter (und Väter) verzichten und das ist auch gut so. Deshalb: lassen Sie sich niemals von DEM verunsichern, was „das Web“ gerade feiert oder zum Skandal hochpusht! Was zählt, ist immer noch der gesunde Menschenverstand. Und das analoge Leben.

Ein Hoch darauf!

Bildnachweis: pexels.com

 

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