“Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer”.

Diese Zeilen, die ein – wenn auch etwas sperriges – Gedicht darstellen, sind Stein des Anstoßes an der Berliner Alice Salomon Hochschule.

Sie prangen dort – laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins SPIEGEL – seit sechs Jahren an der Hauswand und stammen von dem  Schweizer Lyrikers Eugen Gomringer.

ASTA sieht in lyrischem Werk Sexismus

Laut dem Magazin soll sich nun aber der Allgemeine Studentenrat (ASTA) der Berliner Hochschule an dem lyrischen Werk, das den Namen „avenidas“ trägt, stoßen und in diesen Zeilen Sexismus ausgemacht haben.

Das krude Statement des Studentenrates dazu lautet so, Zitat aus dem SPIEGEL:

“Ein Mann, der auf die Straßen schaut und Blumen und Frauen bewundert. Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren”, kritisierten die Studierendenvertreter. “Es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind.” Sie forderten, das Gedicht, das aus dem Jahr 1951 stammt, zu übermalen.“

Was soll man zu so einer Verblendung noch sagen? Es fehlen einem die Worte! Doch damit nicht genug: in diesen absurden Zeiten sind diese abwegigen Wünsche den Verantwortlichen natürlich sofort Befehl und nun soll dieses Gedicht tatsächlich im kommenden Herbst entfernt werden.

Verfasser kritisiert dieses Agieren

Das ruft natürlich den Verfasser der Zeilen auf den Plan, denn der Dichter ist – logischerweise – mit diesem absurden Unterfangen nicht einverstanden und kritisiert dieses Agieren scharf.

Dazu finden sich im SPIEGEL folgende Worte:

„Gomringer selbst kritisierte die geplante Übermalung seines Gedichts scharf.  „Das ist ein Eingriff in die Freiheit von Kunst und Poesie”, sagte der 93-Jährige am Dienstag der dpa. Er behalte sich rechtliche Schritte vor. Es gehe den Verantwortlichen, so Gomringer, um die Entfernung eines “nicht weichgespülten Gedichts” im Sinne einer falsch verstandenen Political Correctness. Der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, sagte der dpa: “Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass eine Hochschule, die selbst Nutznießer der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit ist, dieses Recht dermaßen mit Füßen tritt.”

Und weiter heißt es in dem Nachrichtenmagazin:

„Auch Die Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland und der Kulturrat warnten vor Zensur.“

Der Dichter selbst, Gomringer, zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur. Er steht für die Konkrete Poesie, die weniger mit dem Inhalt der Sprache zu tun hat, sondern bei der es mehr darum geht, Wörter anschaulich aneinanderzureihen.

Bizarres Spektakel mal wieder verblendeter Aktionismus

Dieses bizarre Spektakel, das sich einreiht in eine endlose Reihe ideologisch-verblendeten Aktionismus, wirft allerdings noch ganz andere Fragen auf.

Zum Beispiel die, ob nun jedes Gedicht, jede Novelle oder jede Erzählung in der deutschsprachigen Lyrik, Poesie und Literatur, die vom Inhalt her mit männlicher Bewunderung oder Lobpreisung des Weiblichen zu tun hat, aus den Gedichtbänden, den Büchern oder Erzählbänden getilgt oder umgeschrieben werden soll?

Die eigentliche Tragik aber besteht darin, dass diese Hochschule in Berlin, an der nun unverblümt Zensur an einem ganz harmlosen Gedicht geübt wird, die deutschlandweit größte staatliche Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung ist, an der fast 4000 Studenten eingeschrieben sind.

Mit welcher Verblendung diese Menschen (oder zumindest die, die diesen Irrsinn verzapft haben – es werden ja sicher nicht alle jungen Leute an dieser Hochschule so drauf sein!) einmal in ihr Berufsleben starten, muss nicht mehr gesondert erwähnt werden.

Das Schlimme ist nur, dass sie später das ideologische Gift in die Köpfe derer tragen werden, denen sie einmal vorstehen.

Bildnachweis: pexels.com 
    

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