Gesundheitskosten, Pflege, hohe Zuzahlungen für Rezepte oder medizinische Hilfsmittel und die vielen Ablehnungen der Krankenkassen für dringend benötigte Leistungen – das Thema Gesundheit steht aktuell hoch im Kurs. Debatten ohne Ende, es mischen vom Experten bis zum Schwätzer irgendwie alle mit.

Ein Thema aber rückt so gut wie  nie in den Fokus der aktuellen Debatte über das Gesundheitssystem in Deutschland, in dem man schnell auch mal über eine „Zwei-Klassen-Medizin” spricht.

Nämlich die Problematik derer, die – einst mit einem guten Verdienst gesegnet – ihre Beiträge für die private Krankenversicherung nicht mehr aufbringen können.

Dazu brachte das Magazin SPIEGEL in seiner Ausgabe 12 / 2018 einen ausführlichen Bericht. Der hatte es in sich und beginnt so:

„Abends, wenn es dunkel wird, fühlt Bodo Brock sich vom Licht der Laternen und Autoscheinwerfer geblendet. Tagsüber sieht er die Welt nur noch wie durch dichten Nebel. Der 65-Jährige leidet unter dem grauen Star. Ohne eine Operation droht er irgendwann zu erblinden. Sein Augenarzt hat dringend zu dem Eingriff geraten. 

Doch seit Monaten liegt Bodo Brock mit seiner privaten Krankenversicherung im Streit. Es geht dabei nicht nur um Geld, sondern inzwischen um etwas sehr viel Wesentlicheres: sein Augenlicht. 

Mitte Dezember bittet Brock die Central Versicherung “um Zusage der Kostenübernahme” für die Operation, wie er in seinem Antrag schreibt. Doch die Sachbearbeiter verweigern ein Okay. Am Telefon teilt die Central Brock Anfang Februar mit, als Kunde im sogenannten Notlagentarif habe er keinen Anspruch auf den Eingriff. Auch ein beschwörender Anruf der Augenklinik hilft nicht weiter.

Auf Nachfrage erklärt die Versicherung, sie verstehe, “dass Herr Brock aufgrund seiner Augenerkrankung besorgt ist”. Diese sei jedoch “nicht akut, sondern ein sukzessiver Prozess, der nicht lebensbedrohlich ist”. Daher sei eine Erstattung der OP-Kosten ausgeschlossen. Brocks Bürde ist, dass er sich die private Krankenversicherung wegen seines kleinen Einkommens nicht mehr leisten kann – und sie doch nicht einfach verlassen darf. 

Wer wie Brock in den Notlagentarif abrutscht, befindet sich ganz unten in einem Gesundheitssystem, das sich rühmt, eines der besten der Welt zu sein. Rund 103.000 Privatversicherte stecken hier fest, zum Beispiel ältere Selbstständige, weil sie die Beiträge zu ihrer Assekuranz nicht mehr stemmen können. Im Monat zahlen sie nur einen Mindestbeitrag von bis zu hundert Euro, bis sie ihre Schulden bei der Versicherung abgestottert haben.“ 

Wer Selbständige in seinem Freundes-, Kollegen- oder Bekanntenkreis hat, der kennt garantiert mindestens einen Fall, wo der- oder diejenige sich die private Krankenversicherung nicht mehr leisten kann.

Eine schlimme Situation – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, was Private Krankenversicherer für ihre Versicherten, die sich die Beiträge nicht mehr leisten können, tun. Oder besser gesagt: nicht tun.

Denn die Versorgung der Menschen, die in dem, im Zitat erwähnten, Notlagentarif festhängen, schrumpft in einer solchen Situation auf das Minimum.

Das heißt im Klartext: der Arztbesuch wird nur bei akuten Beschwerden bezahlt! Physiotheratpie, Zahnersatz, Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen sind für diese Menschen – laut SPIEGEL – gleich mal gar nicht vorgesehen. Eigentlich eine Unfassbarkeit!

Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass es (laut Statistikern) um die 80 000 Privatpatienten sein sollen, die – weil sie eben aus den teuren Normalverträgen ihrer Privatkasse nicht rauskommen – in den Sozialtarifen ihrer jeweiligen Kasse festhängen.

Zu den finanziellen Belastungen kommt für viele von ihnen noch die große Belastung der Auseinandersetzungen mit unwilligen Ärzten und ihren Versicherungen hinzu.

Unsäglich!

Was sagt die aktuelle Politik dazu, die sich doch auf die Fahnen geschrieben hat, in Sachen Gesundheit einen gerechteren Wind wehen zu lassen?

Laut SPIEGEL spielen die überforderten Privatpatienten in der Debatte der Politik so gut wie keine Rolle. Das ist kaum fassbar! Denn: zu der viel thematisierten „Zwei-Klassen-Medizin” ist definitv auch die „Drittklassen-Medizin” ein Thema. Zumindest bei den Betroffenen. Im Kosmos der angeblichen Volksvertreter wohl eher nicht…!

Dabei sind die Menschen, die sich die horrenden monatlichen Privatkrankenkassen-Beiträge nicht mehr leisten können, ganz, ganz unten in Sachen Gesundheitsversorgung angesiedelt.

Schon allein, wie der Behandlungsausweis der Versicherten im Notlagentarif (der sich „Basistarif“ nennt) ausschaut, ist nicht gerade als würdig zu bezeichnen, denn: es handelt sich um ein simples DIN-A-4-Blatt.

Wer das über den Rezeptionstresen beim Arzt schiebt, wird – laut Aussage von Betroffenen gegenüber dem SPIEGEL – nicht selten schon von der Empfangsdame schief angeschaut! In vielen Praxen sind die so Versicherten sogar richtig ungern gesehen. Die Arzt-Suche wird so zur Tourtour, vor allem soll das für die Zahnarzt-Suche gelten.

Im SPIEGEL liest man von einem Rentner, der in diesem unwürdigen Tarif festhängt und seine Situation bereits per Brief Politikern von CDU und SPD geschildert hat.

Geschehen ist bislang – nichts. Und so wird wohl die Situation dieser so schmal Versicherten auch weiterhin derart unerträglich bleiben.

Dass das so ist, liegt auch an den Gebührenordnungen der Ärzte. Bei normalen Privatpatienten können Mediziner ihre Honorare erhöhen und ihre Leistungen mit dem 2,3- oder 3,5-fachen Satz der geltenden Gebührenordnung abrechnen.

Bei den Patienten, die sich im Basistarif der Privaten befinden, dürfen sie nur niedrigere Sätze ansetzen. Die Konsequenz ist, dass die so spärlich Versicherten mit langen Wartezeiten abgewimmelt werden, weil man sie sich schlichtweg vom Halse halten möchte. Oder – und das ist ebenfalls schlimm! – manche Ärzte behandeln die Basistarifler nur gegen ein höheres Honorar.

Das wiederum hat oft Streit zwischen dem Versicherten und der jeweiligen Privatkrankenkasse zur Folge.  Gehen solche Streits vor Gericht, dürfte klar sein, wer finanziell den längeren Atem und somit wohl auch die besseren Karten hat! Ein Wahnsinn, der aber bei den Politikern aktuell eher nicht auf dem Schirm ist.

Wie vieles andere auch nicht.

Aber – Momentchen mal…. –  kann es vielleicht ja sein, dass die Leute ihre Probleme womöglich anders wahrnehmen, als sie es tatsächlich sind?

Schaltet man abends den Fernseher ein und landet bei einem der unsäglichen Talk-Stuhlkreise, sieht man dort nicht selten Politiker (aktuelle und abgehalfterte) sitzen, die genau das von sich geben. Und das bei so gut wie jedem brennenden, politischen Thema.

Insofern sollten vielleicht die Leute, die die geschilderten Probleme mit teuren Monatsbeiträgen zur Privatkrankenkasse haben, vielleicht noch mal in sich gehen. Eventuell merken sie dann, dass vielleicht das aktuelle gesundheitliche Problem nur Einbildung und ein Arztbesuch ja gar nicht vonnöten ist?

Bildnachweis: pexels.com

 

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