Einer betreibt einen Bauernhof, einer ist gerade von der Arbeitslosigkeit in einen Job als Krankenfahrer gerutscht und einer lebt im Wohnwagen und bietet Ausritte zu Pferd an: die Singlemänner aus Ostdeutschland, die gestern in der ZDF-Doku „37°“ – „Sag mir, wo die Frauen sind“ gezeigt wurden, könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, doch haben sie eines gemeinsam: sie sind Single. Und Ostdeutsche. Und auf dem Land lebend.

Die Sendung 37° legte den Fokus auf die vermeintlich wenigen Chancen, die Singlemänner aus Ostdeutschland auf dem Land haben.

Ein bisschen hatte man auch das Gefühl, die drei Typen – durchaus sympathisch und zwei davon eigentlich recht attraktiv – sollten mal wieder für Beispiele des „abgehängt-seins“ aus dem Osten herhalten. Nicht vom wirtschaftlichen Faktor aus gesehen, sondern vom Standort her. Dem guten alten Dorf, dem angeblich fast überall die Frauen fehlen.

Dass dies in manchen ostdeutschen Regionen so ist und die Partnersuche sich sicher in nicht wenigen Dörfern schwer gestaltet, ist klar.

Aber das die ländliche ostdeutsche Region für Frauen, die einen Partner suchen, nun sooo unattraktiv ist, wie es in der Doku dargestellt wurde, ist übertrieben.

Porträtiert wurden ein junger Biobauer aus dem Erzgebirge, ein Pferdezüchter auf der Insel Usedom und ein Mann aus Leuna, dessen Herz für Oldtimer und die dazugehörigen Ersatzteile schlägt.

Alle sind sie Single und wünschen sich eine Partnerin. Doch das gestaltet sich sowohl für den Jungbauern Stefan mit seinem Hof im tiefsten Sachsen, als auch für Pferdezüchter Olaf und Oldtimer-Fan und Krankenfahrer Uwe (im Bild) schwer. Alle Protagonisten erzählten in der Doku über ihre Situation und diverse Versuche, eine Frau zu finden.

Allerdings wurde – so hatte man den Eindruck – das Singledasein dieser drei Männer ein wenig zu sehr auf das Landleben geschoben.

Wie so oft kam seitens der Macher die ländliche Region nicht gut weg. Man hatte über Strecken einmal mehr den Eindruck, dass die Sendung mal wieder von hippen Großstädtern gemacht wurde, die die Landbewohner mehr oder weniger (insgeheim) belächeln. Absurd erschien es da auch, dass das Kamerateam Bauer Stefan zu einem Termin in Berlin begleitete und dort einige Szenen einfing, die die für die Hauptstadt so typischen Straßenzüge zeigten: heruntergekommen, versifft, graffiti-verschmiert.

Ausgerechnet dieses verwahrlost wirkende Umfeld pries die Frau aus dem Off bezüglich Stefans Partnersuche als einen Ort zum Leute kennenlernen an. Wer die Sendung von Anfang an verfolgt hat, konnte sich schon denken, dass der junge Sachse wohl eher alleine bliebe, als an diesem schon fast asozialen Ort auf Brautschau zu gehen.

Seine Meinung dazu äußerte er auch prompt und sagte, dass er die Leute in diesem Stadtteil  als „traurig und gestresst“ wahrnimmt.

Somit stand er wohl stellvertretend für ganz viele Sachsen, die sich in ihren Gefilden tausendmal wohler fühlen als in der fast zum Shithole verkommenen Hauptstadt.

Aber auch bei den anderen beiden porträtierten Singlemännern, Uwe aus Leuna und Olaf aus Usedom, ist es schwer vorstellbar, dass sie aus ihren jeweiligen Regionen je weg ziehen werden. Sie sind – ganz normal – einfach mit ihrer Heimat stark verbunden und müssen nun die schwierige Suche nach einer Frau meistern, so gut es eben geht.

Dass nun sooo wenige Frauen aufs Land wollen, steht auch zu bezweifeln. Im Film wurde aus dem Off auf fehlende Anbindungen öffentlicher Verkehrsmittel vom Land auf die Stadt und solche Dinge hingewiesen – als wenn das ein Grund wäre, dass jemand die ländliche Region links liegen lässt! Immerhin haben heute unzählige Menschen einen eigenen fahrbaren Untersatz.

Und: ebenso zieht es aktuell eine Menge Leute aufs Land – manche bevorzugen sogar die abgeschiedenen Regionen!

Insofern: es gibt eben immer auch eine andere Seite der Medaille und ob es sinnvoll ist, das Landleben – wenn auch subtil und nicht so offensichtlich, so wie in der Doku – immer wieder schlecht zu machen, ist fraglich.

Zumal sich die Partnersuche in der Großstadt bei weitem nicht besser gestaltet. Auch ein Überangebot kann in Sachen Dates und Flirts problematisch sein, was man ja an vielen wechselnden und auch zerbrechenden Beziehungen von Großstädtern sehen kann.

Hier wie dort gilt einfach nur der simple Spruch: es gibt für jeden Topf einen Deckel, man(n) muss ihn nur finden!

Wer sich die Doku anschauen mag: bis zum 20.08.19 ist sie in der ZDFmediathek verfügbar.

Bildnachweise:

Pexels (Startbild / Symbolbild) und ZDF/Thomas Henk Henkel (Bild im Beitrag)

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Singlemänner Ost – kauzige Dorf-Typen ohne Chancen?“

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