Die „neue“ Beziehungsunfähigkeit. Sie grassiert schon eine ganze Weile und beschäftigt mittlerweile Heerschaaren von Experten (selbsternannte und echte), Beziehungscoaches (auch hier mischen alle mit – die, die sich dafür halten und die, die es sind) sowie unzählige (Hobby)Autoren und Blogger.
Das auf dem Singleparkett so unbeliebte Zaudern und Zögern hat mittlerweile so extreme Ausmaße angenommen, dass das ewige „Nicht-Zueinander-Kommen“ seit neuestem auch Magazine wie den SPIEGEL beschäftigt.
Vielleicht kommen aber auch etablierte Medien und Experten am Thema deshalb nicht mehr vorbei, weil spätestens seit Tinder klar ist, was sich auf dem Dating-Markt abspielt.
Online-Dating – Unverbindlichkeit von Anfang an
Klar – einen Ticken unverbindlicher gings in Online-Singlebörsen immer schon zu, aber die Sitten beim virtuellen Kennenlernen waren längst nicht so verroht, wie heute – damals, als Modems noch knarzend den Weg ins Web ebneten. Schon zu dieser Zeit waren die ersten Datingportale am Start und konnten sich über mangelnden Zuspruch alleinstehender Menschen nicht beklagen.
Das ist bis heute so.
Nur, dass die ersten Singlebörsen von damals eine unüberschaubare Konkurrenz bekommen haben. Es gibt tausende Datingbörsen im Internet, darunter viele spezielle Portale, für alle möglichen Vorlieben und Interessen.
Es gibt sie, weil es auch immer mehr Singles gibt. Laut einem Bericht des SPIEGEL, Ausgabe Nr. 43/2016, ist die Zahl der Singles in den vergangenen 20 Jahren um 50 Prozent gestiegen. Das geht, laut dem Magazin, aus einer Auswertung des Heidelberger Soziologen Jan Eckhard hervor. Herrn Eckhardts Quelle ist das“Sozio-oekonomische Panel“, die größte sozialwissenschaftliche Langzeitstudie in Deutschland.
Die Solisten leben – nach Angaben des Statistischen Bundesamts – überdurchschnittlich oft in Großstädten.
Allerdings scheint das – mit dem städtischen Leben einhergehende – abwechslungsreiche Umfeld nicht dazu beizutragen, dass Mann und Frau sich für langfristige Beziehungen finden. Ein fieses Virus scheint stattdessen sein Unwesen zu treiben – sein Name: „Beziehungsunfähigkeit“.
Literatur zum Thema begeistert Tausende Singles
Der Berliner Michael Nast – selbst Single – hat darüber ein Buch geschrieben: „Generation Beziehungsunfähig“. Das Werk feierte riesige Erfolge, wer auf der Facebook-Seite des Autors schmökert, sieht, dass er seine Lesungen in riesigen Sälen – fast schon Hallen – abzuhalten pflegt.
Er hat mit dem Thema einen Nerv getroffen und auch wenn das Publikum, das man auf Nasts Account zu sehen bekommt, fast durchweg die „Generation Y“ abbildet, so trifft das Phänomen der permanenten Zögerlichkeit und Unverbindlichkeit bei der Partnersuche längst nicht nur junge, hippe Singles.
Durch unser Magazin männliche-untreue.de kommen wir ständig mit Frauen in Kontakt, die – zum Beispiel – an Männer gerieten, die meinten, dass da noch „was Besseres“ käme. Eine noch aufregendere Frau, ein weibliches Wesen mit noch mehr Sexiness oder schlichtweg eine attraktivere Lady.
Genau das ist es nämlich, was hinter der ganzen Unverbindlichkeit und dem Zögern in Sachen Kennenlernphase und junger Beziehung steckt (und das Phänomen „beziehungsunfähig“ ausmacht): dass man(n) sich irgendwie immer noch nach was Besserem umschaut oder sehnt.
Weil eben – und da schließt sich der Kreis – eine nie gekannte Auswahl an Menschen da ist, die einen Partner suchen.
Unverbindlichkeit vieler Singles verletzt emotional
Nicht wenigen Leuten verleiht diese Tatsache eine gewisse Unruhe. Selbst dann, wenn sie einen geeigneten Partner gefunden und mit diesem eine frische Beziehung begonnen haben, sehen sie die Suche für sich noch nicht als beendet an und sind weiter heimlich in Singlebörsen unterwegs.
Das alles führt dann zu solch unschönen Dingen wie Liebeskummer, Selbstzweifeln und der berühmten „Warmhalteplatte“.
Liebeskummer haben dann diejenigen, die mitbekommen, dass derjenige, den sie für den Traumpartner gehalten haben, heimlich weiter nach anderen Singles Ausschau hält. Sie sind es auch, die – nach -zig solchen Erlebnissen – irgendwann nur noch aus Selbstzweifeln bestehen und vom Dating die Nase voll haben.
Währenddessen eine eher skrupellose Single-Natur frei nach dem Motto lebt: „erst mal warmhalten und weitersuchen“. Sprich: solche Menschen gehen sehr wohl eine partnerschaftliche Beziehung ein, lassen aber den anderen darüber im Unklaren, dass er nicht derjenige ist, der das ganz große Liebesszenario zum Entfachen bringt.
Diese Unehrlichkeiten verursachen nicht nur das erwähnte Herzeleid, sondern sorgen auch dafür, dass das Internet voll ist von Suchanfragen und Foren-Threads im Stil von „er meldet sich nur selten“, „er ist immer noch in der Singlebörse online“, „er chattet heimlich mit anderen Frauen“, „Parallelkontakte in der Kennenlernphase“ und so weiter und so fort.
Das alles kann dazu führen, dass die Solisten – vor allem die Frauen – erst mal eine Weile alleine bleiben. Viele der weiblichen Singles frustriert die Unverbindlichkeit vieler Singles (im Netz), zu blöd ist es nicht wenigen, sich von Kennenlernphase zu Kennenlernphase zu hangeln.
Dating einstellen und auf Zufall warten kann sich lohnen
Da ist der Verweis auf den „Zufall im echten Leben“ (auf den zu warten sich oft lohnt) gar nicht mal so verkehrt!
Auch die SPIEGEL-Reportage endet mit einem Beispiel, wo eine Singlefrau, die schon so manches in Sachen Dating und Partnersuche durch hat, ihren Partner, per Zufall, im echten Leben, kennenlernt. SPIEGEL-like tut sie das natürlich politisch korrekt, denn: sie lernt den Traumboy bei einer Gegendemo – gegen Regierungskritiker – kennen.
Na denn: da wird dann ja schon nichts schiefgehen in der noch frischen Beziehung! Männer aus diesem Spektrum sind ja, glaubt man den „Medien“, die „Guten“!
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