Ein Mann zieht mit einer Waschmaschine durchs Land und in Berlin gehen sie – kurze Zeit nach den Ereignissen in Köln – „unten ohne“ in die U-Bahn – sind die alle bekloppt? Ein Kommentar von Linda.
Da kuschelt man sich am Wochenende gemütlich in den breiten Ohrensessel, um ein wenig zu schmökern, sich die dicke Sonntagsausgabe der Zeitung zu Gemüte zu führen und dann trifft man auf die Meldung, dass ein Mann über tausend Kilometer zu Fuß zurücklegte. Und dabei eine Waschmaschine vor sich her schob – wohlgemerkt.
Er tat das, indem er dieses Monstrum von Gerät auf einer Sackkarre vor sich her rollte. So wie man(n) es eben zu tun pflegt, wenn man eine Waschmaschine von A nach B karren muss.
Die Frage des ihn Interviewenden in der „Leipziger Volkszeitung“ vom 09./10. Januar 2016, “ob er sein Unterfangen als Kunst betrachte“ verneinte der „Waschmaschinen-Schieber“, dessen Name ich vergessen habe und der `eh nicht von Bedeutung sein dürfte. Wen diese sinnfreie Storie interessiert, der dürfte sowieso bald in aller Ausführlichkeit von diesem bizarren Projekt erfahren, denn der Mann plant – wie soll es auch anders sein?! – ein Buch über seine „Erfahrung“ zu schreiben.
Er schwärmt davon, dass er auf den über Tausend Kilometern, auf denen er sein Gefährt vor sich herschob, „mit vielen interessanten Menschen und deren Geschichten“ in Kontakt gekommen sei.
Dies hätte ihn berührt, so der Tenor seiner Aussagen, in denen er von sehr traurigen und berührenden Geschichten auf seiner „Waschmaschinen-Route“ berichtet.
Als stinknormaler Bürger von „nebenan“ ist man geneigt zu fragen, ob dieser Mann nicht auch vor seiner Haustür auf berührende, traurige und nicht alltägliche Geschichten gestoßen wäre? Vielleicht gibt es ja schon wenige Meter von seinem Zuhause entfernt Menschen, denen er sich sozial-ehrenamtlich hätte widmen können?
Dies hätte sicherlich kein Medienecho hervorgerufen, wie eben der besagte „Waschmaschinen“-Trip, aber ja vielleicht viel mehr genützt?
Die Frage ist sicher so verkehrt nicht, auch erwischt man sich beim Lesen des Interviews dabei, dass man denkt „so ein Bekloppter!“.
Freilich möchte man dem Herrn weder Intelligenz noch weitere gute Eigenschaften absprechen, aber bekloppt erscheint mir persönlich sein Projekt dennoch. Ist so. Mehr noch wenn ich lesen muss, dass die Welt demnächst um ein überflüssiges Buch reicher wird.
„Nur noch Verrückte da draußen“ – wer hat ihn nicht schon gehört, diesen Spruch!?
Oft zweifelt man am Verstand vieler Menschen, ob der Nachrichten, die man über sie oder ihr Tun zur Kenntnis nehmen muss.
Auch bei einer weiteren Nachricht, die am Wochenende veröffentlicht wurde, fragte ich mich, ob die Leute noch alle Tassen im Schrank haben?
Gemeint ist der Flashmob mit dem Hashtag #NPSR , der für „No Pants Subway Ride“ steht, eine Aktion, die ihren Ursprung in den USA hat. Twitter: https://twitter.com/search?q=%23npsr&src=typd
Bei dieser – für mich äußerst fragwürdigen – Aktion fahren Männlein und Weiblein untenherum nur mit Unterwäsche bekleidet U-Bahn. Ich habe zunächst gedacht, dass dies eine Protestaktion im Zusammenhang mit den ungeheuerlichen Ereignissen in Köln sei -Frauenpanorama berichtete hier: https://frauenpanorama.de/uebergriffe-in-koeln-das-laute-schweigen/.
Aber nicht die Bohne! Und das ist das eigentlich Traurige dran!
Nur kurze Zeit also, nachdem – wie nun bekannt wurde – ausländische Täter einheimische Frauen wie Vieh durch das Areal am Kölner Hauptbahnhof zum Jahreswechsel 2015 / 2016 jagten und so manchem Opfer die Kleider bis auf den Slip hinuntergerissen wurden, steigen junge Frauen und Männer in Unterwäsche in U-Bahnen und machen sich da einen Jux draus.
Sinnfrei, verstörend und – ja – fast schon die Opfer verhöhnend!
Wäre dies eigentlich nicht DIE Chance gewesen, gegen die Zustände, wie sie in Köln passierten, medienwirksam ein Zeichen zu setzen?
Dass die ganze Aktion lediglich als Scherz durchgeführt wurde, setzt der ganzen Sache noch den sprichwörtlichen „I“-Punkt auf und lässt einen mit der Frage zurück, ob viele junge Menschen heutzutage ihr Hirn zum gründlichen Nachdenken überhaupt noch nutzen?
Dass die Medien auf diese geschmacklose Aktion auch noch aufspringen, indem sie ausführlich darüber berichten (auch so vermeintlich seriöse Medien wie die „Süddeutsche Zeitung“) macht die Sache nicht besser. Und beweist einmal mehr, dass vieles, was schräg – und oft auch geschmacklos – daher kommt, am liebsten zur Norm erhoben würde.
Natürlich kann man darüber streiten, was die „Norm“ ist, was „normal“ oder „unnormal“.
Und selbstverständlich sieht das jeder Mensch anders. Dass soll er auch.
Aber noch immer darf man ja wohl DAS als mehr oder weniger „normal“ bezeichnen, was der Großteil der Menschen tut, denkt und aufgrund dessen er sein Handeln ausrichtet.
Und hier wage ich mal zu bezweifeln, dass der Großteil der Bevölkerung im Lande es witzig findet, dass nach einem Ereignis, das unser Land bis ins Mark erschütterte und bei dem es hunderte Opfer sexueller Übegriffe gab, -zig Menschen medienwirksam „unten ohne“ in der U-Bahn umherfahren!
Ich finde es widerlich.
Und bemerke einmal mehr den Hang unserer Medien und vielen “Nicht-Nachdenkern”, sowas auch noch mit wohlwollenden Berichten und Zustimmungen bejahend zu flankieren.
Aber das war ja schon nicht anders, als Schmuddel-Autorin Charlotte Roche ihre Ekelerlebnisse und –phantasien zwischen zwei Buchdeckel presste und der Großteil der Medien diese widerlichen Darstellungen frenetisch hochjubelte. Traditionelle Runden freilich zerrissen die Ergüsse!
Aber wen interessieren heutzutage schon Traditionen? Medien gleich gar nicht. Im Gegenteil: oft ist das was, was man ins Lächerliche zieht, ins Spießbürgerliche gar.
Unvergessen ein Artikel im SPIEGEL über die Wanderlust der Deutschen, die gleich wieder ins Dümmliche gezogen wurde.
Fehlt nur noch, dass sowas als „rechts“ beschrieben würde, wie es ja heute nicht selten geschieht, wenn Menschen sich – völlig zu Recht – an alten Traditionen orientieren.
Wie sehr diese mehr und mehr von der Bildfläche zu verschwinden drohen, zeigte auch der Hype um den „Nach“-Babybauch einer Charlotte Würdig (die kein Mensch kennen würde, wenn sie sich nicht als Gattin von Sido mediengeil in Szene setzen würde), dessen Flachheit vor allem Frauenmedien aufs Äußerste bejubelten.
„Wochenbett“ war mal, der „After-Baby-Body“ ist nun das Maß aller Dinge.
So scheint es zumindest, wenn man seine Nase in Offline- und Online-Medien steckt.
Dass aber noch nicht alles verloren ist, diesen Eindruck bekommt man, wenn man – ganz profan – mal einen Blick in sein persönliches Umfeld wirft.
Da ist nämlich (NOCH!) Aufatmen angesagt. Dort würde sich niemand in Unterwäsche aus dem Haus und in den Fokus der Öffentlichkeit begeben und Frauen, die gerade Nachwuchs bekommen haben, kuscheln sich mit dem Baby zuhause ein – Wochenbett-Phase eben. Ganz normal.
Und den gedruckten – ich sags jetzt mal! – „Dünnschiss“ einer Charlotte Roche liest auch kein Mensch, den ich kenne.
Wirkt beruhigend. Irgendwie.
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