Baby
In vielen deutschen Kliniken wird ein nicht zugelassenes Medikament zur Einleitung der Geburt verabreicht.

Ein Medikament, das in Deutschland nicht zugelassen ist, aber trotzdem eingesetzt wird. Tote Babys und eine tote Mutter, die mutmaßlich sterben mussten, weil das nicht zugelassene Medikament zur Geburtseinleitung in Kliniken gegeben wurde: Wer das liest oder hört, wird es nicht fassen können.

Und doch ist es so. Die Fernsehsendung REPORT MÜNCHEN hat in einer Dokumentation am 11. Februar 2020 über diese Ungeheuerlichkeit berichtet, der Film ist unter anderem auf br.de in der Mediathek zu sehen (Verlinkung zum Video am Ende des Artikels).

Doku berichtet ausführlich über Cytotec

Nachfolgend stellen wir Ihnen den Inhalt der Doku zusammengefasst zur Verfügung.

Wie eingangs schon geschrieben, geht es um ein in Deutschland nicht zugelassenes Medikament, das hierzulande in vielen Kliniken zur Geburtseinleitung bei schwangeren Frauen eingesetzt wird. Es heißt Cytotec. Die US-Gesundheitsbehörde warnt wegen gravierenden Nebenwirkungen vor dieser Tablette – und vor dem Tod von Müttern und Kindern, der durch die Einnahme von Cytotec verursacht werden kann.

Das Recherche-Team von REPORT MÜNCHEN erwähnt im Zusammenhang mit diesem Medikament, dass es in deutschen Klinik deshalb verwendet werden könnte, weil es sehr billig ist. Nicht mal ein Euro kostet dieses Medikament, während andere Tabletten im Zusammenhang mit Geburtseinleitungen schon mal im dreistelligen Bereich liegen können.

In der Doku des Recherche-Teams wird eine Mutter vorgestellt, im Film heißt sie Annemarie. Sie will anonym bleiben, da sie prozessiert. Annemarie prozessiert gegen ihre Geburtsklinik, denn ihr Sohn ist schwerbehindert. Sie glaubt, dass das Medikament Cytotec für die Behinderung ihres Sohnes, der die Geburt nur knapp überlebt hat, verantwortlich ist.

Auch in Frankreich warnt Arzneimittelbehörde vor dem Medikament 

In Frankreich haben betroffene Mütter sogar schon eine Petition gegen die Gabe des Medikaments zur Geburtseinleitung gestartet. Im Zusammenhang mit den vielen Unterschriften und den Rückmeldungen von Frauen, die Probleme mit Cytotec hatten, warnt die französische Arzneimittel-Behörde mittlerweile vor Cytotec für Schwangere – einer betroffenen französischen Mutter, die stets hierfür kämpfte, sei Dank!

REPORT MÜNCHEN und der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG liegen – so wird es in der Doku gesagt – Fälle vor, bei denen es zu gravierenden Komplikationen nach der Einnahme von Cytotec kam. Kinder erlitten Gehirnschäden in der Folge der Gabe des Medikaments und es gibt Todesfälle. Die Reporter im Beitrag sprechen von drei toten Babys und einer Mutter, die mutmaßlich an den Folgen einer Plazenta-Ablösung gestorben ist. Auch diese Mutter bekam Cytotec – offenbar in einer zu hohen Dosis.

Prof. Georg Gerstner, Gutachter und Gynäkologe, sagt im Beitrag über Cytotec folgendes:

„Das ist ein hochgefährliches Medikament, das nur unter strengster Kontrolle und von wissender Hand verwendet werden darf“

Cytotec ist eigentlich ein Magen-Medikament und nur zufällig wurde entdeckt, dass es auch wehenfördernd ist. Dass die Tablette für die Geburtseinleitung hierzulande nicht zugelassen ist, macht das Medikament vor dem Hintergrund der besagten Behinderungen und Todesfälle besonders brisant. In der Dokumentation ist von schlimmen Nebenwirkungen die Rede, unter anderem kann der Tod des Fetus und auch ein Geburtsschaden eine Nebenwirkung sein. 

Die Hälfte aller deutschen Geburtskliniken dürften Cytotec verwenden

Dennoch – so ist in der Reportage zu vernehmen – verwendet laut Schätzungen die Hälfte aller deutschen Geburtskliniken Cytotec. Durch das Off Label Use ist das in Deutschland auch ohne Zulassung möglich. In der Dokumentation wird erklärt, dass Ärzte sagen, dass das Medikament effektiv sei und als Tablette einfacher zu verabreichen sei als ein Wehen-Tropf. Allerdings erfährt der fassungslose Zuschauer, dass es auch zugelassene Alternativen zu dem Medikament gibt.  Warum aber nehmen Ärzte dann dennoch Cytotec? Der oben bereits erwähnte Gutachter vermutet hier folgendes: 

„“(…)Weil es billig ist(…)“.

Annemarie, die porträtierte Mutter, bekam Cytotec verabreicht  – mehrfach und zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Nach eigener Aussage befand sie sich eigentlich schon in einer Art Wehentrance. Sie empfand nicht einmal mehr eine Wehenpause. Heute weiß man – so ist es in dem Film zu hören – dass die Frau einen sogenannten “Wehensturm” erlebte. Dieser beeinflusst die Herztöne des Babys negativ – eine Nebenwirkung von Cytotec.

Das Medikament löst oft sehr heftige und langandauernde Wehen aus, wie eine Hebamme –  Professorin Christiane Schwarz von der Universität Lübeck – in dem Bericht erklärt. Sie verweist darauf, dass das auch dazu führen kann, dass das ungeborene Kind vorübergehend mit weniger Sauerstoff versorgt sind. Das spiegelt sich dann bei den Herztönen des Babys im Mutterleib wider.

Beim Ungeborenen der betroffenen Mutter Annemarie waren die Herztöne dann irgendwann ganz weg – sechs lange Minuten! Es kam zum Notkaiserschnitt, nach dem sich dann herausstellte, dass Annemaries Sohn einen schweren Hirnschaden erlitten hat. Der Junge ist heute 8 Jahre alt, trägt noch Windeln und wird niemals ein selbständiges Leben führen können. Annemaries Gutachter argumentieren, dass Cytotec den Wehensturm und damit den Hirnschaden verursacht hat. 

Anwältin hat viele Cytotec-Fälle auf dem Tisch

Ihre Anwältin sagt:

“(…)Es wird Jahre dauern bis ein Urteil kommt.(…)”

Sie hat viele Cytotec-Fälle auf ihrem Schreibtisch. 

In der Doku wird auch Hersteller Pfizer um eine Stellungnahme gebeten. Die gibt er ab, bleibt aber schwammig. Fakt ist (und das dürfte auch schon ein Skandal sein): Zulassungsstudien für Cytotec gibt es nicht. Zudem ist die richtige Dosierung ein großes Problem, in vielen Kliniken wird laut dem Recherche-Team in der Doku Cytotec zu hoch dosiert.

Die Macher der Reportage wandten sich mit ihren Fragen und Informationen an die Pressestelle des Bundesgesundheitsministeriums – wurden aber vertröstet. Man verwies zudem an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Dort aber scheint das Ausmaß nicht bekannt – weder die behinderten Kinder noch die Todesfälle. Der Grund? Eine Überwachungslücke. Laut Gesetz sind Ärzte hierzulande nicht verpflichtet, Komplikationen zu melden.

Die Film-Macher stellen nun ihre gesamten Recherchen dem Bundesgesundheitsministerium zur Verfügung und fordern Bundesgesundheitsminister Spahn auf, zu reagieren. 

Doku lässt Zuschauer fassungslos zurück!

Die Doku lässt den Zuschauer fassungslos zurück! Bleibt zu hoffen, dass durch die TV-Veröffentlichungen endlich der entscheidende Stein ins Rollen kommt und Cytotec in Deutschland als Gabe für die Geburtseinleitung verboten wird!

Und wie mit einem anderen Medikament, das zur Geburtseinleitung genutzt wird, umgegangen wird, ist hier nachzulesen – in einem Aufsatz eines Fachanwaltes für Medizinrecht.

Wer sich die erwähnte Doku anschauen mag – sie ist noch bis Februar 2021 online und hier zu sehen.

Bildnachweis (Symbolbild): stock.adobe.com / Jonás Torres

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