Ist man – aus beruflichen oder privaten Gründen – oft im Internet unterwegs, ist man garantiert schon mal auf sie gestoßen: die Aufräumexperten.

Also Leute, die professionell für Ordnung im eigenen Zuhause oder im Büro sorgen. Hat man von solcherart Dienstleistung vor einigen Jahren noch gar nichts gehört, so scheint dieser Service immer häufiger in Anspruch genommen zu werden. Entsprechend groß ist die Zahl derer, die sich dieses Themas verschrieben haben. Im SPIEGEL Nr. 15 / 2018 wurde eine solche Ordnungshelferin (meist sind es Frauen) porträtiert und es war interessant zu lesen, was die Beweggründe von Menschen sind, solche professionellen Helfer zu buchen.

Vorgestellt wurde Karine Paulon, deren Kunden-Stimmen vom SPIEGEL wie folgt zusammenfasst wurden:

„Ihre Kunden (…) fühlten sich erdrückt von ihrem Besitz. Sie sehnten sich nach Klarheit, nach weniger Konsum. Zugleich hätten manche völlig den Überblick verloren. Neulich habe sie mit einer Kundin deren Handtaschensammlung aufgeräumt (…). In einer Tasche fanden sie den Verlobungsring der Kundin. Mit dem Mann war die Kundin inzwischen verheiratet.“

Klingt putzig. Nicht zuletzt deshalb, weil in dem Nachrichtenmagazin auch davon die Rede war, dass viele Frauen beim professionellen Großreinemachen den Ehemann gleich mit “entsorgen”.

Nur: so ganz locker-leicht ist die Thematik ansonsten nicht.

Bedingt durch das Anheizen des Konsums der letzten Jahre, dem vor allem medial gefrönt wurde, haben die Menschen viel zu viel Überflüssiges gekauft. Man denke nur an lifestylige Frauen- und Männer-Magazine, in denen Konsum DAS Thema überhaupt war und – wenn auch nicht mehr so ganz extrem – immer noch ist.

Jahrzehntelang wurde in gewissen Medien so getan, dass es das Nonplusultra ist, dieses oder jenes Produkt zu besitzen.

Nicht umsonst wurde der affige Begriff „Must have“ kreiert, der ja noch heute oft zu lesen ist, vor allem in werbelastigen Veröffentlichungen.

Nur: sobald die Leute Kinder kriegen, sich mit dem Partner ein Zuhause schaffen und vielleicht noch aufs Land ziehen, zählen andere Dinge als die einstigen „Must haves“. Wie in dem SPIEGEL-Zitat angerissen, vesauern dann nicht selten die einstigen Lieblingsstücke in abseitigen Kammern oder in der dunkelsten Ecke des Kleiderschranks.

Neben Handtaschen sind das oft auch Designerstücke zum Anziehen, die irgendwie keine Daseinsberechtigung mehr haben. Aber – viele Leute kennen das -: man möchte das irgendwie nicht wegschmeißen, weil es einem ja mal irgendwann viel bedeutet hat.

Geht das dann eine ganze Weile so und man bringt es nicht über`s Herz, sich von einer Menge Sachen zu trennen, ist es nur logisch, dass man irgendwann den Überblick verliert und die schiere Menge an Überflüssigem als erdrückend wahrnimmt.

Aufräumexperten sind in einer solchen Situation dann wohl nicht das Schlechteste. Obgleich man davon ausgehen darf, dass die meisten Menschen sich wohl stark überwinden müssen, einen Aufräumexperten zu buchen.

Die allermeisten werden wohl selbst aktiv und entrümpeln allein oder mit Familie. Sich allerdings einen professionellen Aufräum-Coach ins Haus zu holen, kann einen supertollen Effekt haben. Warum? Nun: spätestens zu diesem Zeitpunkt hat man erkannt, dass es so nicht weitergehen kann und garniert den Wunsch nach Veränderung mit Professionalität.

Ein kluger Schachzug, denn: wenn der Profi einmal aufgeräumt hat – und das im wahrsten Sinne des Wortes – wird man so schnell wohl keine unnützen Dinge mehr anhäufen.

Im Gegenteil: durch- und aufatmen ist angesagt. Mit der Konsequenz einer bewussteren Lebensweise.

Will heißen: warum nicht eine Hose, die man vor zwei Jahren gekauft hat, nicht auch im dritten oder fünften Jahr noch tragen? Das schont den Geldbeutel, die Umwelt und letzten Endes eben auch die Nerven.

Und das überbordende Chaos im Kleiderschrank dürfte mit dieser Einstellung Geschichte sein.

Bildnachweis: pexels.com

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