Man glaubt es kaum, aber es gab eine Zeit, da wurden in Amerika Kinder als Postpaket verschickt. Was ungeheuerlich klingt, hat sich tatsächlich 1913 so ereignet und ist auch im Netz mehrfach ein Thema.

Das Unvorstellbare ist aber nicht nur Gegenstand von Artikeln in den Medien, sondern diente auch der Autorin Iris Muhl als Vorlage für ihren Roman “Engelspost”, der bei fontis erschienen ist und 1913 in Amerika spielt.

Das Buch kann man zweifelsohne als Buchtipp empfehlen, denn es schlägt einen von der ersten Zeile an in seinen Bann. Worum geht es?

Betrüger Elliot tritt eine lebensverändernde Reise an

Um den New Yorker Betrüger Elliot White, der in späteren Jahren ein erfolgreicher Unternehmer sein wird. Doch als junger Mann hat der Sohn einer Pensions-Wirtin im New York der frühen 1900er Jahre anderes im Kopf. Nämlich Betrügereien und Abzockereien. In Visier hat er vor allem Einwanderer, die via Schiff aus Europa nach New York kommen und oftmals schon am Hafen in die Fänge gewissenloser Betrüger geraten.

Elliot ist einer von ihnen und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Gaunereien und Jobs in der Unterwelt.

Bis er eines Tages eine Zugreise antritt. Diese mehrtägige Fahrt wird sein ganzes Leben verändern und aus dem eiskalten Gauner einen Mann mit Herz machen. Denn im Zug trifft er nicht nur ein kleines Waisenmädchen, das per Post quer durchs Land geschickt wird, nein: Er wird auch schicksalhaft mit seinem gewissenlosen Treiben früherer Jahre konfrontiert. Allzuviel sei nicht verraten, doch: Es geht ans Herz!

Der Schreibstil präsentiert sich dem Leser flüssig und mitreissend. Detailreich beschreibt die Autorin das dubiose Leben von Elliot White im New York vergangener Jahre und die schicksalsschwere Zugfahrt, auf der der hartgesottene Gauner sich mit dem kleinen – per Post verschickten – Mädchen auseinandersetzen muss.

Fesselnder Lesestoff, der mitreißt

Die Umstände der Reise zwingen ihn, sich seinem unrühmlichen Leben zu stellen und einer schweren Entscheidung gleich mit. Der Leser verfolgt in dem Buch atemlos die Wandlung eines ausgebufften Ganoven zu einem Menschen, der bereit ist zu helfen und sich einer Lebensaufgabe zu stellen. Zudem hat man fast das Gefühl, ebenso in dem Zug zu sitzen. Die Atmosphäre, die Mitreisenden, das Geschehen – alles wird detailreich beschrieben, so dass man sich nahezu selbst als Passagier in diesem Zug wähnt.

Wie die aussieht, wird hier nicht verraten, denn es würde das Ende vorwegnehmen. Und das wäre schade, denn diese Geschichte ist es mehr als wert, gelesen zu werden. Gibt sie doch nicht nur Einblicke in das Amerika um 1913, sondern wirft auch einen Blick auf die Lebensverhältnisse der unterschiedlichsten sozialen Milieus in dieser Zeit.

Perfekte Lektüre für die kommenden kalten Monate!

So manche Schilderung lässt einem den Atem stocken und den Kopf über damalige Gepflogenheiten schütteln, doch genau das macht den Roman spannend.

Wer also die perfekte Herbstlektüre sucht oder sich ein fesselndes Buch in den Sonnenurlaub mitnehmen möchte: Hier ist es. Viel Spaß beim Lesen!

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Bildnachweis (Symbolbild): stock.adobe.com / everettovrk

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