Die deutsche “Kulturvermittlerin” und Kuratorin Hella Mewis ist in offenbar in Bagdad (Irak) entführt worden. Das berichten verschiedene Medien unter Berufung auf Aktivisten.
Über Hella Mewis schreibt zum Beispiel die ZEIT auf ihrem Internetportal, dass sie in Bagdad am Aufbau eines Kulturinstituts mitwirkte und die Arbeit junger irakischer Künstler fördern wollte. Die Deutsche soll wohl auch schon am Goethe-Institut gearbeitet haben.
Der Arbeitsplatz von Mewis war laut ZEIT das Bait Tarkib, was übersetzt als “Haus der Installation” zu interpretieren ist. Es wurde den Angaben des besagten Beitrages zufolge 2015 zur Förderung zeitgenössischer Kunst gegründet.
Auch dieser Fall scheint für viel Naivität zu stehen
Menschen wie Hella Mewis sind einmal mehr das beste Beispiel für deutsche Naivität und deutsches Gutmenschentum. Viele Leute dieses Schlages denken bekanntlich, dass sie ihr Verständnis vom Leben in allen Facetten – gesellschaftlich, persönlich oder eben kulturell – von Deutschland aus auf jedes Fleckchen der Erde transportieren und dort ausleben können. Dass das naiv und nicht zuletzt schlichtweg hochgefährlich ist, zeigen immer wieder entsprechende Beispiele.
Man denke nur an jene Weltenbummler, die von somalischen Piraten 2008 entführt wurden und nach ihrer Befreiung (Lösegeld wurde gezahlt) munter weiter in hoch gefährlichen Gebieten als Segler unterwegs waren. Offenbar im Glauben, dass sowas nicht noch einmal passiert, wurde jener Segler, der bereits schon einmal von Somaliern entführt wurde, einige Jahre später, als er sich wieder auf einem gefährlichen Segeltrip befand, kurzerhand von Islamisten geköpft. Seine Partnerin fand man erschossen auf dem Boot.
Inwieweit das Ehepaar von grenzenloser Naivität befallen war, ist freilich nicht bekannt, aber vom Eins und Eins zusammenzählen scheinen solche Leute weit, weit entfernt.
Grenzenlose Naivität auch in Deutschland
Man erlebt das ja seit 2015 auch hierzulande:
Frauen ab 60 aufwärts, die bis dato engagierte Omis waren, reissen sich auf einmal darum, kriegserfahrenen Männern das Häkeln (oder wahlweise das Kochen/Radfahren, usw.) beizubringen. Dass hier schnell mal exorbitante Aggressivität und auch schon mal der Tod lauern können, kalkulieren die naiven Silbersurfer meist nicht ein, weshalb Deutschland nahezu täglich mit Schlagzeilen zu “Flüchtlings”Kriminalität oder “Flüchtlings”Gewalt von sich reden macht.
Ist auch die entführte Hella Mewis so gestrickt? Dachte sie, dass sie – aus einer zivilisierten, hochmodernen Gesellschaft kommend – den Menschen im Irak “Kultur vermitteln” kann? Fühlte sie sich berufen, ausgerechnet dort westliche Kunst zu präsentieren? War ihr die Gefahr nicht bewusst, in der sie sich befindet, wenn sie Künstler, die von der Obrigkeit nicht gut gelitten sind, fördert?
Ihre von der ZEIT veröffentlichte Berufsbezeichnung lässt jedenfalls viel Spielraum für Interpretationen. Da fragt man sich natürlich unweigerlich, was für Kultur sie in Irak vermittelt hat oder vermitteln wollte? Schaut man sich die deutsche Kulturlandschaft mit ihrer oftmals provokant-aggressiven “Kunst” an, kann man sich denken, wie die üblichen Verdächtigen im Irak wohl auf die “Vermittlung” solcher Projekte reagiert haben.
Da sich die Deutsche allerdings auch politisch betätigte (laut ZEIT-Bericht soll sie auch eine Fahrraddemo organisiert haben), kann es gut möglich sein, dass sie in das Visier von Extremisten geriet.
Ob sie umdenkt?
Nun ist sie also entführt. Und wird sich in der Gewalt ihrer Peiniger vielleicht nun doch mal fragen, warum sie auf Biegen und Brechen Kultur in einer Region vermitteln wollte, in der es nichts zu vermitteln gibt. Und die von der Kultur, wie wir sie kennen, Welten entfernt ist.
Ob auch sie – so wie viele Gutmeinende hierzulande – ihr naives Agieren mit dem Leben bezahlen muss, wird hoffentlich nicht der Fall sein. Man kann der Frau jetzt nur die Daumen drücken. Und ihr – sollte alles gut ausgehen – nur raten, sich ihren Aktivismus für die zivilisierten Landstriche dieser Erde aufzusparen.
Alles andere hat kein Sinn. Und viele, viele, die nicht hören oder einsehen wollen, müssen nunmal fühlen. Das ist leider so.
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