Überforderte Familien, in denen mindestens ein Elternteil von einer Droge abhängig ist – dieser Tage veröffentlichte das Jugendamt Nordsachsen einen Bericht, der sich diesem Thema widmet und alarmierend und traurig zugleich ist.

Zumal es sich bei der Region Nordsachsen zum großen Teil um ländlich oder kleinstädtisch geprägte Landstriche handelt. Da mag man sich die bundesweite Situation in großen Städten oder gar Metropolen gar nicht erst vorstellen!

In dem besagten Bericht des Jugendamtes Nordsachsens, aus dem die Leipziger Volkszeitung kürzlich zitierte, heißt es unter anderem:

„Hinzu kommen auch mehr Meldungen aus Geburtskliniken, dass bei entbundenen Säuglingen Suchtmittel nachgewiesen wurden und dementsprechende Kindeswohlgefährdungen angezeigt werden“.

Das Leipziger St. Georg-Krankenhaus hat schon jetzt die größte Station für suchtkranke Neugeborene in Sachsen und muss mehr und mehr kleine Erdenbürger, deren Mütter süchtig sind, medizinisch versorgen.

Ein trauriger „Trend“, bei dem man sich automatisch fragt, was schief läuft in diesen Familien und wo die Ursachen liegen?

Auf Menschen, die in ihrem Leben noch niemals Drogen konsumiert haben, wirken solche Meldungen einmal mehr befremdlich. Auch und vor allem, weil wohl der durchschnittliche „Otto Normalbürger“ eher nichts mit Drogen am Hut und insofern diese familiären Probleme nicht hat.

Auch in der Leipziger Volkszeitung ist bei diesem Thema von „Familien am Rande der Gesellschaft“ die Rede. Wobei es wahrscheinlich immer Ausnahmen gibt und solche Probleme in den „besten Familien“ – wie der Volksmund sagt – vorkommen.

Dennoch ist es erschreckend, wenn man feststellen muss, dass eine steile Zunahme unter drogenabhängigen Mamas oder Papas zu verzeichnen ist und so mancher wird sich fragen, warum es so viele Leute gibt, die ihre Probleme meinen mit Drogen lösen zu können?

Sicher kennt jeder von uns, der Mutter oder Vater – oder gar alleinerziehend – ist diverse Extremsituationen im Alltag. Egal, ob das liebe Geld, der (nicht vorhandene) Job, die Unterbezahlung, die Explosionen der alltäglichen Kosten oder eben Beziehungsprobleme – es gibt häufig Situationen, in denen man einfach nur fix und fertig ist und sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und erst mal nicht wieder aufstehen möchte.

So mancher trinkt dann vielleicht ein Glas Sekt oder Wein oder greift – weil Nervennahrung – auf Süßigkeiten zurück. Der Großteil der Erziehungsberechtigten – davon darf man wohl ausgehen – belässt es dann aber auch dabei oder gönnt sich anderweitig mal eine kleine Auszeit, geht in die Sauna, joggen oder  einfach mal shoppen oder spazieren. Sofern ein Netzwerk aus Familie, Verwandten oder Freunden vorhanden ist.

Suchtgefährdete oder/und drogenabhängige Menschen greifen in solchen Situationen eben doch oft zu (harten) Drogen, woraus sich dann dieser gefährliche Kreislauf ergibt.

Wie gefährlich dieser ist, zeigt auch die Zahl der Inobhutnahmen in dem erwähnten Bericht des Jugendamtes Nordsachsen.

2016 gab es 124 solcher Inobhutnahmen, die Leipziger Volkszeitung zitiert aus dem Papier wie folgt:

„Die Kinder werden aus den Familien herausgenommen. Entsprechende familiengerichtliche Verfahren sind die Folge. Die bis zu Zweijährigen sind neben den 15- bis 17jährigen die größte Altersgruppe unter den insgesamt 124 Inobhutnahmen 2016“.

Nun könnte man sich ausführlich und ellenlang der Ursachenforschung dieser traurigen Entwicklung widmen. Doch scheint es, als gäbe es derzeit zu viele „Baustellen“, die von der Politik – im Hinblick auf finanziell schwache Ein- oder Zwei-Eltern-Familien – vernachlässigt werden und dann eben auch zu solchen Entwicklungen führen.

Das fängt bei der fehlenden Wertschätzung für das Modell „Familie“ an und hört bei zu geringen Löhnen und fehlender Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch lange nicht auf. Von der zu laxen Drogenpolitik und der stetigen Verfügbarkeit dieses Teufelszeuges ganz zu schweigen (immerhin gab es ja schon Politiker, die sich zur Einnahme von Drogen bekannten – ein Unding eigentlich!).

Allerdings muss auch ehrlich gesagt werden, dass es schon immer Frauen und Männer gab (und wahrscheinlich zukünftig immer geben wird), die – wie man so sagt – asozial lebten und sich in keinen normalen Lebensrhythmus einfügen konnten oder wollten. Oder wo schon in früher Kindheit Alkohol und fehlende Elternliebe eine Rolle spielten und diese (alleinerziehenden) Mütter und Väter später mit der Erziehung ihres Nachwuchses überfordert oder nicht selten daran per se nicht interessiert sind.

Dass aber bereits ein Jugendamt in der sächsischen Provinz solche Entwicklungen feststellen muss – diese Tatsache sollte nachdenklich machen. Die anderen Mitglieder der Gesellschaft, die Leute, in deren nachbarschaftlichen Umfeld solche Familien leben, allen voran aber: die Politiker!

Bildnachweis: pexels.com

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