Interview von Astrid Korten.
Ein Nordseekrimi
Renate Folkers habe ich bereits vor einigen Monaten interviewt. Nun hat die Autorin einen “Sylt”-Krimi geschrieben, der mich sehr beeindruckt hat. Dazu habe ich Renate Folkers zwei Fragen gestellt. Weiter unten finden Sie meine Rezension.
Wie bist du auf das Thema Stalking und Borderline gekommen? Wie kam die Verknüpfung zustande?
Bei allem was ich tue steht im Mittelpunkt der Mensch. Den in seinen vielen Facetten es zu beschreiben und zu betrachten gilt.
Einen Krimi mit aktuellen Themen zu bestücken, macht ihn interessant. Sei es nun die Lehman Pleite oder Organspende im Zusammenhang mit der Transplantationsmedizin, die ich in meinem ersten Krimi DER TOTE HINTER DEM KNICK verarbeitet habe, oder die in dem aktuellen Krimi EIN GRAB AUF SYLT Borderline und Stalking, also aktuelle Krankheitsbilder. Die sehr umfangreiche Recherche hat zutage gefördert, was schließlich daraus entstanden ist. Es war ein spannendes Unterfangen.
Ich lasse die Protagonisten mit eben diesen Auffälligkeiten gegeneinander antreten bzw. verknüpfe sie miteinander. Das ist eine interessante Sache, die im Vorfeld so nicht festgelegt war. Sie hat sich beim Schreiben entwickelt.
Eine wunderbare Auszeichnung und ein großartiges Publikum. Was möchtest du den Lesern sagen?
„Ich habe mein Bestes gegeben“, möchte ich ihnen sagen und „danke, dass ihr mein Buch gekauft habt.“
Das Leben ist voller Begegnungen der einen oder anderen Art. Ob Krankheiten in Bösartigkeit enden und dramatische Auswüchse bis hin zum Mord zur Folge haben oder Hauptkommissar Nane Lüders romantisch und warmherzig seiner Liebsten einen Heiratsantrag macht. Der Leser soll berührt werden von menschlichen Zügen, von tragischen Schicksalen und mitfiebern, wenn es um die Auflösung, die Zusammenführung der verschiedenen Handlungsstränge geht.
Mein Ziel war es, mich einzuarbeiten in die Krankheitsbilder von Stalking und Borderline und daraus etwas Spannendes und Atmosphärisches zu schaffen. Auch in diesem, meinem zweiten Kriminalroman ist mir Authentizität sehr wichtig.
Bei der Beschreibung der Spielorte weiß der Leser, der sich in den Regionen auskennt, genau, wo sich meine Protagonisten gerade aufhalten. Ob das Haus in Husum in der Süderstraße, das Hotel in Minden oder das Restaurant im Hörnum am Hafen auf Sylt. Alles existiert in der Realität genau so, man kann sich insofern gut einlassen in die Szenerie.
Das ist es, was ich meinen Lesern rüberbringen möchte. Renate Folkers auf Facebook
Meine Rezension:
Eine Tote am Rantumer Strand und die Aufzeichnungen eines Tagebuches beschäftigen Hauptkommissar Lüders von der Husumer Kriminalpolizei. Ihm offenbart sich ein ergreifendes Schicksal. Die Feinsinnigkeit und Menschenkenntnis des Beamten führen schließlich zu der Gewissheit, dass der Tod eines Unschuldigen hätte verhindert werden können.
Britta hat eine Borderline-Störung. Sie eine Frau, die von Impulsivität und Instabilität, von Emotionen und Stimmungen getragen wird.
Nach dem tragischen Tod von Jonas, ihrem Ehemann und ihrer Entlassung aus der Klinik trifft sie auf einen verständnisvollen Partner. Ein glückliches oder zumindest zufriedenstellendes Leben ist alles, was sie sich wünscht. Doch es kommt anders. Als Hannes Baum, ein entfernter Verwandter Kontakt zu Britta aufnimmt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen. Sie will nichts mit diesem Mann zu tun haben, doch er bedrängt Britta. Sie kann sich ihm nicht entziehen, denn er stalkt sie.
Britta ist nicht nur ein Opfer ihrer eigenen heftigen Stimmungs- und Gefühlsschwankungen, was zu extremer innerlicher Anspannung führt. Sie ist auch Opfer ihres Stalkers, den sie als unerträglich und peinigend erlebt. Eine verheerende Entwicklung mit tödlichem Ausgang nimmt seinen Lauf. Auch Hannes, der das Spektrum des so genannten Stalkings beherrscht, ist im Grunde ein schwer traumatisierter Mann. Hauptkommissar Lüders von der Husumer Kripo geht schließlich der Frage nach, ob es wirklich zu diesem tragischen Verlauf der Ereignisse kommen musste, ob nicht Opfer hätten vermieden werden können.
Die Autorin verknüpft zwei fiktiven Lebensgeschichten gekonnt miteinander. Welche Rolle spielen die Entwicklung der Persönlichkeit, die Kindheit, der Partner und die Mitmenschen? So gilt als gesichert, dass ein Zusammenspiel zwischen frühen traumatischen Erfahrungen, die Britta als fremd, gefährdet und gedemütigt in Tagebuch-Aufzeichnungen schildert, und den verheerenden Folgen besteht.
Die Auswüchse von Stalking können in dramatischen Fällen über körperliche Gewalt bis hin zu Tötung reichen.
In dem Roman „Ein Grab auf Sylt“ werden beide Krankheitsbilder auf eindringliche und spannende Weise miteinander verknüpft.
Fazit: *****
Stalking, gepaart mit Symptomen der Borderline-Krankheit, lässt zwei Menschen aufeinandertreffen, deren Zusammenspiel vernichtender nicht sein könnte. Meine absolute Leseempfehlung
Ihre Astrid Korten – Redakteurin Literatur