Frau mit Unterhemd
Feminismus – noch zeitgemäß?

Wörter, die mit -ismus enden, verheißen meist nichts Gutes. Das war mit dem Sozialismus so, dem Kommunismus sowieso und ist auch mit dem Kapitalismus nicht anders. Meine Meinung. Insofern macht da auch der Feminismus für mich keine Ausnahme. Dieser Begriff ist eigentlich erst nach der Wende – in seiner doch stets dauerpräsenten Häufigkeit und Penetranz – so richtig in mein Bewusstsein gedrungen.

Bekanntlich waren ja vor dem Mauerfall Ausdrücke wie „Frauenquote“ und „Selbstverwirklichung“ in den heutigen neuen Bundesländern nicht an der Tagesordnung und eigentlich auch überflüssig.

Umso mehr verwundern die nicht enden wollenden, täglichen, Diskussionen über den Feminismus. Nicht nur, dass ich bei diesem Wort sehr unweibliche Frauen und burschikose „Mannweiber“ vor meinem geistigen Auge sehe – es verwundert (mich) auch, dass kürzlich im SPIEGEL Claudia Voigt via Kolumne öffentlich darüber nachdachte, wieder einen Button mit „einer lila Faust“ an ihrer Kleidung zu tragen. Und somit ihre Meinung zum Feminismus öffentlich zum Ausdruck zu bringen.

Fäuste und Feminismus

Nun – ähnlich wenig, wie den unseligen Worten, die auf –ismus enden, kann ich Fäusten, auch irgendwo abgedruckten, was abgewinnen. Erinnern sie doch zu stark an die Symbolik einstiger Herrscher und Unterdrücker, die beispielsweise die DDR regierten.

Und warum – so fragen sich heute eben auch viele Frauen – muss im Zusammenhang mit dem Feminismus immer so ein „Über`s-Knie brechen“ so etwas „Gezwungenes“ mit rein spielen?

Zumal dieses Thema die allerwenigsten Frauen, die heute zwischen 30 und Ende 40 sind, interessiert.

Da können sich einige Frauenmedien noch so darüber wundern, warum den meisten Frauen der Feminismus doch eher egal ist – es ist einfach so. Auch die –zigste „Aufschrei-Debatte“ wird daran wenig ändern. Die für mich sowieso eine Mogelpackung und verlogen war, weil es für mich nicht nachvollziehbar ist, dass eine Journalistin den Mann, der ihr wohl zu tief in den Ausschnitt geschaut hat, Monate „danach“ öffentlich deswegen angeht.

Aber nun gut, diese Person wird ihre Gründe gehabt haben. Das ändert kaum etwas an der Tatsache, dass vieles, was für Frauen heute selbstverständlich und auch gesellschaftlich anerkannt ist, doch einfach nur einer immer rasanteren Entwicklung denn einem „Kampf der Feministinnen“ geschuldet ist. Auch das „Hinzukommen“ der Frauen aus der ehemaligen DDR wird – dieser Überzeugung bin ich – seinen Teil dazu beigetragen haben. Schritt für Schritt – ohne erhobene oder auf Männer gerichtete Fäuste!

Frauen überzeugen mit Kompetenz – nicht mit Quote!

So hat sich das Bewusstsein für Frauen und Karriere, für Frauen und Führungspositionen, für Frauen, die als Unternehmerinnen selbständig ein Unternehmen führen oder starten, doch in den letzten Jahrzehnten total geändert. Diese Frauen haben doch in erster Linie durch Kompetenz überzeugt und wurden mit selbiger (in männlichen Kreisen) akzeptiert, als dass sie mit erhobener Faust einen solchen gesellschaftlichen Wandel eingefordert haben.

Die Zeiten und Ansichten ändern sich eben, in vielen Bereichen ist die Gleichberechtigung angekommen. Bei Frauen UND Männern, was sich nicht zuletzt an Dingen wie einer stärkeren Inanspruchnahme von Elternzeit bei Männern zeigt. Es ist einfach ein gesellschaftlicher (Werte)Wandel, der hier vonstatten ging und geht. Unabhängig davon, ob „Latzhosen-Frauen“ ihre Fäuste recken oder nicht.

Insofern stellt sich die Frage, ob der Feminismus nicht einfach überholt ist? Die meisten Frauen sehen ihre Möglichkeiten heute als selbstverständlich, die Hinweise von “Hardcore-Feministinnen”, dass das doch alles „erkämpft“ ist, ringen ihnen gerade noch ein müdes Lächeln ab.

Feminismus hat mittlerweile “Nerv-Faktor”

Denn – so scheint es – stetige, normale Entwicklungen werden immer wieder mit dem Feminismus verbunden, mit der Zeit bekommt dieses Thema deshalb ganz von selbst einen “Nerv”-Faktor. Eben auch darum, weil die Durchschnittsfrau „von nebenan“ damit nichts am Hut hat.

Dass man nun Leute wie Sheryl Sandberg oder – schlimmer noch! – Charlotte Roche als „Vorbilder“ (der Begriff alleine ist schon daneben!) ins Feld führt, macht die Sache nicht besser. Das gilt auch für die Frauen von FEMEN, die sich die Kleidung vom Leib reißen und irgendwas von „Feminismus“ schwafeln.

Damit können sich wohl die allerwenigsten Frauen identifizieren. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm, denn:

sie sind einfach nur angekommen – in einer modernen Gesellschaft, die durch steten Wandel, durch permanente Umbrüche und durch Fortschritt sowohl Männern als auch Frauen exzellente Möglichkeiten bietet, Lebensstil, Selbstverwirklichung und Charakterbildung so zu leben, wie man es für richtig hält.

Ohne lila Faust und Latzhose!

Bildnachweis: Fotolia, http://de.fotolia.com/id/71586836 – #71586836 – © pathdoc

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