Cover_DWADating, Sex und Liebe – auf dieser Ebene finden wohl die meisten Dramen, Höhenflüge und Enttäuschungen statt, begleitet von manchen Irrungen und Wirrungen.

Die Kabarettistin Tatjana Meissner hat diese Themen zum Inhalt ihres künstlerischen Schaffens erkoren.

So tourt sie lange schon über die Bühnen des Landes, um Partnersuche, Kennenlernen, Erotik, Liebeskummer und die damit einhergehenden Pleiten, Pech und Pannen (aber auch so manches Happy-End) sowohl humorvoll als auch ironisch-bissig zu interpretieren.

Seit sie selbst in den Weiten des Internets unterwegs war, um ihren Traumprinzen zu finden, widmet sie sich der Liebes- und Beziehungsthematik auch als Buchautorin.

Ich lernte Tatjana Meissner im Zusammenhang mit einer Radiosendung von MDR Sachsen kennen, in der es um die Partnersuche im Internet ging. Tatjana war in der Sendung zu Gast, mich schaltete man mittendrin zu, um mich zu meinem Fremdgeher-Aufdeckportal www.wen-datet-er-noch.de zu befragen, über das Frauen Lügner, Fremdgeher, Romance-Scammer und Heiratsschwindler online aufdecken können.

So kam ich mit der Autorin und Kabarettistin persönlich in Kontakt und tauschte mich im Nachgang mit ihr in Sachen Beziehung, Liebe, Onlinedating und Fremdgehen aus. Wir vernetzen uns via Facebook und sind bis heute in nettem Kontakt.

Nach Fertigstellung ihres neuesten Werkes “Du willst es doch auch”, in dem Tatjana die verschiedensten Leute mit authentischen Erfahrungsberichten aus ihrem Sex- und Liebesleben nahezu ungefiltert zu Wort kommen lässt, war ich eine der ersten Leserinnen, in Folge dessen ich Tatjana zum Interview bat.

Lesen Sie selbst:

FP: In Deinem Buch hast Du viele unterschiedliche Erfahrungsberichte verschiedener Menschen zum Thema Sex zusammengetragen. War „Du willst es doch auch“, der Name des Buches, auch eine Konsequenz Deines künstlerischen Schaffens? Auf der Bühne thematisierst Du ja „Liebe, Dating & Sex“ schon eine geraume Zeit…

TM: Auf der Bühne, bei meinen Comedy-Shows rede ich über gesellschaftspolitische Absurditäten und zwischenmenschliche Missverständnisse, aber auch von meinen ganz persönlichen Erfahrungen mit Männern und Sex.

Wenn es um die Untiefen männlicher Unzulänglichkeiten und weiblicher Unzufriedenheiten geht, wenn ich erotische und verrückte Begegnungen mit Herzensbrechern jeder Couleur, über Torschlusspanikattacken und Liebesdramen beim Ringen der Geschlechter um Sex und Zufriedenheit zum Besten gebe, lacht und applaudiert mein Publikum besonders laut. Es sitzt ja auch anonym im Dunkeln. Aber: Die Mutigsten meiner Zuschauer sagen oder schreiben mir nach der Vorstellung den Grund für ihre Heiterkeit: »Genauso ist es bei uns auch!«

Das wollte ich genauer wissen. Darum habe ich für das neue Buch einige meiner Zuschauer und viele meiner Facebookfreunde nach ihren ganz persönlichen sexuellen Erfahrungen gefragt.

Darunter waren u.a.: eine Kita-Erzieherin, eine Krankenschwester, ich besuchte einen Sexshopbesitzer, traf betrogene Frauen und Paartherapeuten; ich telefonierte mit einer Hure und besuchte eine Dildoparty. Alle Menschen, die ich traf, erzählten mir ihre humorvollen, brüllkomischen, erstaunlichen, manchmal traurigen und inspirierenden Geschichten über Liebe, Sex, Aufklärung, Vibratoren, Swingerclubs, den Leipziger Lesbenfrühling und erste Zungenküsse – aber hallo! Ich war wirklich erstaunt und überrascht.

FP: Einige Geschichten berichten über Erotik in DDR-Zeiten – ich für mein Teil fühlte mich bei gewissen Geschichten glatt einige Jahrzehnte zurück versetzt in den Osten, der ja – vor allem in Sachen Erotik und Liebe – so grau auch nicht immer war. Was meinst Du hat sich am meisten verändert, mit dem Sex nach dem Mauerfall?

TM: Nach dem Mauerfall war der Hunger der Ostdeutschen auf Pornografie groß. Ich bin auch sofort in einen Sexshop gegangen, um mir all das anzuschauen, was ich nicht oder nur vom Hörensagen kannte. Trotz dieser vielen neuen Möglichkeiten ist unsere Gesellschaft– wie ich finde – eher verklemmter geworden. So durfte in einer ostdeutschen Tageszeitung das tiefdekolletierte Bild von mir, das auf meinem Buchcover abgedruckt ist, nicht gezeigt werden, weil es ein sogenanntes „Busenverbot“ gibt. Dabei ist gar kein Busen zu sehen! Aber auch nach 25 Jahren sehe ich einen Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschen beim Umgang mit der Sexualität.Das liegt aber nicht daran, dass wir Ossis tabuloser aufgewachsen wären, uns wilder oder versauter geliebt hätten, sondern daran, dass wir normaler mit Sexualität umgehen und umgegangen sind.

Sex ist für uns etwas, das einfach zum Leben dazu gehört wie Essen oder Trinken – und man muss auch mal darüber reden, wenn es nicht schmeckt. Bei uns wurde um Sex einfach nicht so viel Theater gemacht, darüber sprach man nicht großartig, man machte es einfach. Bei den westdeutschen Männern, die ich so kennen gelernt habe, schwang bei Thema Sex immer etwas Schmutziges mit.

FP: Heutzutage betreiben Millionen Menschen Dating, ebenso viele Millionen haben schlechte Erfahrungen damit. Du hast dieses Thema mehrfach zum Inhalt Deiner Bühnenshows gemacht, gibt’s einen Tipp, den Du Singlefrauen, die Dating betreiben, geben kannst?

TM: In meiner Online-Dating-Show sage ich immer: „Der Weg ist das Ziel!“, denn erst, als ich nicht mehr um jeden Preis den Traumprinzen finden wollte, lockerer bei der Suche agierte, meine Vorstellungen nicht mehr auf EIN Beuteschema festgefahren waren, ich schöne Stunden mit einem Mann auch ohne Heiratsversprechen genießen konnte und rigoros all´diejenigen aussortierte, die mir irgendwie komisch bzw. unpassend vorkamen, hatte ich Spaß bei der Suche und fand letztendlich meinen Traumprinzen.

FP: Internet-Dating wurde ja oft schon totgesagt – tatsächlich aber entstehen tagtäglich neue Portale für Kontakte aller Art. Dass deshalb viele Menschen auch ziemlich viele schräge Stories im Zusammenhang mit der virtuellen Flirt-Welt erleben, ist nur logische Konsequenz. Was war Dein schrägstes Erlebnis auf dem Parkett des Online-Datings?

TM: Das war wahrscheinlich das Erlebnis mit dem Rosenkavalier. Er war ein Traummann: gutaussehend, eloquent, intelligent und humorvoll. Wir hatten uns schon ein-, zweimal getroffen und ich wollte gern Sex mit ihm haben. Allerdings machte er an einem Sommernachmittag, den wir romantisch auf einem Boot verbrachten, gar keine Anstalten, mich vielleicht mal zu berühren oder liebevoll zu betrachten.

Am Abend saßen wir dann noch auf meinem Balkon zusammen bei einem Glas Wein, aber auch da passierte nichts. Als er dann gehen wollte und ich zaghaft fragte, ob er nicht gern mit mir jetzt …usw…., riss er die Augen auf und sagte: „Über dieses Angebot muss ich erstmal eine Nacht schlafen!“ und verschwand. Noch mehr solch´ skurriler Geschichten habe ich in meinem ersten Roman „finde-mich-sofort.de“ aufgeschrieben.

FP: Welche Reaktionen kommen von Deinem Publikum, von Deinen Lesern auf Deine Themen rund um Sex, Liebe und Dating?

TM: Tolle Reaktionen! Darüber freue ich mich sehr, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich immer ein wenig Sorge, auf Ablehnung zu stoßen. Öffentlich wird die Sexualität ja oft verlacht, als eine Form des Lifestyles dargestellt, in die Rotlichtecke gestellt oder mit Charakterschwäche und Dummheit assoziiert.

Umso glücklicher war ich als mir einige prominente Erstleser ein tolles Feedback gaben. So sagte Inka Bause:

„Ob Swingerklub in Sachsen, Vibratoren in der Reisetasche oder nackte Mütter am Frühstückstisch. Dieses Buch ist wie ein lauer Sommerabend mit Freundinnen beim Wein. Wahre Geschichten aus dem Leben. Es gibt nicht Spannenderes! Liebevoll zusammengetragen und gespickt mit Autobiografischem von Tatjana Meissner.“

Oder Jan Hofer:

“Erfrischend unverkrampft gewährt “Du willst es doch auch” facettenreiche Einblicke in das Sexualleben der Deutschen. In feinen Nuancen fängt Tatjana Meissner den persönlichen Ton eines jeden Erfahrungsberichtes ein.”
und die Lütte, also Angelika Mann:

“Tatjana Meissner – eine höchst amüsante Erzählerin. Ich kenne niemanden, der über die schönste Sache der Welt mit soviel Wortwitz plaudern kann.”

Eine Freundin von mir, die das Manuskript meines Buches probelesen durfte, erzählte mir, dass sie hinterher den besten Sex ihres Lebens hatte und ein 81-Jähriger hat mir von seinen Jugenderlebnissen per E-Mail berichtet.

FP: Egal, ob offline oder online, so viele (Frauen) suchen heutzutage ein Partner, so viele sind Single – was rätst Du denen, die resigniert sagen: „die besten (Männer) sind doch `eh alle schon vergeben?“

TM: Der beste Mann muss ja nicht der Beste für mich sein. Wichtig ist, den passenden Mann zu finden, den, der einen ähnlichen Humor, die gleiche Vorstellung vom Leben, vergleichbare Erfahren gesammelt und vergleichbare Ziele hat. Das spürt man vielleicht gleich beim ersten Treffen, aber wirklich wissen wird man es erst, wenn man es ausprobiert hat. Das braucht Zeit, Geduld und Optimismus. Ich habe mir, wenn mich der Mut bei der Suche verlassen wollte, immer wieder gesagt: Wenn du dir jetzt schon keine Zeit nimmst, wie willst du dann welche für deinen Traummann aufbringen?

FP: Erzähl uns doch noch etwas zu Deinen derzeitigen Aktivitäten und was zukünftig in Planung ist? Bist Du weiterhin in Sachen „Erotik, Date und Liebe“ unterwegs?

Auf jeden Fall! Im Moment schreibe ich gerade an meiner Comedy-Lesung und an der Show zu dem neuen Buch „Du willst es doch auch“. Am 10. März 2016 gibt es die erste Aufführung im Kulturhaus Bitterfeld-Wolfen und ich bin schon ganz aufgeregt. Danach bin ich damit, aber auch mit meinen anderen Shows wie „Sexuelle Evolution“; „finde-mich-sofort.de“, “Herr Möslein ist tot“ und „Alles außer Sex“ in Deutschland auf Tour. Das sind so viele Termine, dass ich nur wochenweise plane, aber wer Interesse hat, findet alle Spielorte und Kontaktdaten auf meiner Seite: www.tatjana-meissner.de!

Zur Person:

Tatjana Meissner, die als Lehrerkind zunächst etwas „Anständiges“ lernen musste, fand bereits früh im Show-Tanz ihren Weg vors Publikum. Ihr pointierter Humor brachte sie 1993 auf die kabarettistische Bühne, der sie bis heute treu geblieben ist. Zudem moderierte Meissner ab 1996 verschiedene TV-Formate für den MDR und erlangte eine wachsende Zahl begeisterter Fans. Mit bereits drei Romanen (alle Eulenspiegelverlag) lebt sie ihre Kreativität auch schreibend aus. „Du willst es doch auch“ ist Meissners erstes Sachbuch.

 

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