Die Coronakrise hat das Leben auf vielerlei Art und Weise verändert – im Großen wie im Kleinen. An leergeräumten Supermarktregalen machte sich schon in den ersten Wochen der Pandemie bemerkbar, wie sehr sich das Virus auch auf das Einkaufs- und Essverhalten auswirkt.
Anfangs deckte man sich noch mit Haltbarem ein. Wenig später war es Hefe. Auch Obst und Gemüse waren wenige Wochen nach Beginn der Pandemie vielerorts schon in den Morgenstunden ausverkauft. Und wo es frische Ware doch zu kaufen gab, machte sich die gestiegene Nachfrage am Preis bemerkbar.
Besonders Frauen sind es in den vergangenen Monaten leid geworden, beim Kochen ständig auf frisches Obst und Gemüse verzichten zu müssen. Wem die Sehnsucht nach frischen Zutaten in die Tasche spielte? Anbietern wie dem Kochboxenversender HelloFresh, der dank Corona einen Umsatz-Zuwachs von mehr als 60 Prozent erlebte.
Hohe Nachfrage Lebensmittel-Dienstleistern: Was dahinter steckt
Schon vor Beginn der Coronakrise prognostizierte das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln einen deutlichen Anstieg im Online-Lebensmittelhandel für die kommenden Jahre.. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Wochen mehr als bewahrheitet. Ob Supermärkte oder Lebensmittelversand: Bei vielen Unternehmen stieg die Nachfrage nach frischen Lebensmitteln derart stark, dass neue Mitarbeiter eingestellt werden mussten. Kunden mussten sich teilweise auf längere Wartezeiten einstellen oder es gab sogar zwischenzeitlich einen Annahmestopp für Neukunden. Inzwischen hat sich die Lage nicht nur in vielen Betrieben, sondern auch innerhalb Deutschlands stabilisiert.
Doch der Online-Lebensmittelhandel boomt weiterhin – und macht die Branche eindeutig zu einem der Gewinner der Coronakrise. Dies sagt einiges über das Einkaufs- und Essverhalten zu Coronazeiten aus:
- Laut Zahlungsdienstleister Klarna kauft man seit Corona durch alle Altersgruppen hindurch Lebensmittel online.
- Wie das Statistische Bundesamt erklärt, stieg im Anschluss an die erhöhte Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln (Panikphase) ab der 16. Kalenderwoche die nach frischem Obst und Gemüse (Anpassungsphase).
- Durch die Zwangsschließung der Gastronomie und die vermehrte Freizeit kocht man seit Corona wesentlich mehr.
Auch das Immunsystem spielte für viele Menschen während der Krise eine wichtige Rolle, so bestätigen die vermehrten Google-Suchanfragen nach Ernährung für das Abwehrsystem. Dass nach der anfänglich von Konserven und Instant-Suppen geprägten Panikphase vor allem frische Lebensmittel gekauft wurden, ist vor diesem Hintergrund zu betrachten. Je frischer die Zutat, desto eher enthält sie ein volles Nährstoffprofil. In der Anpassungsphase nach der ersten Panik lernen Menschen außerdem, bestmöglich mit der Situation umzugehen. Niemand möchte auf unabsehbare Zeit nur aus Dosen leben. Die Anpassung des Kaufverhaltens erklärt sich dadurch von selbst.
Wieso Lebensmittel-Lieferanten auch nach der Krise beliebt bleiben
Ernährung ist heutzutage kein reines Frauenthema mehr. Trotzdem sind es noch immer überwiegend Frauen, die sich gerne gesund und fit essen. Viele Deutsche haben in der Pandemie allerdings damit angefangen, Gefallen am Kochen mit frischen Zutaten zu finden. Deshalb bleibe zu erwarten, dass auch nach der Öffnung der Gastronomie viele Kunden entsprechender Lieferdienste erhalten bleiben. Die Kundentreue wird auch aufgrund eines psychologischen Phänomens gestärkt: Was in Krisenzeiten geholfen hat, wird anschließend aus Loyalität weiter gekauft.
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