…das wird sich gewiss Halo Summer gedacht haben, als sie erfuhr, dass ihr Buch den Kindle Storyteller Awards 2016 gewonnen hat.Der Preis war immerhin mit insgesamt € 30.000 dotiert. Als Jurymitglied habe ich alle Bücher gelesen und stelle Ihnen gerne die Gewinnerin Halo Summer und die Nominierten einmal vor.

“Das war schon ein großartiges Spektakel auf der Frankfurter Buchmesse 2016. 14656260_10154613796564166_193650384256840745_nAls der Anruf von Amazon kam”, sagt Halo Summer, “dass ich zu den Finalisten gehöre, habe ich mich unbändig gefreut. Das war ein Erfolg, mit dem ich nicht gerechnet hatte, als ich mein Fantasy-Märchen veröffentlicht habe. Für mich bedeutete die Nominierung vor allem Anerkennung. Ich kann mich jetzt auf ewig damit schmücken, dass Aschenkindel zu den fünf Büchern gehörte, die aus 1900 Büchern ausgewählt worden sind. Das fühlte sich an wie ein Gewinn und ich war sehr stolz darauf.
Dass noch mehr kommen sollte – dass ich den Award tatsächlich mit nach Hause nehmen durfte – ist für mich immer noch unfassbar.”

autor

Halo Summer lebt und arbeitet am Rand einer großen Stadt, in einem Haus am Wald. Hier betreut sie Kinder- und Jugendmagazine, übersetzt Comics und schreibt Bücher. Ihr Mann, ihre Hunde und der Mond unterstützen sie dabei. Ich durfte ihr einige Fragen stellen:

AK: Hast du “Aschenkindl” speziell für den Award geschrieben?

Seit der Award im letzten Jahr zum ersten Mal vergeben wurde, habe ich darauf gehofft, eines Tages bei diesem Wettbewerb in die Endrunde zu kommen. Allein der Name des Preises gefällt mir schon so gut – Storyteller Award. Das Dumme war nur: Ich schreibe seit Jahren an einer sehr langen und arbeitsintensiven Saga und hatte für ein kleineres Buchprojekt einfach keine Zeit.

Mein Glück war, dass es mit dem aktuellen Band der Saga überhaupt nicht voranging und ich allmählich das Gefühl hatte, ich hätte das Schreiben verlernt.

Als mir die Idee zu Aschenkindel kam, habe ich nur aus Spaß den Anfang aufgeschrieben und ab da konnte ich nicht mehr aufhören. Es tat so gut zu sehen, dass ich doch noch schreiben kann, es fiel mir sogar leichter denn je, denn diese Geschichte ist mir förmlich zugeflogen. Als das Buch fertig war, habe ich mich damit natürlich beim Kindle Storyteller beworben, auch wenn ich mir keine großen Chancen ausgerechnet habe. Gezielt für diesen Wettbewerb geschrieben habe ich die Geschichte also nicht.

schreibtischAK: Wie sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich werde den aktuellen Band meiner ewig langen Saga fertigstellen, danach möchte ich eine Fortsetzung von Aschenkindel schreiben. Das von Harper Collins verlegte Taschenbuch von Aschenkindel wird noch vor Weihnachten erscheinen und damit das erste Buch von mir sein, das im Regal einer Buchhandlung stehen darf.

Wenn ich ganz großes Glück habe, wird es nicht das letzte gewesen sein – das ist dann der nächste Traum, auf dessen Erfüllung ich hinfiebere.

51pcuh-nral-_sy346_

AK: Worum geht es in “Aschenkindl”?

Du bist schon ein komisches Mädchen“, sagt meine gute Fee. „Jedes andere Mädchen in deiner Situation wäre überglücklich, auf so einen Ball gehen zu dürfen. Noch dazu auf einen, bei dem es sich in einen Prinzen verlieben und damit seinem Elend entkommen könnte!“ Tja, wo sie recht hat, hat sie recht. Ich bin ein komisches Mädchen. Und ich habe fest vor, eins zu bleiben!”

Claerie Farnflee wurde vom Schicksal nicht gerade verwöhnt. Erst starb ihr Vater, dann folgte der gesellschaftliche Absturz und seither wird ihr das mühselige Leben in Armut von einer bösen Stiefmutter und zwei garstigen Schwestern versüßt. Ist Claerie deswegen unglücklich? Nein – jedenfalls nicht unglücklich genug, um sich jedem dahergelaufenen Prinzen an den Hals zu werfen.

So denkt sie, doch an einem düsteren Gewittertag begegnet sie im Verbotenen Wald einem Fremden und das, was sie für unmöglich gehalten hat, passiert: Ihr Schicksal nimmt eine geradezu verstörende Wendung – selbst Prinzen und Bälle spielen darin keine unbedeutende Rolle mehr …

Frauenpanorama hat Aschenkindl für Sie gelesen und meint: Schade, dass auch das schönste Märchen mal ein Ende hat.

Auch das schönste Märchen hat mal ein Ende. Wie kommt es, dass die Geschichte von Aschenputtel sich über Kulturen und Jahrhunderte hinwegsetzt und Menschen aller Altersgruppen und Epochen immer wieder fasziniert. Eine Frage, die mir nach dem Ende der Lektüre „Aschenkindel“ durch den Kopf ging. Worin besteht Aschenputtels Geheimnis? Vielleicht hat Halo Summer es gelöst.

Aschenkindel ist angelehnt an Aschenputtel der Brüder Grimm. Es steckt viel Botschaft hinter dem Konzept der Autorin, dem Roman Aschenkindel ein Happy End zu geben. Denn Märchen sind das, was unser Verständnis von Gut und Böse formt und die Hoffnung, dass das Gute immer einen Weg findet, zu siegen. Es ist eine moderne und gelungene Adaption mit ein wenig Magie, Parallelen zum Bewährten, und einer neuen Würzung, die überzeugt.

Der Leser bekommt durch die Ich-Perspektive eine klare Vorstellung von der Protagonistin Claerie, die trotz vieler Widrigkeiten auf ihre Würde bedacht ist. Mit „Ich bin nicht lieb“ schleudert sie den Leser förmlich in Claerie‘ Geschichte. Sie ist wie „Aschenputtel“: eine wandlungsfähige Figur, die zum Schluss trotz Widrigkeiten zu sich findet. Die spritzigen Protagonisten lassen den Leser schmunzeln und begeistern, vom ersten Moment an.

Ihre Erlebnisse sind dem Original angepasst. In Aschenkindel steckt jede Menge Hintergrundrecherche und Wissen. Fantasy und Alltagsdrama werden im Roman kombiniert, die Mischung überzeugt. Die Ich-Perspektive ist gut gewählt und perfekt umgesetzt. Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache dem Genre angepasst. Die Botschaft des Romans ist eindeutig: Hinter der Fassade kommt oft das Päckchen zum Tragen, das ein Leben erschweren kann. Wagt man den Schritt nach vorne, dann findet man zu sich und stößt vielleicht auch auf das Glück. Unsere absolute Leseempfehlung.

Das Interview führte Astrid Korten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert