Toddler girl playing with daddy in the gardenDas musste ja so kommen – nach all den „Mama“-Gazetten, von denen mich nicht eine so richtig überzeugt, kommt nun die „Väterzeitschrift“.

Und als wenn das nicht irgendwo schon peinlich genug wäre, kommt diese noch als – Achtung! – „Men`s Health Dad“ daher.

„Men`s Health“ – das ist ja dieses Hochglanzblatt, von dessen Titelseiten immer diese durchtrainierten Typen schauen. Da habe ich höchstens mal an öden Sonntagen, an denen ich mich in der Bahnhofsbuchhandlung herumtrieb, mal reingeblättert …..und fand das Blatt echt hohl und sinnlos. Viel After-Shave-Werbung, noch mehr muskulöse Bodys und – am schlimmsten“ – hochnotpeinliche Tipps, wie man(n) Frauen datet.

Wenn überhaupt dieses Blatt eine Reaktion bei mir hervorrief, dann – ein müdes Lächeln.

Und nun „Men`s Health Dad“. Ein Magazin für Väter.

Dass ich überhaupt davon erfuhr, kam durch das Magazin “Edition F”, in dem eine Autorin etwas über das Heft schrieb. Ihre Beschreibung war auf den Punkt genau so, wie ich mir das Magazin auch vorgestellt hätte, wenn ich den Artikel von „Edition F“ nicht gelesen hätte.

Es ist viel von „Selbstvergewisserung“ die Rede, von „Super-Daddys“ und – auch hier – dem „Druck der Gesellschaft“ (wie Väter zu sein haben, wie die angeblichen Erwartungen sind und so weiter und so fort…..).

Ich kann gar nicht sagen, welches Gefühl überwiegt:

das, dass mich all das nervt oder das Gefühl, das Ganze lächerlich zu finden? Denn – bei allem Respekt vor Vätern, die heute mehr Verantwortung für den Nachwuchs und sich auch viel Zeit für selbigen nehmen: geht denn nichts mehr, ohne sich selbst vergewissern, nach den Erwartungen der „Gesellschaft“ und damit in eine solche Zeitschrift schielen zu müssen?

Wie der Autorin Lisa, die über die besagte Zeitschrift schreibt, zu entnehmen ist, geht es bei „Men`s Health Dad“ u. a. auch darum, was man(n) mit dem Nachwuchs an Regentagen unternehmen könnte. Aber nicht nur, dass ich genau wegen solcher “Tipps” niemals auch nur einen Cent für genau dieses Magazin im Zeitschriftenladen über den Tresen schieben würde – das sind auch diese Art Ratschläge, die vor meinem geistigen Auge den dazugehörigen „Typ“ Vater erscheinen lassen.

In meiner Phantasie erscheint eine hagere Type, mit Strickmütze auf dem Kopf, irgendwie nach „öko“ aussehend, mit Hippster-Bart und durch den Prenzlberg latschend – um so der, erzwungen wirkenden, Coolness, dem Zeitgeist, bloß zu entsprechen….!

Ganz ehrlich: nicht nur, dass solche Typen haushoch unerotisch sind, ich halte diese Spezies auch für total verunsichert.

So verunsichert, dass sie ständig im Web surfen oder eben in Zeitschriften wie „Men`s Health Dad“  schauen müssen, um sich ja zu vergewissern, dass sie alles richtig machen. Oder um zu schauen, WAS sie WIE überhaupt machen sollen…!

Mit dem Nachwuchs, der Frau, dem Job und überhaupt. Stichwort „Selbstvergewisserung“ eben – wie schon erwähnt.

Ganz ehrlich: solche Männer sind für mich irgendwie keine richtigen Männer. Denn (meine Meinung): ein wirklich richtiger Mann braucht doch nun echt keine Zeitschriften, die ihm Tipps zu seiner Rolle als Vater geben! Ja, ich weiß, da steht wohl auch was drin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und von Männern, die in Teil- oder Elternzeit gehen.

Alles schön und gut. Und auch richtig.

Nur – mal ganz ehrlich: ich bin ein 70iger Jahre Kind und ein Ossi noch dazu, mein Vater war selbständig (ja, das gab es auch in der DDR!) und nicht wirklich tagsüber daheim. Selbst wenn wir in den Ferien noch etwas länger in unserem Wochenendhaus blieben (das sich nicht weit weg von unserem Heimatort befand), startete mein Vater morgens Richtung Firma. Meine Mutter blieb mit uns Kindern in der Ferien-Datsche und wir machten uns alle einen „Bunten“.

Und wenn mein Vater dann Feierabend hatte (der niemals regelmäßig war, da er im Autopannendienst tätig war und just vor Feierabend oft die Leute auf der Autobahn oder Landstraße eben Panne hatten…), dann war er für die Familie, für uns, da.

Er hat uns im Datschen-Domizil ein Baumhaus gebaut, den Pool aufgestellt, mich als kleines Mädel abends zum Plumpsklo begleitet (20 Meter weg vom Haus – da hatte ich stets Angst, alleine hin zu gehen!), eine Schaukel gebaut (von Hand und aus Ästen – nix Baumarkt, gab es ja alles nicht…!)  und die Fahrräder für unsere Familienradtouren fit gemacht.

Alles OHNE irgendwelche Anleitungen aus Zeitschriften oder von sonst wo her!

In der DDR – viele ahnen oder wissen das – gab es ja nicht mal Zeitschriften speziell für Mütter, nur ein paar wenige Frauenzeitschriften…!

Und selbst bei Regenwetter ist meinem Vater was eingefallen: Kino oder Schwimmhalle waren angesagt – gern am Sonntagvormittag. Wahrscheinlich hat meine Mutter in der Zeit die Bude durchgewischt oder sich auch mal Zeit für sich gegönnt. Keine Ahnung, aber es waren immer schöne Erlebnisse mit unserem Vater.

Fernab jeglicher “Neu-Zeit”-Diskussionen á la „Quality-Time mit Kind“ oder „Väterzeit mit Nachwuchs“, die uns später – nach der Wende – im Überfluss ereilen sollten….

Ich denke, mein Vater hatte einfach ein (Bauch)Gefühl dafür, was uns Kindern Spaß macht und vielleicht hat genau DAS die Tatsache, dass er in der Woche doch viel arbeitete und auch manches Mal nach „Feierabend“ noch businessmäßig eingespannt war, in den Hintergrund rücken lassen.

Das haben wir wohl einfach nicht so empfunden.

Vielleicht auch deshalb nicht, weil – neben der Zeit, die mein Vater allein mit uns Kindern verbrachte – auch die gemeinsame Familienzeit am Wochenende außerordentlich intensiv war. Ich erinnere mich, dass wir – als ich Kind und Jugendliche war – durch sämtliche Museen getigert sind.

Und auch spätere Kulturerbe-Stätten, wie Wörlitzer Park & Co., kannten wir bereits als Kinder in – und auswendig.

Wo heute eine „Men`s Health Dad“ einem ominösen Zeitgeist huldigt, der da durchschimmert so in der Art, dass der „Vater von heute“ sooo vieles wissen oder auch machen müsste, da wussten scheinbar die Väter von früher das einfach!

Und ich glaube auch nicht, dass ich da einen Ausnahmevater habe, der super-intellektuell oder studiert war. Eher beides nicht, aber er war eben sehr intelligent und wusste zumindest alles, was uns in der Kindheit wichtig war.

Er konnte die Rollschuhe wieder reparieren, heillosen Kabelsalat von Kassetten wieder ordnen, Reifen wechseln, private Urlaubsplätze organisieren (ein Kunststück zu DDR-Zeiten), mit uns Mathe pauken und, und, und….

Ohne – ich wiederhole es noch mal – je irgendwelche (Pseudo)Tipps in einer Väterzeitschrift eingeholt zu haben. Was die Daseinsberechtigung solcher Gazetten ad absurdum führen dürfte oder eben vielleicht auch entlarvt, wie unfähig – oder auch unsicher – so mancher Mann / Vater heutzutage ist.

Oder – was noch schlimmer wäre – sich das ganze „so-muss-der moderne-Vater sein“-Gedöns womöglich noch von den Medien einflüstern lässt und dies für bare Münze hält.

Gern gebe ich aber mal noch preis, was mein Vater NICHT konnte und womit er noch auf jeder Fahrt in den Urlaub (in den man damals fast ausschließlich mit dem Auto fuhr) einen Krach mit meiner Mutter heraufbeschwörte:

mal die Scheibe runter leiern und nach dem Weg fragen! In fremden Regionen innerhalb der DDR….!

Ich glaube allerdings, das konnten – vor der Einführung des Navis – wohl generell nur wenige Männer. Egal, ob aus Brandenburg oder aus Bad Reichenhall.

Aber – so what!? Nobody is perfect! Das sollten sich vielleicht auch all die Männer sagen, für die die Absonderungen mancher Medien das A und O sind!

Im eigenen Leben zählt immer noch das Bauchgefühl – auch im Umgang mit dem Nachwuchs.

Das aber kann keine Hochglanz(Väter)zeitschrift der Welt je liefern!

Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/101066527

Datei: #101066527 | Urheber: rastlily

 

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