Max Giesinger
Auch Max Giesinger ist in die #KaufNurWasDuBrauchst-Kampagne involviert.

Je leerer die Regale werden, desto lauter tönt es aus Regierungskreisen: “Die Versorgung mit Lebensmitteln ist sicher”. Die Auftritte von Politikern wie Julia Klöckner erinnern ein bißchen an das Propagandagetöse in den letzten beiden Diktaturen. Wer geschichtlich fit ist, der weiß: Je schlimmer die Zustände dazumal wurden, desto verzweifelter versuchte die jeweilige Regierung, der Bevölkerung das Gegenteil davon einzureden.

Genau so ist es jetzt wieder: Toilettenpapier, Reis, Nudeln, Mehl, Hefe und mehr glänzen durch Abwesenheit in vielen Supermärkten. Seit Wochen nun schon. Und seit ungefähr vierzehn Tagen läuft durch die Regierung ein PR-Programm, das das Gegenteil behauptet. “Es ist genügend für alle da” lautet die fragwürdige Botschaft. Ohne Unterlass wird diese – eher halbgare Message – die sozialen Kanäle rauf und runter gespielt.

“Versorgung-ist-sicher”-Getöse wird täglich ad absurdum geführt

Parallel dazu posten unzählige Menschen auf Twitter unter den Hashtags “Hamsterkäufe”/”Hamsterkaeufe” das genau Gegenteil. Oftmals mit Angabe des jeweiligen Supermarktes und der Uhrzeit sowie dem Datum schreiben sie, was sie alles nicht bekommen haben. Und das ist neben dem schon erwähnten Klopapier oft eine ganze Menge. Seife zum Beispiel. Auch die ist in nicht wenigen Drogerie- oder Supermärkten aus.

Dass es mit der Verknappung noch schlimmer werden könnte, erschließt sich eigentlich jedem, der die deutsche Wirtschaft, den Handel und die Politik in den letzten Jahren etwas verfolgt hat. Es führte jetzt hier wohl zu weit, da in der ganzen Tiefe darauf einzugehen, aber fakt ist: So fluffig-locker wie die Regierung die Situation darstellt, dürfte sie nicht sein.

Nicht umsonst stellte sogar die BILD-Zeitung dieser Tage infrage, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Toilettenpapier gewährleistet ist. Ein Grund sollen fehlende Altpapierbestände, die oftmals von Baumärkten (von denen die meisten jetzt geschlossen haben) kommen, sein. Zum Beispiel.

In vielen Supermärkten gibt es sogar schon Zuteilungen – die DDR lässt grüßen.

#KaufNurWasDuBrauchst läuft sich gerade auf Twitter warm

Und jetzt diese neue Kampagne des Landwirtschaftsministeriums. Sie heißt #KaufNurWasDuBrauchst und läuft sich gerade auf Twitter warm. Prominente rufen in kleinen Spots dazu auf, Hamsterkäufe zu vermeiden. Stefanie Hertel ist beispielsweise dabei und der Sänger Max Giesinger auch. Sie sollen – weil prominent – offenbar für ein Umdenken in der Bevölkerung sorgen. Dass aber eine gewisse Bevorratung von Menschen, die jetzt merken, dass einige Lebensmittel knapp werden, auch irgendwo eine normale menschliche Reaktion ist, wird nirgendwo erwähnt.

Im Gegenteil: Wer in diesen Tagen mit drei Packungen gerade gekauften Nudeln irgendwie in die sozialen Netzwerken gerät, wird verächtlich gemacht, beschimpft und mit Hass überkübelt. Hinterfragt, ob diese Person vielleicht für ein Mehrgenerationenhaus oder für eine große Familie einkauft, wird nicht. Da sind Twitter und Facebook hart – man kennt das.

Hinterfragen sollte man aber in diesen Zeiten die Widersprüchlichkeit der Aussage unserer Regierung, dass die Versorgung mit Lebensmitteln zwar sicher sein soll, aber man es offenbar unterlassen soll, von irgendwelchen Dingen zwei- oder dreimal mitzunehmen. Das dürfte doch bei einer stabilen Versorgungslage eigentlich kein Problem sein, oder?

Und warum hört sich das verkrampfte “Die Lebensmittelversorgung ist sicher” irgendwie auch ein klein wenig nach “Die Rente ist sicher” an?

Eben!

Bildnachweis: picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

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