Ein Gastartikel von Kerstin. Er gehört wohl bei den meisten Leuten zur Kindheitserinnerung, so wie Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Teich oder das Rodeln auf dem Hügel vor der Stadt: der Zirkusbesuch.

Was einst völlig normal schien, ist in den letzten Jahren mehr und mehr in den Fokus öffentlicher Kritik geraten: ein Besuch in der Manege.

Dass das so ist, liegt vor allem an Tierschutz-Initiativen, die – natürlich nicht zu Unrecht! – bemängeln, dass Tiere im Zirkus alles andere als artgerecht gehalten werden. Dem gegenüber stehen die Argumente der Zirkusbesitzer, die in den meisten Fällen darauf verweisen, alles für das Tierwohl zu tun.

Ich bin ehrlich: ich kann beide Seiten verstehen. Und ich bin mitnichten ein Experte, der nun bis ins Detail aufzählen könnte, was schief läuft – hinter den Kulissen der Zirkusmanegen und vielleicht auch in den Aktionen der Tierschutz-Initiativen. Darum soll es hier auch nicht gehen. Einfach deshalb nicht, weil ich wahrscheinlich für jede Seite die falschen Argumente wählen würde.

Ganz ehrlich: auch ich bin in den letzten Jahren dem Thema Zirkus immer skeptischer gegenübergetreten, in erster Linie natürlich wegen dem Thema Tierhaltung. Durch mein Kind aber wurde und werde ich in Sachen Zirkus immer wieder konfrontiert.

Denn wenn der Nachwuchs ein Zirkuszelt sieht oder Werbung dafür im Kindergarten ausliegt, dann ist natürlich die Aufregung groß und das Kind zieht`s zum Manegen-Rund. Ich habe das meist ignoriert, vor allem wenn es große Zirkusse betraf, die mit Elefant, Kamel & Co. anrückten. Hier muss man kein Experte sein, um das irgendwo für die Tiere fatal zu finden.

Vor ein paar Tagen aber war es wieder einmal soweit: seit ewigen Kindertagen saß ich – nunmehr mit Kind – in einem Zirkus. Und zwar im „Circus Brunselli“, der bei uns auf dem Land – in einem 380-Seelen-Dorf – gastierte.

Und ich muss sagen: für diese Art Zirkus muss keine Initiative eine Protestaktion starten und kein Besucher ein schlechtes Gewissen haben. Warum?

Weil hier weder Tiger, Elefanten oder Riesenschlangen an Bord sind, sondern lediglich zwei kleine Ponys. Die Show ist ausschließlich auf Familien – vor allem auf Kinder – zugeschnitten und besteht zu 98 Prozent aus Artistik, Akrobatik und Clown-Einlagen.

Bestritten wird das Programm durch die ganze Familie und es ist auch absolut empfehlenswert für Mamas und Papas mit Kind(ern). Oder für Großteltern mit Enkeln und für Tanten mit Nichten oder Neffen.

Für diese Art Zirkus – da bin ich ehrlich – möchte ich hier mal eine Lanze brechen. Eben deshalb, weil man hier für leuchtende Kinder- und Elternaugen OHNE schlechtes Gewissen in Sachen Tierwohl und Tierhaltung  sorgt und das Entertainment locker-leicht daherkommt. Mit den Ponys gibt es lediglich eine einzige richtige Nummer, wenn man mal davon absieht, dass die Tiere zu Beginn des Programms ein paar Runden in der Manege laufen. Für mich eher nicht grenzwertig – andere sehen das vielleicht anders.

Wer also als Mutter oder Vater im Zwiespalt ist, wenn das Thema Zirkus auf den Plant tritt, der sollte überlegen, ob nicht solche kleinen Zirkusse, die häufig im ländlichen Bereich gastieren, eine Alternative sind?

Für mich sind sie das ganz bestimmt und ich werde diese Art Zirkusanbieter auch zukünftig nicht meiden.

Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/82514848#  

“Big Top” and Galway Cathedral during Art Festival.

Datei: #82514848 | Urheber: Alexey Zarodov

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert