Berufliche Zukunft oder Kinderwunsch

Kürzlich fand ich in der JUNGEN FREIHEIT eine Sonderbeilage zum 30jährigen Jubiläum dieser Zeitung. Darin unter anderem einen Artikel von Birgit Kelle zum Thema „Mutter“.

Kelle prangerte in diesem Beitrag die medial lancierte Meinung, dass eine Frau, die mit Haut und Haaren (und damit gerne) Mutter ist, gleichzeitig auch das „Heimchen am Herd“ gibt, an.

Frauen, die sich der Familie widmen wollen

Sie verwies auf die Frauen, die nicht nach einem Job als DAX-Vorstand oder Aufsichtsrätin gieren und sich bewusst – und aus eigener Entscheidung heraus – der Familie widmen. Und in diesem Zusammenhang eben auch „zuhause bleiben“.

Diese Frauen dürften die Mehrheit im Lande bzw. im deutschsprachigen Raum sein, medial freilich stellt man das anders dar.

„Nur“-Mütter kommen  – vor allem in den etablierten Frauenmedien – kaum vor. Im Gegenteil: in den Medien, die sich an Frauen richten, wimmelt es nur so von kinderlosen Frauen mit glamourösen Jobs oder Frauen, die – als müssten sie jemandem etwas beweisen – auf Biegen und Brechen einen Vollzeit-Job mit der Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen.

Dabei ist eigentlich gar nicht klar, wem solche Frauen überhaupt etwas beweisen wollen?

Welt der Medien ist nicht die Realität

Denn die Welt, wie sie in den Redaktionsstuben gemacht wird (und die den Leserinnen vorgaukeln soll, alle können so sein wie z. B. Sheryl Sandberg), existiert ja so im realen Leben gar nicht.

Am besten sieht man diesen eklatanten Unterschied zwischen Wunschdenken und Realität derzeit in der Politik, aber darauf möchte ich gar nicht näher eingehen, weil Endlos-Thema….!

Verwunderlich ist eben nur, dass viele Frauen, dem über jahrzehntelang medial erdachten Bild der Frau, die im Job große Klasse ist, Kinder und Haushalt nebenbei wuppt und auch noch das Familienleben organisiert, entsprechen wollen – wo dieses Bild doch an und für sich nichts weiter als eine Fata Morgana ist!

Zementiert wurde diese Illusion zusätzlich durch eine Familienpolitik, die keine ist.

Aber dass es scheinbar viele Frauen gibt, die sich in diese „als-Frau-und-Mutter-solltest-Du-auch-einen-anspruchsvollen-Job-haben“-Schiene pressen lassen (und sich damit selbst absurden Druck machen), ist wohl Realität.

Dabei ist es auch eine Tatsache, dass immer mehr Frauen offen dazu stehen, nur für die Kinder und die Familie da zu sein und den Job (erst mal) Job sein zu lassen.

Selbst der – in meinen Augen – ideologisch hoch verblendete SPIEGEL brachte kürzlich einen Beitrag über diese Thematik. Auch dazu haben wir Stellung genommen, nachzulesen hier: https://frauenpanorama.de/totgeglaubte-die-nie-weg-waren-hausfrauen/

Konträr zu den Tatsachen bejubeln aber die (noch) etablierten Frauenmedien noch immer nur die Frauen, die sich im Alltag dem Hamsterrad von Job, Alltag und Familie hingeben. Derlei Zeitgenossinnen sind nahezu Heldinnen bei BRIGITTE, FRAU-TV & Co. Geht hier der „Journalismus“ schon fast an die persönliche Schmerzgrenze, setzt das Magazin BRIGITTE MOM noch fett einen drauf – im Gaga- und „an-der-Realität-vorbei“-Geschreibsel.

Magazin für Hippi-Mütter?

Das Magazin selbst ist sowieso nur – so scheint es – für eine Randgruppe überforderter, überdrehter und hippimäßiger Mütter gedacht.

Nur werden hier diese Art „Muttertiere“ aufmunternd und im Tenor des Verständnisses medial an die Hand genommen. Versagen und Überforderung wird mit Hilfe dieser Zeitschrift zu einem kleistrig-bizarren Lifestyle umfunktioniert. So fühlt sich die Prenzlberg-Mama mit dem ewigen, lächerlichen Latte-Becher in der Hand denn auch noch mal so lifestylig….!

Deutlich wird das vor allem an Beiträgen – online und offline – in denen zum Beispiel eine Mutter darüber sinnieren darf, ob sie das „Gras“, das ihr Kind (zum Kiffen) in der elterlichen Wohnung deponiert hat, nicht mal eben zusammen mit dem Nachwuchs gemeinsam rauchen sollte („endlich wieder geiles Zeug im Haus!“).

Oder man bejubelt sich gegenseitig, wenn selbst simpelste Haushalts-Aufgaben nicht bewältigt werden können. In dem Tenor: „auch wenn die Wäsche schief hängt, Hauptsache, sie hängt“ kann sich auch noch die letzte „Schlumpi-Pumpi“-Mutter wie eine Heldin fühlen.

Der Prozess von einer – gaaaanz am Anfang – recht guten Zeitschrift für Mütter, hin zum Verdummungsmedium war bei der BRIGITTE MOM irgendwie schleichend. Früher waren die Beiträge noch halbwegs lesbar, da habe auch ich das Heft noch dann und wann gekauft. Aber spätestens seit auch die Mütter-Gazette in Zeiten von Übergriffen durch “Flüchtlinge” auf einheimische Frauen, á la  #KÖLNHBF und “Karneval der Kulturen” auf das Willkommens-Karussell zugunsten der (zumeist illegalen) Zuwanderer aufgesprungen ist und krude Stories dazu lanciert hat, bin ich raus.

Infantiler Tenor

Zudem stört mich der teenie- bzw. oft kindhafte Tenor dieses Mediums. Online zum Beispiel gibt es bei denen eine Rubrik die da heißt „Haben wollen“.

Eben was für Prenzlberg-Mütter oder solche, die sich so fühlen – wie gesagt.

Der Höhepunkt des Verdummungs-Geschreibsel für Frauen mit Nachwuchs war meiner Meinung nach mit diesem Artikel hier, in dem es darum geht, dass man sich während einer Geburt ja eigentlich auch einen Orgasmus verschaffen und so diesen Naturvorgang besser hinter sich bringen könnte, erreicht, schauen Sie mal hier: https://frauenpanorama.de/brigitte-mom-verdummung-fuer-muetter/ .

Dass es aber nun in diesem Stil weiter geht, beweist ein Artikel, der mir dieser Tage auf Twitter untergekommen ist und einmal mehr ahnen lässt, was das jahrzehntelange „du-musst-Dich-selbst-verwirklichen“-Geschreibsel der deutschsprachigen Frauenmedien (die heute allerdings von vielen anderen guten Online-Redaktionen Konkurrenz bekommen und deshalb auch schwindende Auflagenzahlen hinnehmen müssen) bei vielen Frauen angerichtet hat.

„Mutter sein“ – womöglich noch mit Haut und Haaren –: für das MOM-Leserinnen-Klientel eher kein erstrebenswerter Zustand. Das jedenfalls scheint einmal mehr ein kruder Artikel zu beweisen, der mir dieser Tage auf Twitter unter gekommen ist und dessen Tweet-Verfasserin sich als Schreiberin eines Artikels für BRIGITTE MOM outete.

Der fertige Beitrag wurde gleich mit dazu präsentiert und war – in meinen Augen – an Absurdität nicht zu überbieten!

Schon die Überschrift wirkt bizarr: „Gegenstimme: Job und Kind das geht prima – sagt Séverine, die sich nicht in erster Linie als Mutter definieren will. Sondern als Managerin, die Kinder hat“.

Nach dieser – trotzig wirkenden – Überschrift, legt Sevérine richtig los. Sie prahlt damit, was für eine beruflich eingespannte Frau sie ist, wie viel sie arbeitet und leitet dann über zu den Infos, dass sie irgendwann Kinder bekommen hat. Stolz oder gar Glück über diese Rolle schwingt nicht mit – im Gegenteil!

Unglücklich, sobald das Kind im Haus ist

Offen gibt sie zu, dass sie unglücklich ist, sobald ihre kleine Tochter aus der Vorschule kommt und der Sohn ja auch noch zu Hause ist. Sie schreibt zudem:

„(…)andere Mütter finden es toll, mit den Kindern zu basteln oder Ausflüge zu machen. Als gute Mutter müsste ich es doch genießen, mit den Kindern zusammen zu sein. Klappt aber nicht.(…)“

Und ein paar Zeilen weiter ist zu lesen:

“(…)„ich definiere mich über den beruflichen Erfolg“(…)”.

Ja, schon klar…!

Und dann folgt noch dieses Statement:

“(…)„Irgendwann habe ich realisiert: die Tage ohne Kinderbetreuung machen mein Gehirn zu Matsch. Das bin nicht ich. Ich bin nicht die Mutter, die Kinder hat und auch noch arbeiten geht. Ich bin die Managerin, die auch noch Kinder hat“.(…)

Weiter im Text führt sie noch aus (passt zu meiner oben vorgenommenen Einschätzung…):

„Unser Haus ist oft ein Chaos, weil ich keine Zeit für den Haushalt habe.“

Glaubt man doch sofort!

Feministisch verkorkst…

Am Ende des Beitrages wird es noch mal hardcore-feministisch verkorkst und girlie-mäßig/trotzig: „Vielleicht bin ich karrieregeil, aber auch Ehrgeiz hat einen Platz in der Mutterrolle verdient“.

Ja, ja – die „alles-ist-zu-schaffen“-Mütter! Wie putzig….!

Da ist mir die grandiose Birgit Kelle tausendmal lieber.

Nicht nur, weil ihre Kolumnen und Beiträge den gesunden Menschenverstand (auch als Mutter, die sie ja selbst ist) widerspiegeln, sondern weil sie in dem eingangs erwähnten Essay für die JUNGE FREIHEIT, die Rolle der Mutter auch dergestalt verteidigte, dass es – so sinngemäß – niemals out ist, jemanden zu haben, der Apfelkuchen bäckt oder/und Pflaster auf Wunden klebt. So sieht nämlich die Vorstellung der meisten Leute in unserem Kulturkreis hinsichtlich der Mutterrolle aus!

Eine Managerin, die an einem Ohr den Schwesternkonzern in China hat, unterm Arm das Laoptop und auf der Hüfte noch das Baby – das kommt den meisten Menschen bei dem Wort „Mutter“ nun mal nicht in den Sinn.

Da können die Feministinnen, Realitätsausblenderinnen und Schönschreiberinnen für die –  von massiven Auflagenverlusten gebeutelten – Frauengazetten noch so sehr ihr mediales Wolkenkuckusheim hegen und pflegen: Es passt einfach nicht mehr.

Interessiert “draußen” keine Sau!

Interessiert „draußen“ keine Sau. Ebenso wie sich wohl kaum eine Mutter mit dem hier beleuchteten kruden Text identifizieren kann.

Dass man (FRAU) nun mal nicht alles haben kann und die Vereinbarkeit von Familie und Job nicht nur kaum möglich, sondern von vielen Frauen gar nicht erstrebenswert ist, gehört zur gesellschaftlichen Wahrheit.

Ebenso, dass die selbstgewählte Lebensform einer „Hausfrau“ – ganz klar! – auch eine Form von Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung ist.

Zum Beispiel.

Im medial-gesellschaftlichen Kontext muss das nur noch ankommen.

Doch der Zug mit neuen, frischen Medien, an den – sinnbildlich gesehen – unzählige, weitere Waggons angekoppelt sind, nimmt gerade erst Fahrt auf. Angerostete Modelle indes verbleiben mehr und mehr auf dem Abstellgleis. Und das ist gut so!

Bildnachweis: Fotolia, https://de.fotolia.com/id/10414550#

Datei: #10414550 | Urheber: Bernd Leitner

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